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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Besprechung verdient; und da der Ort, an dem er mich erwartet, auf dem Weg nach Tubac liegt, so werde ich ihn bei meiner Durchreise sehen.‹ Das ereignete sich«, fuhr der Bote fort, »am Tag vor der Abreise Don Estévans; ich bin schneller geritten als er, um seine Befehle auszuführen, und bin, wie ich Euch schon gesagt habe, ihm nur einige Stunden voraus.«
    »Gut!« antwortete Cuchillo. »Wohlan denn, Señor Baraja; wenn – wie ich nicht daran zweifle – mein Geschäft abgeschlossen wird, so werde ich ebenso wie Ihr einer der Teilnehmer dieser Unternehmung sein; das Gerücht davon, das mir zu Ohren kam, ist eben die Ursache des Vorschlags gewesen, den ich demjenigen gemacht habe, der deren Führer ist. Aber Ihr müßt«, fuhr der Bandit fort, »Euch ohne Zweifel wundern über den sonderbaren Ort, den ich dazu gewählt habe, um Don Arechiza zu erwarten.«
    »Keineswegs«, antwortete Baraja; »ich habe mir gedacht, daß Ihr Gründe hättet, die Einsamkeit zu lieben. Wer sehnt sich nicht zuweilen nach ihr?«
    Das verbindliche Lächeln in den Mienen Cuchillos bewies, daß sein Freund richtig geraten hatte. »Ganz recht ... Das schlechte Betragen eines Freundes gegen mich und der lästige Haß des Alkalden von Arizpe haben mich in diese unruhige Zurückgezogenheit fliehen lassen. Das ist der Grund, warum ich mein Hauptquartier mitten in diesem verlassenen Dorf, wo niemand an mich denkt, aufgeschlagen habe.«
    »Ich habe eine zu gute Meinung von Eurer Herrlichkeit«, sagte Baraja, indem er ein Stück gebratenen Fleisches verschlang, »um nicht überzeugt zu sein, daß das Unrecht ganz und gar auf Seiten des Alkalden und besonders auf seiten Eures Freundes ist.«
    »Ich danke Euch für Eure gute Meinung«, antwortete Cuchillo, indem er seinerseits mit vollkommenem Gleichmut einen auf der einen Seite noch rohen, auf der anderen verkohlten Fladen zu sich nahm; »Ihr werdet darüber urteilen.«
    »Ich höre«, sagte Baraja, indem er sich in eine horizontale Stellung brachte; »nach einer guten Mahlzeit liebe ich nichts so sehr als eine gute Geschichte.« Und nun schien der Gefährte Cuchillos ganz glückselig, das Gesicht gegen den Himmel gekehrt, sich darin zu gefallen, den blendenden Azur zu bewundern.
    »Die Geschichte ist weder lang noch interessant, und was mir begegnet ist, kann jedermann begegnen. Ich hatte mit meinem Freund ein Spiel angefangen. Mein Freund behauptete, ich hätte ihn betrogen. Darüber gerieten wir in Wortwechsel.« Der Erzähler machte eine Pause, um einen Wasserschlauch an seinen Mund zu setzen; darauf fuhr er fort: »Mein Freund war so unzart, davon zu sterben!«
    »Was? Von Eurem Wortwechsel?«
    »Nein, von einem Messerstoß, der darauf folgte«, erwiderte Cuchillo mit vollem Mund.
    »Ich wußte wohl, daß das Unrecht auf seiten Eures Freundes war.«
    »Der Alkalde war nicht der Meinung; er quälte und hetzte mich auf lächerliche Weise; und doch hätte ich ihm die Bitterkeit in unserem Verkehr miteinander verziehen, wenn ich nicht selbst ärgerlich gewesen wäre über das schlechte Betragen eines Freundes, den ich bis jetzt geachtet hatte.«
    »Man hat sich immer über Freunde zu beklagen«, sagte Baraja poesievoll, indem er den Rauch seiner Zigarre aus Maisstroh gegen das Gewölbe des Himmels blies.
    »Wie dem auch sein mag«, antwortete Cuchillo; »ich habe das Gelübde getan, nicht mehr zu spielen, denn das Spiel ist, wie Ihr seht, die Ursache dieser letzten Geschichte gewesen.«
    »Das ist ein weiser Entschluß«, erwiderte Baraja, »ich habe mir auch das Versprechen abgenommen, die Karten nicht mehr anzurühren, seitdem mich das Spiel ganz und gar zugrunde gerichtet hat ...«
    »Zugrunde gerichtet? Ihr seid also reich gewesen?«
    »Ach, ich hatte eine Hacienda großer Pachthof, besonders für Rinderzucht und zahlreiche Herden; aber ich hatte auch einen Aufseher. Ich habe nur einmal mit ihm gerechnet«, seufzte Baraja, »und da war es zu spät; die Hälfte meines Gutes gehörte ihm schon.«
    »Und was tatet Ihr dann?«
    »Das einzige, was mir zu tun übrigblieb«, sagte Baraja mit herrischer Miene: »Ich schlug ihm vor, um seine Hälfte gegen die meinige zu spielen: er nahm es nach einigen Umständen an.«
    »Umstände?« unterbrach Cuchillo. »Sehe doch einer den Schelm!«
    »Ich bin sehr furchtsam, wenn ich vor Leuten spiele«, nahm Baraja wieder das Wort; »außerdem liebe ich die freie Luft. Ich hatte also meinem Aufseher den Vorschlag gemacht, unsere Partie an einem sehr einsamen

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