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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Fliesen unter den Füßen. Während sie sich abstieß, hielt sie mit einer Hand ihr Höschen fest. Sie glitt durch das Wasser, ließ den Bikini los und schwamm weiter. Beim ersten Beinschlag bekam sie einen Krampf im rechten Oberschenkel. Lautlos schrie sie ins Wasser und packte das verkrampfte Bein. Mit festem Griff massierte sie die Muskeln und versuchte, sie mit Schlägen zu lockern. Sie war froh, dass sie trotz des starken Schmerzes und des Brennens in den Lungen nicht in Panik geriet. Es war nicht ihr erster Beinkrampf. Sie war nur einen Meter von der Seitenwand entfernt. Das einzig Richtige war jetzt, den Schmerz zu ignorieren, mit den Armen und dem unversehrten Bein aufzutauchen und so schnell wie möglich zum Rand zu schwimmen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und strampelte Richtung Oberfläche. Mit einem plötzlichen Schmerz versagte ihr linkes Bein. Beide Beine waren angezogen und gelähmt. Das leblose Gewicht zog sie nach unten. Sie schaffte es zwar, mit den Armen die Wasseroberfläche zu durchbrechen und wild darauf einzuschlagen, hatte aber nicht genug Kraft, den Kopf herauszuheben. Durch einige Zentimeter schäumenden Wassers sah sie über sich das Sprungbrett schwanken. Obwohl sie mit den Armen ruderte, sank sie tiefer hinab. Das Brett verschwamm vor ihren Augen. Jetzt konnte sie nicht einmal mehr mit den Fingerspitzen die Oberfläche erreichen.
    Das ist verrückt!
    Scheiße, ich bin wirklich …
    Etwas blockierte ihren rechten Arm. Noch ein Krampf? Nein, es fühlte sich anders an, wie eine enge Manschette um ihr Handgelenk. Etwas zog an ihr. Einen Augenblick später schoss ihr Kopf aus dem Wasser. Sie schnappte nach Luft und blickte sich um. Ihr Vater war in den Pool gesprungen, klammerte sich mit einer Hand am Rand fest und zog sie mit der anderen heraus. Hinter ihm kniete Karen mit angstverzerrtem Gesicht.
    Dad zerrte sie an den Rand. Während er hinauskletterte, hielt sie sich an der Betonkante fest. Gemeinsam mit Karen half er ihr aus dem Wasser. Sie legte sie auf die Seite und massierte ihre schmerzenden Schenkel.
    »Krämpfe?«, fragte ihr Vater.
    »Ja.«
    »In beiden Beinen?«
    Sie nickte.
    »Mein Gott«, stöhnte Karen.
    »Es ist verrückt«, sagte sie.
    »Du hast es aber auch ein bisschen übertrieben, Schätzchen.« Ihr Vater ging neben ihr in die Hocke und knetete ihren rechten Oberschenkel. Karen massierte den anderen. Schnell ließ der Schmerz nach. Die Muskeln lösten sich, und Julie streckte die Beine aus.
    »Ich glaube, es geht wieder.«
    »Du solltest dich lieber eine Weile hinlegen«, sagte ihr Dad. Er und Karen halfen ihr aufzustehen. Sie hielten sie an den Armen und führten sie zu einem Liegestuhl. Ihre Beine waren schwach und zittrig.
    Als sie auf dem Polster lag, beugte sich Dad über sie. Er streichelte ihre Stirn und strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht. »Bist du sicher, dass es dir gutgeht?«
    Sie nickte. »Ich hätte wohl doch besser nicht reingehen sollen.«
    »Du hast es bloß übertrieben.«
    »Wahrscheinlich. Hey, danke, dass du mich rausgezogen hast.«
    Er nickte mit fest aufeinandergepressten Lippen. Seine Augen waren feucht und gerötet. Er tätschelte ihre Wange. »Schlaf jetzt ein bisschen. Ich wecke dich rechtzeitig für Nick.«
    »Sag mir um vier Bescheid, ja?«
    »Klar.«
    Karen drückte sanft ihre Schulter und lächelte sie an. Dann gingen sie und Scott leise miteinander sprechend zu ihren Liegestühlen.
    Julie schloss die Augen gegen das Sonnenlicht. Sie dehnte die Beinmuskeln und spürte sie zittern. Dann entspannte sie sich. Sämtliche Energie war aus ihr herausgeflossen. Die Wärme war eine angenehme Decke. Sie versuchte, darüber nachzudenken, was mit ihr geschehen war, aber ihre Gedanken schweiften ab. Sie räkelte sich auf einem heißen Granitbrocken am See und spürte Nicks nassen Körper, seine Lippen auf ihrem Mund.
    Eine Hand rüttelte sie wach. »Es ist kurz nach vier«, sagte ihr Dad.
    »Danke.« Julie lag noch eine Weile still da, nachdem er gegangen war. Sie fühlte sich matt und niedergedrückt von der Hitze der Sonne. Dann wurde die Müdigkeit von dem Gedanken an Nicks Ankunft vertrieben. Sie setzte sich auf, und Schweiß rann an ihr herab, ergoss sich aus den kleinen Lachen, die sich im Nabel und der Vertiefung am Hals gebildet hatten. Sie suchte nach den Flipflops und entdeckte sie am flachen Ende des Pools, wo sie sie ausgezogen hatte. Mit dem Handtuch in der Hand rannte sie über den glühenden Beton zum Haus.
    Benny sah von seinem

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