Der Wald: Roman
laufen und eine Erdgöttin namens Habondia anrufen. Um den Kreis zu schließen, war es nötig, etwas von dem Wasser in jeden Raum des Hauses zu spritzen. Er sollte in Kapitel drei nachlesen, wie man Wasser reinigte. Aber in dieser Nacht würde der Mond scheinen, deshalb hielt er sich nicht länger damit auf, sondern las weiter.
Er könnte einen heiligen Stein an den Kamin hängen. Wenn er einen besäße. Oder er könnte sich mit einem Magnetstein oder einem Steinkreuz schützen. Aber wo sollte er diese Dinge auftreiben?
Je mehr er las, desto größer wurde seine Enttäuschung. Für jeden Zauber, jedes Amulett, jeden Talisman oder Trank benötigte man seltsame Steine, Kräuter, von denen er noch nie gehört hatte, oder Planetenkonstellationen, aus denen er nicht schlau wurde. Er klappte das Buch zu.
Dann schlug er es wieder auf. Er hatte erst zehn Seiten des Kapitels gelesen. Er würde den Rest auch noch lesen. Es musste etwas Hilfreiches darin stehen.
Es musste einfach.
32
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Als Julie aufwachte, war das Handtuch unter ihr schweißgetränkt. Sie wischte sich mit einer Ecke das Gesicht ab und hob den Kopf. Am anderen Ende des Pools lag Karen auf einem Liegestuhl und schlief offensichtlich. Ihr Vater, der danebensaß, las ein Buch.
Julie griff nach den lose herabhängenden Kordeln ihres Bikinioberteils und verknotete sie hinter dem Rücken. Schweißtropfen liefen über ihre erhitzte Haut, als sie sich aufsetzte. Die Betonumrandung des Pools versengte ihr die Füße. Sie schlüpfte in die Flipflops und ging zu ihrem Vater. Leise, um Karen nicht aufzuwecken, fragte sie ihn nach der Uhrzeit.
Dad sah auf seine Armbanduhr. »Kurz nach drei. Nick hat angerufen, während du geschlafen hast.«
»Oh nein! Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Er hat nur mit Tanya gesprochen und lässt ausrichten, dass er um fünf kommt.«
»Wie geht’s seiner Mutter?«
»Das hat er nicht gesagt. Aber es muss alles gut gegangen sein, sonst würde er bestimmt nicht kommen.«
»Ja, das glaub ich auch.« Sie seufzte, enttäuscht wegen des verpassten Anrufs. »Bleibst du noch eine Weile hier?«
»Ja. Warum?«
»Ach, nichts. Ich wollte nur in den Pool springen, um mich abzukühlen.« Mit einem lässigen Schulterzucken fügte sie hinzu: »Du lässt mich doch nicht ertrinken, oder?«
Dad zog die Brauen hoch. »Wenn du dir solche Sorgen machst, solltest du lieber nicht in den Pool gehen.«
Die Antwort traf sie an einem wunden Punkt. »Mein Gott, das sollte ein Witz sein.«
Während sie wegging, sagte ihr Vater: »Ich pass auf dich auf.«
»Danke«, murmelte sie. Am Rand des Pools streifte sie die Flipflops ab, dann stieg sie die Stufen an der flachen Seite des Beckens hinab. Das Wasser schwappte kühl und erfrischend um ihre Beine. Sie watete tiefer hinein, sog die Luft ein, als ihr Schritt eintauchte und wunderte sich, wie sie es ausgehalten hatte, in dem eisigen Bergsee zu schwimmen. Als das Wasser ihr bis zum Bauch reichte, ließ sie sich hineingleiten. Nach der ersten Schrecksekunde fühlte es sich gut an. Sie tauchte bis zum Ende des Beckens, schnappte im Schatten des Sprungbretts Luft und sah zu ihrem Vater hinüber, während sie wendete. Das Buch lag zugeschlagen auf seinem Schoß. Er beobachtete sie.
Auf dem Rücken schwamm sie zurück und behielt dabei den Beckenrand im Auge, um die Entfernung bis zum Ende der Bahn abzuschätzen und sich nicht den Kopf anzustoßen. Als sie innehielt und sich umsah, war die Mauer noch zwei Meter entfernt. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie so übervorsichtig war, und warf sich nach vorn ins Wasser. Es tat gut, die vom Wandern schmerzenden Muskeln zu dehnen. Am tiefen Ende des Beckens stieß sie sich mit solcher Kraft ab, dass das Wasser ihre Bikinihose ein paar Zentimeter herunterzog. Sie zerrte sie wieder hoch und schwamm weiter. Als sie das flache Ende erreichte, stieß sie sich vorsichtiger ab.
Wenn niemand dagewesen wäre, hätte sie den Bikini ausgezogen und wäre nackt durch das Wasser gepaddelt. Es war so ein herrliches, wildes Gefühl. Besonders nachts. Verdammt, wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie sich wahrscheinlich überhaupt nicht in den Pool gewagt. Dieser elende Fluch. Wahrscheinlich war es alles Unsinn, aber wie sollte man erklären, was Benny, Alice und Rose und auch Karen zugestoßen war? Okay, Karen war in der Badewanne ausgerutscht. Das konnte jedem passieren. Aber was war mit …
Sie berührte die Wand an der tiefen Seite, wendete und spürte die
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