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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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er keines fand, seufzte er nur laut. »Tut mir leid für euch alle.«
    »Schon gut«, sagte Scott.
    »Klar«, meinte Julie. »Macht doch Spaß, noch ein bisschen zusätzliches Gewicht zu tragen.«
    Scott warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Ich wusste doch, dass wir sie letzte Nacht nicht hätten gehen lassen sollen«, sagte Mum. »Aber auf mich hört ja niemand. Nächstes Mal …«
    »Lasst uns in die Gänge kommen«, unterbrach Flash sie. »Wir müssen auf den Berg rauf.«
    Sie schulterten ihr Gepäck und folgten weiter dem Weg. Der Baumbestand dünnte sich aus, so dass der Schatten stetig abnahm und schließlich ganz verschwand.
    Nick und Julie, die vorangingen, blieben oft stehen und warteten, bis die anderen aufgeschlossen hatten. Gegen Mittag hielten sie schließlich an einer der ebenen Stellen, wo der Pfad auf seinem Zickzackkurs eine enge Kehre beschrieb. Sie legten ihre Rucksäcke ab und setzten sich auf einen Felsen. Scott und Karen waren ein Stück weiter unten und näherten sich langsam.
    »Wer hat eigentlich behauptet, dass Wandern Spaß macht?«, fragte Julie.
    »Ich nicht.«
    »Scheiße.« Sie hob ihr T-Shirt an und wischte sich damit das verschwitzte Gesicht ab. Nick starrte auf ihre nackte Taille. Sie zog den Stoff wieder runter. Er klebte an ihrem Bauch. »Ich fühl mich, als würde ich gleich abkratzen.«
    »Wenigstens weht eine leichte Brise.«
    »Wie würdest du es finden, jetzt in einen Swimmingpool zu springen?«
    »Ich würde in alles hineinspringen, was kalt ist«, antwortete Nick.
    »Geht mir genauso. Mann, das ist echt die Hölle. Wie konnte uns so was nur passieren? Wir könnten jetzt zu Hause sein und mit einem Eistee am Pool sitzen.«
    »Oder mit einem Hamburger und einem Schokoshake bei Burger King.«
    »Andererseits …«
    »Was?«
    »Tja.« Julie sah ihn an und zuckte die Achseln. »Wenn wir nicht hier am Arsch der Welt wären, hätten wir nicht … hätte ich dich nicht kennengelernt. Ich meine, darüber freu ich mich jedenfalls.«
    Bei diesen Worten schlug Nicks Herz schneller. »Wenn wir wieder zurück sind, können wir vielleicht mal … ich weiß nicht … ins Kino gehen oder so.«
    Sie sah ihm lächelnd in die Augen. »Bis dahin hast du bestimmt die Schnauze voll von mir.«
    »Vielleicht«, sagte Nick.
    Julie lachte.
    »Ich kann’s mir aber nicht vorstellen.«
    Karen rief: »Wo ist der Gipfel?«
    »Irgendwo da oben«, antwortete Julie.
    »So munkelt man zumindest«, fügte Nick hinzu.
    »Ihr beide gebt echt ganz schön Gas«, sagte Scott.
    Julie nickte. »Wie die Gämsen.«
    Scott und Karen setzten ihre Rucksäcke ab. Scott wirkte, als hätte der steile Anstieg ihn kaum angestrengt. Er war nicht einmal außer Atem. Karen sah fast genauso entspannt aus. Sie wedelte mit den Schößen ihrer karierten Bluse und öffnete dann die drei unteren Knöpfe. Knapp unter den Brüsten knotete sie die Zipfel zusammen. »Angenehme Brise.« Sie lehnte sich gegen ihren Rucksack und fächerte sich mit dem Hut Luft ins Gesicht.
    »Wir dachten«, sagte Julie, »dass wir ebenso gut hier Mittagspause machen können.«
    »Klingt gut«, meinte Scott.
    Nachdem sie Nüsse, getrocknete Früchte, Kekse und Militärschokolade gegessen hatten, wanderten sie weiter. Am Anfang kam Nick der Rucksack unerträglich schwer vor. In den Schultern und im Rücken pulsierte der Schmerz, und die Beine schienen kaum fähig, sein Gewicht zu tragen. Er hatte das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen, zwang sich aber, Schritt für Schritt weiterzugehen. Langsam ließen die Qualen nach, als gäbe sein Körper den Widerstand auf und akzeptierte seine Rolle als Lasttier.
    Er ging hinter Julie und passte seinen Schritt dem ihren an. Ihre Wanderschuhe waren staubbedeckt. Eine Socke war ein Stückchen herabgerutscht. Auf ihren weißen Shorts prangten zwei halbmondförmige gelbbraune Flecken vom Sitzen im Dreck, und er konnte die Umrisse der Unterhose durch den dünnen Stoff erkennen. Das Höschen war sehr knapp. Wie ein Bikiniunterteil. »Hast du einen Badeanzug mitgenommen?«, fragte er.
    »Klar. Und du?«
    »Ja.«
    »Aber das Wasser ist kalt. Wir würden uns den Hintern abfrieren.«
    »Die beiden Mädchen waren schwimmen.«
    »Müssen Eisbären sein.«
    »Wahrscheinlich ist es nicht schlimm, wenn man erst mal drin ist.«
    »Kommt drauf an. In manchen Seen kann man’s aushalten.«
    »Je seichter, desto wärmer«, sagte Nick.
    »Hängt auch von dem Zufluss ab.«
    »Im Moment könnte ich auch zwischen Eiswürfeln

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