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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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den Wecker neben dem Bett. Fünf nach halb fünf. »Mist«, stöhnte sie. Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, föhnte und bürstete ihr Haar. Die Strähne, von der die Alte kurz über ihrer Braue einen Zentimeter abgeschnitten hatte, störte sie. »Diese Schlampe«, murmelte sie und stand auf, um eine Schere zu suchen. Die schmerzenden Beine erinnerten sie an den Beinaheunfall im Pool. Vielleicht war die Pechsträhne ja beendet. Wenn irgendwas passieren sollte, das ihr das Date verdarb … Wenigstens lastete auf Nick kein Fluch. Die alte Schlampe hatte weder Haare noch Blut von ihm. Was für blödsinnige Gedanken. Es gibt keinen Fluch!
    Sie setzte sich mit der Schere hin und gab ihr Bestes, um die Frisur zu begradigen. Versuch, dir nicht die Augen auszustechen, dachte sie.
    Als sie damit fertig war, zeigte die Uhr bereits zehn vor fünf. Sie warf den Morgenmantel aufs Bett, nahm eine frische rosafarbene Unterhose aus der Schublade und schlüpfte hinein. Dann zog sie einen Büstenhalter heraus und begann, ihn anzuziehen. Ich würde im Leben keinen BH anziehen … Die Jungs kriegen die Krise … Das turnt ganz schön ab. Mit klopfendem Herzen legte sie den BH zurück und eilte zum Wandschrank. Ihre Hände zitterten, als sie die Bluse vom Bügel nahm. Sie zog sie an, hielt sie zu und sah an sich hinab. Durch den glänzenden hellgelben Stoff konnte man deutlich ihre Nippel erkennen. »Auf keinen Fall«, sagte sie. Nicht vor aller Augen. Selbst wenn es nur Nick wäre, zweifelte sie daran, dass sie es sich trauen würde.
    Um fünf Uhr war sie fertig. Sie überprüfte ihr Äußeres noch ein letztes Mal im Spiegel und war zufrieden mit dem heiteren, frischen Eindruck, den sie in der gelben Bluse, dem waldgrünen Rock und den Sandalen erweckte. Die dünne, enge Goldkette verlieh dem Ganzen eine hübsche Note. Und der BH war ebenfalls die richtige Wahl: Unter der eng anliegenden Bluse zeichnete sich nun statt ihrer Brustwarzen der Spitzenstoff ab. »Wie züchtig«, sagte sie, grinste ihr Spiegelbild an und ging hinaus.
    Benny war nicht mehr im Wohnzimmer. Durch die Schiebetür sah sie ihn draußen mit Karen am Tisch sitzen. Sie blickten beide mit starren Gesichtern in dieselbe Richtung.
    Julie zog die Glastür auf und ging hinaus. Die Nachmittagshitze schlug ihr entgegen. Ihr Vater stand ein paar Meter entfernt und spritzte Benzin in den Grill.
    »Mein Gott, pass bloß auf«, warnte Karen ihn.
    »Keine Sorge. Das hab ich schon tausendmal gemacht.«
    »Berühmte letzte Worte«, sagte Julie.
    Dad sah zu ihr hinüber und lächelte. »Hey, du siehst klasse aus.«
    »Danke.«
    Er zog ein Streichholzheftchen aus einer Tasche seines blauen Hawaiihemds. »Wenn du in Flammen aufgehst«, sagte Julie, »ist das schöne Hemd hinüber.«
    »Immer eine große Klappe.«
    »Lass mich das anzünden«, sagte Karen. Sie wollte aufstehen, aber Benny nahm ihre Hand und hielt sie fest.
    »Nicht«, sagte er.
    »Das ist doch albern.« Scott brach ein Streichholz aus dem Heftchen. Schnell trat Julie neben ihn.
    »Geh ein Stück weg, Schatz.«
    »Siehst du, du machst dir doch Sorgen.«
    »Ihr treibt mich noch in den Wahnsinn. Was sollen wir denn machen, nichts mehr essen? Wenn ich das Feuer nicht bald anzünde …«
    »Ich hab eine Idee«, meinte Julie. »Lass uns auf Nick warten.«
    »Genau!«, rief Benny. »Bei ihm wird nichts passieren.«
    »Oh Mann.«
    »Lass uns auf ihn warten«, sagte Karen.
    Dad schüttelte den Kopf. Irgendwie wirkte er bestürzt und zugleich belustigt. »Wir sollen also hier rumsitzen wie vier Bekloppte und auf den Großen Unverfluchten warten, damit er die Holzkohle anzündet? Habt ihr euch das so vorgestellt?«
    »Ja«, sagte Julie.
    Benny nickte.
    »Wir müssen ja nicht rumsitzen wie Bekloppte«, meinte Karen. »Wir können rumsitzen wie vernünftige Menschen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Dad. Aber er warf das unangezündete Streichholz auf die Kohlen und ging mit Julie zurück an den Tisch.

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    »Wir sollten lieber losfahren«, sagte Julie. »Bis zum Kino fährt man zwanzig Minuten, und es könnte sein, dass wir Schlange stehen müssen.« Als sie sich erhob, schob auch Nick seinen Stuhl zurück und stand auf.
    Er dankte Julies Vater für das Essen.
    »Jederzeit wieder«, sagte Scott. »Ich bin froh, dass du es noch geschafft hast. Vielleicht könnt ihr ja morgen alle zusammen kommen, wenn es deiner Mutter besser geht.«
    »Das wäre toll.«
    »Ihr könnt eure Badesachen mitbringen. Dann

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