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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dunklen Wald hinunter. »Könnt ihr ihn nicht sehen?«
    »Nein. Wo denn?«
    »Siehst du? Da hinten?«
    Beide Mädchen starrten mit angestrengten Gesichtern in den Wald.
    »Vielleicht braucht ihr eine Brille«, meinte Benny.
    »Gar nicht wahr.«
    Eine Weile später, nachdem sie zum Fuß des Hangs abgestiegen waren, entdeckte Benny einen blassen Fleck zwischen den Bäumen vor sich. Der See. Wurde auch Zeit.
    »Da ist er!«, rief eine der Zwillinge.
    Er grinste in sich hinein und ging weiter.
    »Na also.« Seufzend warf Flash seinen Rucksack zu Boden.
    Scott schnallte seinen ebenfalls ab. Die Lichtung am Ende des Wegs lag dicht am Ufer. Sie war offensichtlich schon oft als Zeltplatz genutzt worden. Um eine Feuerstelle herum waren Holzklötze als Sitzgelegenheit aufgestellt. Es gab einen kleinen Haufen Brennholz. Die ebene Fläche war groß genug, so dass alle Platz zum Schlafen hatten.
    Scott lauschte aufmerksam und hörte, wie die Brise durch die Blätter strich und die Wellen leise plätscherten. Aber er hörte kein Strömen von Wasser, das auf einen Fluss in der Nähe hingewiesen hätte.
    »Legt doch alle euer Gepäck ab«, schlug er vor. »Ich kundschafte mal die Gegend aus. Vielleicht gibt es ein Stückchen weiter einen besseren Platz.«
    »Mir gefällt’s hier ganz gut«, sagte Flash.
    »Also, ich wäre lieber an einem Fluss. Fließendes Wasser.«
    »Das ist ein Argument«, meinte Flash.
    »Ich komme mit dir.« Karen schwang ihr Gepäck von den Schultern, stellte es ab und trat zu Scott. Benny, der mit dem Rücken an seinen Rucksack gelehnt auf dem Boden saß, wollte aufstehen.
    »Du wartest hier«, sagte Scott. »Wir sind in ein paar Minuten wieder zurück.«
    Mit enttäuschtem Gesichtsausdruck ließ sich der Junge zurückfallen.
    Scott ging einen Pfad am Ufer entlang, und Karen folgte ihm. Ohne sein Gepäck fühlte er sich beinahe schwerelos. Er ging mit federndem Schritt. Die Brise kühlte sein verschwitztes T-Shirt. Und er war mit Karen allein, zumindest einen Augenblick lang. Er drehte sich zu ihr um. »Hallo, Fremde.«
    Sie schlüpfte unter seinen ausgestreckten Arm und schmiegte sich an ihn. Er legte die Hand auf ihre Schulter. Arm in Arm gingen sie weiter. »Es ist wirklich schön hier.«
    »Hältst du es mit den Kindern aus?«
    »Klar. Sie sind in Ordnung. Benny ist echt ein Kerl.«
    »Ich glaub, er hat sich in dich verknallt. Kann ich ihm nicht verübeln.«
    »Ich hab mich auch in ihn verliebt.« Sie tätschelte Scotts Seite. »Du hast Glück, dass er noch ein Kind ist.«
    »Ich wünschte, Julie würde aus sich herauskommen. Vielleicht wird es jetzt besser, wo Nick dabei ist.«
    »Sie scheinen gut klarzukommen.«
    »Ja.« Er seufzte.
    »Was ist?«
    »Tja, ich hab darüber nachgedacht, wer wo schlafen soll. Ich weiß wirklich nicht, wie wir es hinkriegen …«
    »Ich weiß. Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht. Ich glaub, ich sollte mit Julie in einem Zelt schlafen, oder?«
    »Ich sehe wegen der Kinder und der Gordons keine andere Lösung.«
    »Ist schon okay. Vielleicht können wir uns mal wegschleichen.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Karens Hand wanderte nach unten und schob sich in eine seiner Hosentaschen. Sie streichelte seine Hinterbacke, während sie weitergingen.
    »Wenn Julie dir Probleme macht«, sagte Scott, »gib mir Bescheid.«
    »Ich bin sicher, dass wir miteinander auskommen. So haben wir Gelegenheit, uns besser kennenzulernen.«
    »Sie ist wirklich kein schlechtes Mädchen. Ich hab versucht, aus ihr schlau zu werden. Es hat sie ziemlich hart getroffen, dass ihre Mutter weggegangen ist. Aber sie hat nie gesagt: ›Wie konntest du mir das antun?‹ Sie scheint sich nur darüber aufzuregen, dass ich verlassen wurde. Sie nimmt es June richtig übel und will nicht mal am Telefon mit ihr reden. Beide Kinder sind wegen dem, was sie getan hat, ziemlich verbittert, aber Julie projiziert es offenbar auf dich. Es liegt nicht an dir persönlich. Sie hätte bei jeder Frau, mit der ich mich einlasse, diese Gefühle, da bin ich sicher. Sie scheint zu glauben, dass sie mich beschützen muss.«
    »Vielleicht kommt sie darüber hinweg, wenn wir uns erst mal besser kennen.«
    »Das hoffe ich. Trotzdem fühle ich mich mies, weil du jetzt so was durchmachen musst.«
    Karen lächelte zu ihm auf. »Verdammt, du bist es wert.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Sie umrundeten eine Uferbiegung, und Scott hörte das Geräusch fließenden Wassers.
    »Auftrag ausgeführt«, sagte Karen. Sie kniff ihn in den

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