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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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operieren. Sie hat es schlimmer erwischt als Rose. Beide sind in ziemlich guter Verfassung, abgesehen von Bisswunden an den Händen und Armen. Nick meint, sie würden wahrscheinlich noch am Nachmittag nach Hause können.«
    »Alice wird operiert?«
    »Nur an der Hand. Die Sehnen oder Muskeln müssen genäht werden oder so.«
    »Also …« Seufzend betrachtete Scott die glitzernde Oberfläche seines Drinks. »Gott sei Dank ist es nichts Schlimmeres.«
    Julie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, als wäre sie erschöpft. »Vielleicht hat Benny Recht«, sagte sie leise.
    »Es ist nur Zufall, Süße.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Komm, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ein Fluch …«
    »Ich will es nicht glauben«, sagte sie mit müder Stimme. »Aber erst Benny, und jetzt das.«
    »Ich gebe zu, es ist ein bisschen seltsam, dass beides am selben Tag passiert, aber es ist nur ein sonderbarer Zufall.«
    »Zwei Ereignisse sind Zufall«, sagte Karen, während sie düster auf ihre Bloody Mary starrte. »Aber drei … ich wäre letzte Nacht beinahe gestorben.«
    Scott sah sie verblüfft an.
    »Mir ist schon klar, dass ständig Unfälle geschehen, Leute in der Badewanne stürzen, aber mir ist es noch nie passiert. Ja, ich bin schon ein paarmal ausgerutscht, aber letzte Nacht habe ich einen richtigen Kopfsprung gemacht. Wenn Meg mich nicht rechtzeitig herausgezogen hätte …« Karen lächelte schief. Sie rührte mit dem Finger in ihrem Drink, und die Eiswürfel klimperten gegen das Glas. »Ich lag ohnmächtig unter Wasser, als sie mich fand. Ein paar Minuten länger …« Sie zuckte mit den nackten Schultern. »Ich frage mich, ob sie einem wirklich so einen Zettel an den Zeh hängen. Es kommt einem lächerlich vor, oder? Aber ich glaube, sie tun es. Wer soll sich schon beschweren?«
    »Mein Gott, Karen.«
    »Geht es dir gut?«, fragte Julie.
    »Tja, ich bin hier und kann die Geschichte erzählen. Ja, alles in Ordnung.« Sie sah Scott mit erhobenen Brauen an. »Was meinst du?«
    Er fühlte sich benebelt, wusste nicht, was er dazu sagen sollte und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Zufall oder Fluch?«, hakte sie nach.
    »Ich … ich weiß es einfach nicht.«
    »Sie hat gesagt, sie würde uns kriegen«, murmelte Julie.
    »Das Gute an der Sache ist,«, sagte Karen, »dass zumindest noch niemand ernsthaft verletzt oder gar getötet wurde.«
    »Noch nicht.«
    »Hört zu«, meinte Scott, »Fluch hin oder her, manchmal hat man einfach Pech, und es geschehen Unfälle. So was passiert einfach. Wir machen die Sache nur noch schlimmer, wenn wir davon ausgehen, dass die Frau das alles ausgelöst hat.«
    »Aber wenn es wirklich so ist?«, fragte Julie. »Was ist, wenn das erst der Anfang ist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Scott. »Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun? Wenn du so sicher bist, dass es an dem Fluch liegt, was schlägst du vor? Sollen wir uns verstecken? Nicht mehr duschen? Den Rest unseres Lebens zu Hause bleiben? Vielleicht solltest du heute Abend lieber nicht mit Nick ins Kino gehen. Der Fluch könnte dich erwischen.«
    »Sei nicht so gemein.«
    »Ich meine es ernst. Wohin soll das führen? Soll ich meinen Job kündigen? Bei Gott, ich sollte nicht mit einer beschissenen L1011 mit dreihundert Passagieren an Bord abheben, wenn die Frau mich mit einem Fluch belegt hat.«
    »Wann ist dein nächster Flug?«, fragte Karen, ohne zu lächeln.
    »Komm, das war doch nur …«
    »Wann? Nächste Woche?«
    »Dienstag. Ich fliege um acht Uhr vierzig zum Kennedy-Airport.«
    »Heute ist Donnerstag. Wenn das so weitergeht …«
    »Es wird nicht so weitergehen.«
    »So oder so«, fuhr Karen fort, »sollten wir bis dahin eine ziemlich genaue Vorstellung davon haben, wie die Lage ist.«
    »Du klingst, als wärst du schon überzeugt.«
    »Ich stehe kurz davor.«
    »Was ist mit dir, Julie?«
    »Ich gehe auf jeden Fall zu meiner Verabredung.«

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    Benny aß mit Tanya in der Küche ein Käsesandwich und trank eine Cola. Als er fertig war, entschuldigte er sich und ging mit seinem Buch ins Wohnzimmer. Durch die gläserne Schiebetür sah er die anderen draußen sitzen. Sein Vater und Karen waren gleich vor der Tür, Dad las, und Karen hatte sich auf dem Liegestuhl ausgestreckt.
    Sie hatte die Hände im Nacken verschränkt und die Augen geschlossen. Ihre Haut glänzte von der Sonnenlotion. Benny betrachtete ihre Brüste, die nur in der Mitte von dem gespannten Stoff des

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