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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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ausgenommen. Diese einzige Richtung war noch freigelassen, und hierhin mußte er fliehen; er warf also sein Pferd ungestüm herum in Richtung der Baumgruppe, die sich der Insel gegenüber erhob. Aber der kurze Augenblick, während dessen er unentschlossen stehengeblieben war, war für die Indianer genug gewesen; sie hatten sich schon näher zusammengezogen.
    »Der Unglückliche ist verloren, wie er es auch anfangen mag«, sagte Bois-Rosé; »es ist nun zu spät, durch den Fluß zu schwimmen.«
    »Bois-Rosé, Pepe«, rief Fabian, »wenn wir einen Christen retten können, sollen wir ihn dann vor unseren Augen ermorden lassen?«
    Pepe befragte Bois-Rosé mit einem Blick.
    »Ich bin Gott für dein Leben verantwortlich«, sagte der Kanadier feierlich; »das könnte es nicht mehr sein, wenn wir entdeckt würden; wir sind nur drei gegen zwanzig. Das Leben von drei Männern – das deine besonders, Fabian – ist mehr wert als das eines einzigen; wir müssen das Schicksal dieses armen Teufels sich erfüllen lassen.«
    »Aber wir sind ja gedeckt!« fuhr der edelmütige Fabian fort.
    »Wir sind gedeckt?« erwiderte Bois-Rosé. »Nennst du diesen schwachen Wall von Weiden, Rohr und Schilf eine gedeckte Stellung? Denkst du, daß diese Blätter undurchdringlich für die Kugeln sind? Und dann sind diese Indianer jetzt zwanzig an der Zahl; sobald eine Kugel aus unserer Büchse einen dieser roten Dämonen zu Boden gestreckt hat, wirst du bald hundert anstatt zwanzig erblicken! Gott verzeihe mir meine Härte, aber sie ist notwendig!«
    Fabian bestand diesem letzten Grund gegenüber nicht mehr auf seiner Meinung. Er war nur zu wahrscheinlich, und Fabian wußte nicht, daß der Hauptteil der Indianerschar sich dem Lager der Weißen zugewandt hatte.
    Während dieser Zeit floh der Weiße wie ein Mann, der als letztes Hilfsmittel nur noch die Schnelligkeit seines Pferdes kennt. Er wandte sich nach der in der Baumgruppe der schwimmenden Insel gegenüber befindlichen Öffnung. Schon konnte man den Ausdruck seiner schreckensbleichen Züge bemerken. Er war nur noch zwanzig Schritt vom Fluß, als der Lasso eines Indianers auf ihn niederfiel und der Unglückliche das Gleichgewicht verlor, heftig aus dem Sattel und auf den Sand geschleudert wurde. »Nun? Was ist das?« fragte Pepe. »Woher kommt dieser panische Schrecken?«
    Der gewesene Grenzsoldat hatte seine Frage noch nicht beendet, als das Schauspiel, das sich plötzlich seinen Augen darbot, selbst die Antwort darauf gab.
    »Bückt euch! Bückt euch! Um Gottes willen nieder hinter das Schilf!« sagte er, indem er mit gutem Beispiel voranging. »Die Indianer jagen ebenfalls!«
    In der Tat erschienen jetzt furchtbarere Jäger auf diesem weiten Tummelplatz, der allen, die in diese herrenlosen Steppen kamen, offenstand.
    Etwa zwölf von den wilden Pferden, die der Kanadier und Pepe ihren Durst löschen gesehen hatten, galoppierten bestürzt durch die Ebene. Indianische Reiter, die ohne Sattel auf ihren Pferden saßen, um diese schneller zu machen, und die Knie fast bis zum Kinn heraufgezogen hatten, um ihnen ganz freien Lauf zu lassen, sprengten hinter den erschreckten Tieren her. Anfänglich waren nur drei Indianer zu sehen; aber nach und nach tauchten beinahe zwanzig an der Grenze des Horizonts empor. Die einen waren mit Lanzen bewaffnet, andere wiederum ließen ihre Lassos aus geflochtenem Leder durch die Luft kreisen; alle aber stießen jenes Geheul aus, wodurch sie ihre Freude oder ihren Zorn kundgeben.
    Pepe warf einen fragenden Blick auf den Kanadier, wie um ihn zu fragen, ob er auch so schreckliche Aussichten berechnet hätte, um Fabian ihre abenteuerliche Lebensweise angenehm zu machen. Zum erstenmal in einem solchen Augenblick war die Stirn des unerschrockenen Jägers von einer tödlichen Blässe bedeckt. Ein düsterer, aber beredter Blick war die Antwort Bois-Rosés auf die stumme Frage des Spaniers.
    Das heißt, dachte Pepe, daß eine zu große Liebe im Herzen des mutigsten Mannes ihn für den zittern läßt, den er mehr als sein Leben liebt, und daß Abenteurer, wie wir es sind, durch nichts an die Welt gefesselt sein dürfen. Ein Beispiel ist Bois-Rosé, der schwach wird wie ein Weib.
    Indessen war es beinahe gewiß, daß selbst das so geübte Auge eines Indianers ihren geheimen Zufluchtsort nicht durchdringen konnte. Die drei Jäger beobachteten also, nachdem die erste Unruhe vorüber war, die Bewegungen der Indianer mit kälterem Blut. Einen Augenblick noch verfolgten die wilden

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