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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hinterbacken und schlüpfte in die Unterhose. Sie war warm und trocken.
    Karen drehte sich um, um sich den Rücken zu wärmen, und versuchte, ihre Jeans trocken zu wringen. Es war schwierig bei dem festen Stoff. Schließlich gab sie auf. Sie wandte sich wieder dem Feuer zu und hielt die Hose über die Flammen.
    Nick drehte sich zum Feuer. Da sein rechter Arm unter dem Hemd steckte, hatte Julie es nicht zuknöpfen können.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Karen ihn.
    »Ein bisschen besser. Irgendwie ist mir übel.«
    Benny sah über die Schulter zu Karen. Sie nickte ihm zu. Er schwang seine Beine wieder nach vorn und beugte sich dicht ans Feuer.
    »Vermutlich will sie uns einen nach dem anderen über die Klinge springen lassen«, sagte Nick.
    »Hübsch formuliert«, meinte Karen.
    »Ich glaube, sie will dafür sorgen, dass wir erfrieren«, sagte Julie. Sie trat ans Feuer. Karen konnte sehen, wie sie zitterte. »Verflucht«, sagte Julie, »da ich mir sowieso schon den Hintern abfriere, kann ich genauso gut weitermachen und die Rucksäcke holen.«
    Nick starrte sie mit offenem Mund an.
    »Warum nicht? Ich bin bereits klitschnass.«
    »Wir sollten lieber bis morgen warten«, sagte Karen.
    »Wir wissen nicht mal mit Sicherheit, ob die Schlafsäcke wirklich nass sind. Sie stecken in den Hüllen. Vielleicht sind sie einigermaßen trocken. Außerdem sind unser Proviant und das Erste-Hilfe-Set darin. Es ist ein Desinfektionsmittel dabei. Wir könnten dich richtig verbinden, Nick. Das wäre auf jeden Fall besser, als dich so eingeschnürt zu lassen.«
    »Das kannst du nicht machen«, sagte Nick.
    »Wir wissen genau, wo die Rucksäcke sind.«
    »Und wenn sie da ist?«, fragte Benny.
    »Meinst du, sie bleibt die ganze Nacht im See, nur weil sie hofft, dass wir nochmal reingehen?«
    »Vielleicht weiß sie es. Vielleicht beeinflusst sie dich.«
    »Sei nicht albern.«
    Karen seufzte. »Das ist keine schlaue Idee, Julie. Sie könnte dir auflauern.«
    »Wenn ja, hat sie kein Messer mehr.«
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit«, sagte Nick.
    »Wenn sie noch ein Messer hätte, hätte sie es bei dir eingesetzt.«
    »Man braucht kein Messer, um jemanden zu töten«, sagte Karen.
    »Oder um getötet zu werden«, entgegnete Julie. Sie ging zu Nick und nahm das Fahrtenmesser von seinem Schoß. Er hielt sie am Handgelenk fest.
    »Das kannst du nicht tun«, sagte er.
    »Wir brauchen die Rucksäcke. Sag nicht Nein, sonst muss ich mich dir widersetzen.«
    »Julie.«
    Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn auf den Mund. Dann flüsterte sie ihm etwas zu. Er antwortete und ließ ihr Handgelenk los. »Haltet das Feuer für mich in Gang«, sagte sie. »Ich werd’s brauchen.«
    Sie trat näher an die Flammen, schnallte den Gürtel ab und hängte die Scheide mit dem Messer daran. Dann setzte sie sich neben Benny auf einen Stein und schlüpfte aus Schuhen und Socken. Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus. »Kannst du die Sachen für mich aufwärmen?«, fragte sie und hielt Karen die nassen Kleider hin.
    »Ich komme mit dir.«
    »Das musst du nicht.«
    Karen lächelte. »Ich tu’s aber.«
    »Wir gehen alle«, sagte Nick.
    »Du und Benny, ihr seid nicht nass.«
    »Wir können am Ufer bleiben. Dann sind wir zumindest in der Nähe, falls etwas passiert.«
    Julie nickte. Sie schnallte sich den Gürtel mit dem Messer um die Taille. Während Nick und Benny aufstanden, verteilte sie ihre Kleider auf Steinen um das Feuer herum.
    Karen legte ihre Jeans über den Stein, auf dem sie gesessen hatte.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte Julie.
    Schaudernd watete Julie ins Wasser. Als sie vorhin in den See gestürmt war, war sie so damit beschäftigt gewesen, Nick zu Hilfe zu eilen, dass sie die Kälte kaum gespürt hatte. Jetzt zitterte sie am ganzen Körper.
    »Spring schnell rein«, riet Nick ihr.
    »Du hast gut reden«, rief sie zurück.
    Karen, die gleich vor ihr war und bis zur Hüfte im See stand, hob den Saum ihres Sweatshirts an, damit es nicht ins Wasser hing. Sie drehte sich zu Julie um. Das kleine Taschenmesser hatte sie zwischen die Zähne geklemmt. Sie nahm es heraus. »Alles klar?«, fragte sie. Ihre Stimme klang höher als gewöhnlich.
    »Ja.«
    »Es geht schneller, wenn wir beide danach tauchen.«
    »Dann kommen wir uns nur in die Quere.« Julie ging an Karen vorbei. Sie sog scharf die Luft ein, als das Wasser in ihre Leistengegend schwappte. Nach einem weiteren Schritt stand sie bis zur Hüfte im See. Sie zog den Bauch ein, als könnte sie

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