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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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»Ich verrate es euch. Es war der Tollpatsch, Benny. Er hat sie letzte Nacht getreten.«
    »Benny hat mich nicht getreten , er ist mir aus Versehen in die Hacken gelaufen.«
    »Scheiße.«
    »Arnold!«
    »Tut es sehr weh?«, fragte er.
    »Nein. Wirklich nicht.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass du humpelst«, sagte Alice. »Mein Gott, Heather, warum hast du uns das nicht erzählt?«
    Ihre Tochter zuckte die Achseln und zog den Socken hoch.
    »Bestimmt wollte sie nur nicht, dass Benny Ärger kriegt«, sagte Rose. »Sie ist nämlich in ihn verknallt.«
    »Stimmt ja gar nicht!«
    »Wohl.«
    »Hört auf«, murmelte Arnold. Mit gerunzelter Stirn sah er Heather an. »Aber du kannst damit einigermaßen laufen, oder?«
    »Ja. Kein Problem.«
    »Gut, wir gehen es heute langsam an. Wenn es dir zu weh tut, überlegen wir uns was.«
    »Wir sollten sie zurücklassen«, sagte Rose, »damit sie die Coyoten fressen.«
    »Das reicht jetzt, junge Frau.«
    »Also gut«, sagte Arnold. »Packen wir’s. Ich hab das Gefühl, das wird ein langer Tag.«

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    Nick blieb vor dem Wegweiser stehen. Auf dem Schild stand: CARVER PASS , 2 MEILEN . Er lehnte sich gegen einen Felsen, um seine Schultern vom Gewicht des Rucksacks zu entlasten, und sah hinab ins Tal. In der Ferne lag der Lake Parker, so blau wie der Himmel. Das Nordufer wurde von Bäumen verborgen, das südliche Ufer war überwiegend felsig. Er entdeckte den Felsvorsprung, an dem er letzte Nacht hinabgeklettert war, und spürte ein leichtes Nachbeben der Angst, die ihn gelähmt hatte, als sie überraschenderweise den beiden Mädchen begegnet waren. Dann erinnerte er sich daran, wie Rose gekreischt hatte und den Felsen hinaufgeeilt war, und er musste lächeln. Es war ein richtiges kleines Abenteuer gewesen. Trotzdem Mist. Die arme Heather. Sie hätten einfach im Lager bleiben sollen.
    »Gibst du mir meine Wasserflasche?«, fragte Julie.
    »Klar.«
    Sie drehte sich um. Nick öffnete eine Seitentasche ihres Rucksacks und zog den grünen Plastikbehälter heraus. Er sah zu, wie Julie die Flasche an die Lippen führte und trank. Ihre Haut war von der Sonne gerötet, die Nase pellte sich ein wenig. Der Lederriemen ihres Baretts war dunkel vor Schweiß. Sie bot Nick die Flasche an. Er trank ein paar Schlucke und steckte die Flasche zurück in den Rucksack.
    »Das wird eine Qual«, sagte sie.
    »Ja. Besonders für Heather.«
    »Mein dämlicher Bruder.«
    »Sieht aus, als ob es ab jetzt in Serpentinen nach oben geht.«
    »Sind Serpentinen nicht großartig?«
    »Die gute Nachricht ist, dass es dann bis zum Lake Wilson nur noch bergab geht.«
    »Wenn wir es bis oben schaffen.«
    Ein Stück unter ihnen tauchten Scott und Karen auf dem Weg auf. Sie gingen nebeneinander durch den Schat ten. »Lasst uns hier warten«, rief Scott, »bis die anderen da sind.«
    »Wie macht sich Heather?«, fragte Julie.
    »Sie hält durch.«
    Sie warteten. Bald sah Nick Rose den Weg heraufkommen. Seine Eltern näherten sich ein Stück hinter dem Mädchen. Dad trug Heathers roten Rucksack wie eine sperrige Einkaufstasche. Nick lief hinab. Als er Flash den Rucksack abnahm, sah er Benny und Heather. Sie waren weit zurückgefallen. Heather, die mit Hilfe von Nicks Wanderstock den Weg entlanghumpelte, lachte über etwas, das Benny sagte. Ein gutes Zeichen. Zumindest jammerte sie nicht vor Schmerzen.
    Nick drehte sich um und trottete vor seinen Eltern den Pfad hinauf.
    »Ist das Ding schwer?«, fragte Julie.
    »Nicht so schwer wie deiner.«
    Karen trat zu ihm. »Lass mich mal heben.« Sie nahm ihm den Rucksack aus den Armen. »Warum teilen wir den Inhalt nicht auf? Jeder trägt etwas, dann muss sich niemand den ganzen Tag mit einem zweiten vollen Rucksack abmühen.«
    »Nicht nur hübsch, sondern auch noch clever«, sagte Dad. »Hat jemand was dagegen?«
    Rose verzog das Gesicht, nickte aber resigniert. Alle anderen benahmen sich, als wäre es eine hervorragende Idee. Heather sah beschämt zu, während Rucksäcke geöffnet und neu gepackt wurden, um Platz für ihre Sachen zu schaffen. Als ihr Vater begann, den leeren Rucksack an seinem eigenen zu befestigen, protestierte sie schließlich. »Den kann ich selbst tragen.«
    »Kein Problem«, sagte er.
    »Ich trage ihn«, mischte sich Benny ein. Seine Stimme klang etwas weinerlich. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Hey, so was kann passieren«, tröstete ihn Dad. »Mach dir keinen Kopf.«
    Benny blickte sich um, als suchte er ein Loch, in dem er sich verkriechen könnte. Da

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