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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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amüsieren sich prima, die blöden Schlampen. Wenn sie wüssten …
    Sie sprang auf Trittsteinen über das Wasser und ging am Fuß des Felsvorsprungs in die Hocke. Merles aufgegebene Angelrute lehnte mit einem verschrumpelten Stück Trockenfleisch am Haken an den Steinen vor ihr.
    Ettie kletterte an dem Vorsprung hoch und blickte über die Spitze zuerst zu den Schwimmerinnen, dann zu den Steinen am Ufer. Sie hatte erwartet, Merle von hier oben aus zu entdecken, wie er hinter einem der Felsen hockte.
    Aber sie sah ihn nicht. Sie sah nur seine verstreuten Kleider.
    Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Zu ihrer Linken. Im Wasser. Gleich unter einem herausragenden Steinhaufen. Zuerst sah sie nur sich ausbreitende Ringe, als hätte jemand einen Stein ins Wasser geworfen. Dann bemerkte sie den bleichen Fleck eines Körpers, der unter der Oberfläche dahinglitt.
    Ettie packte die Wut. Sie wollte schreien und Merle aus dem Wasser zerren. Der Idiot! Der Idiot!
    Sie stieg auf die Spitze des Felsvorsprungs und richtete sich auf. Das vorderste Mädchen trieb mit zur Seite ausgestreckten Armen auf dem Rücken. Ihre nassen Brüste glänzten im Sonnenlicht, das krause Schamhaar glitzerte, während sie sich strampelnd auf Merles lange, gleitende Gestalt zubewegte. Der Junge konnte nur ein paar Zentimeter unter der Oberfläche sein, aber er war noch nicht zum Luftholen aufgetaucht, und keine der jungen Frauen hatte ihn bemerkt.
    »He, ihr!«, rief Ettie. »Mädels!«
    Drei nasse, verblüffte Gesichter wirbelten zu ihr herum.
    »Raus da! Hier gibt’s Schlangen. Giftschlangen. Wassermokassins!«
    Zwei der Mädchen kreischten und platschten bereits auf das Ufer zu, ehe Ettie geendet hatte. Die dritte, diejenige, die alles ins Rollen gebracht hatte, indem sie ihre Freundinnen zum See hinabgeführt hatte, trat Wasser und blickte sich um. »Ich seh keine«, rief sie.
    »Da!« Ettie schnappte sich einen Stein und warf ihn. Als er auf das Wasser traf, drehte sich das Mädchen nach rechts. Nicht weit links von ihr brach Merles Kopf durch die Oberfläche. »Genau da! Siehst du?« Merle drehte sich zu Ettie um, dann tauchte er schnell wieder unter.
    Er weiß, dass ich ihn erwischt habe, dachte Ettie. Und tatsächlich drehte der blasse Fleck seines Körpers unter Wasser um und schwamm zurück.
    »Tracy!«, rief eines der Mädchen.
    »Komm schon, Tracy«, kreischte das andere. »Lass uns abhauen!«
    Beide gingen am gegenüberliegenden Ufer in die Hocke und schlangen die Arme um den Leib, um ihre Nacktheit vor der Fremden zu verbergen, während sie zu ihrer Freundin hinüberriefen.
    Tracy warf Ettie einen bösen Blick zu. »Sie sind doch nicht ganz dicht«, sagte sie. Dann schwamm sie entspannt zurück über den See.
    Merle, der immer noch unter Wasser war, erreichte den Steinhaufen, an dem er losgeschwommen war. Sein Kopf tauchte auf. »Bleib unten«, blaffte Ettie.
    Das Mädchen watete auf der anderen Seite ans Ufer. Ehe sie zu ihren Freundinnen lief, streckte sie Ettie den Mittelfinger entgegen.
    »Mom?«, fragte Merle in jämmerlichem Tonfall.
    »Bleib unten. Ich sag dir, wenn du rauskommen darfst.«
    Nur mit dem Kopf über Wasser wartete er, während Ettie beobachtete, wie sich die Mädchen anzogen, ihre Rucksäcke auf die Rücken schwangen und sich auf den Weg zum anderen Ende des Sees machten. »Darf ich jetzt?«, fragte er.
    »Nein. Bleib, wo du bist.«
    Die drei erreichten unter häufigen Blicken zurück den Pfad und begannen, zum Hauptweg aufzusteigen. Ettie wandte sich ab. Sie stieg vom Felsvorsprung, riss den Haken mit dem Köder von der Schnur und nahm den biegsamen Ast, den Merle als Angelrute benutzte.
    Sie kletterte damit wieder auf den Felsvorsprung. Als die Mädchen außer Sicht waren, ging sie zum Ufer hinunter und am See entlang bis zu der Stelle, wo Merle im Wasser wartete. »Okay«, sagte sie. »Du kannst jetzt rauskommen.«
    »Du musst weggucken.«
    »Komm raus!«
    Er seufzte. »Ja, Ma’am.« Im hüfttiefen Wasser legte er beide Hände über sein Geschlecht und watete zum Ufer.
    »Du hast keinen Funken Verstand, Junge.«
    »Der Meister, er hat …«
    »Schieb es bloß nicht auf den Meister! Es war ganz allein dein Pimmel, der hinter den Mädchen her war. Beug dich vor.«
    »Ettie, bitte.«
    »Tu, was ich sage.« Er bückte sich, und sie schlug mit der Angelrute hart auf seinen Hintern. Er schrie auf und legte die Hände auf seine Backen. »Hände weg.« Er schluchzte. Als er die Hände sinken ließ, sah Ettie einen

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