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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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lud seine Büchse nicht wieder, sondern lief hinzu, um einen Kampf zu beenden, in dem Fabian durch seine Großmut eben dabei war, den kürzeren zu ziehen. Auch Pepe, der Don Antonio unfähig gemacht hatte, am Kampf teilzunehmen, stürzte auf die Kämpfenden zu.
    Der Mexikaner war nun von drei Männern bedroht, die ihre Kräfte gegen ihn vereinten; er wollte nicht ohne Rache sterben. Er zog den Arm lebhaft zurück und schleuderte das Messer, mit dem er bewaffnet war, wie einen Pfeil auf Fabian los.
    Aber Fabian hatte die Bewegung seines Gegners nicht aus dem Auge verloren, und in dem Augenblick, wo der Dolch pfeifend Diaz' Hand entfuhr, begegnete die Büchse Fabians, die er zu gleicher Zeit nach seines Gegners Brust geschleudert hatte, im Flug der mörderischen Waffe des Mexikaners. Der Dolch verlor seine Richtung und bohrte sich nicht weit von Fabian in den Sand; der Kolben des Gewehrs aber traf wie eine gewichtige Waffe mitten auf die Brust.
    »Demonio!« rief Pepe und umfaßte kräftig Diaz' nunmehr machtlose Arme. »Muß man Euch denn töten, wenn Ihr Euch gefangengeben sollt ... Ihr seid nicht verwundet, Don Fabian, Gott sei Dank! Sonst ... sagt, was machen wir wohl mit Euch, Freund?«
    »Was Ihr mit dem edlen Kavalier dort machen werdet«, antwortete der Mexikaner keuchend und sah dabei auf Don Estévan, der auf dem Sand lag und seine Bande schüttelte.
    »Fordert nicht, sein Los mit ihm zu teilen«, erwiderte Fabian; »die Tage dieses Mannes sind gezählt!«
    »Welches auch sein Schicksal sein mag – ich will es teilen«, sagte Diaz, der sich vergebens der überlegenen Kraft des spanischen Jägers zu entziehen suchte. »Ich nehme von euch weder Schonung noch Gnade!«
    »Spielt nicht mit unserem Zorn!« rief Pepe, dessen heftige Leidenschaften sich entzündet hatten. »Ich bin wenig daran gewöhnt, meinen Feinden zweimal Schonung anzubieten.«
    »Ich kenne das Mittel, das ihn geneigt machen wird, Gnade anzunehmen«, sagte Fabian, der Diaz' Messer wieder aufhob. »Laßt ihn los, Pepe; es gibt ein Mittel, sich mit einem mutigen Mann zu verständigen.«
    Fabians Ton ließ keine Widerrede zu; Pepe öffnete die Arme und löste so das Eisenband, das den Mexikaner fesselte. Dieser richtete erstaunt, aber mit verächtlichem Mund seine Augen der Reihe nach auf seine drei Gegner.
    »Hier, Diaz«, fuhr Fabian fort, indem er seine Büchse weit von sich warf, »nehmt Eure Waffe zurück, und hört mich an!«
    Bei diesen Worten reichte Fabian dem Abenteurer mit so edlem Ausdruck seinen Dolch hin, daß dieser davon betroffen wurde; unbewaffnet ging er auf ihn zu, die Brust im Bereich seines Arms. Diaz nahm sein Messer zurück, aber sein Gegner hatte ihm nicht zuviel zugetraut. Die edle Einfachheit hatte seinen Zorn überwunden.
    »Ich höre Euch«, sagte er und ließ seinen Dolch zu seinen Füßen fallen.
    »Gut«, sagte Fabian mit einem Lächeln, das ihm Diaz' Herz gewann; »ich wußte, daß es so kommen würde.« Und er fuhr bald darauf fort: »Ihr stellt Euch, ohne es zu wissen, zwischen das Verbrechen und die gerechte Rache, die darauf folgt. Wißt Ihr denn, wer der Mann ist, für dessen Rettung Ihr Euer Leben aufs Spiel setzt, und wer diejenigen sind, die es edelmütig schonen wollen? Wißt Ihr nicht, ob wir nicht das Recht haben, von dem Chef, den Ihr ohne Zweifel nur unter dem Namen Don Estévan de Arechiza kennt, eine schreckliche Rechenschaft für eine Vergangenheit zu fordern, von der Ihr nichts wißt? Antwortet mir mit der ganzen Ehrlichkeit Eures Gewissens auf die Fragen, die ich Euch vorlegen will, und entscheidet dann, auf welcher Seite sich Gerechtigkeit und gutes Recht befinden.«
    Von solcher Sprache überrascht, hörte Diaz schweigend zu.
    Fabian fuhr fort: »Wenn der Zufall Euch in einem bevorzugten Stand hätte geboren werden lassen; wenn Ihr Erbe eines großen Vermögens, Träger eines berühmten Namens gewesen wärt, und ein Mann hätte Euch, um Euch dieses Vermögen und diesen Namen zu rauben und beides selbst zu besitzen, wider Euer Wissen unter den Haufen derer geworfen, die nicht einmal im Schweiße ihres Angesichts ihr täglich Brot sicher verdienen – würdet Ihr der Freund dieses Mannes sein?«
    »Ich würde sein Feind sein!« erwiderte Diaz.
    »Wenn dieser Mann«, fuhr Fabian fort, »Eure Mutter ermordet hätte, um bis auf die Erinnerung das zu verwischen, was die Natur aus Euch gemacht hatte, was würde er verdient haben?«
    »Die Strafe der Wiedervergeltung. Schlag für Schlag, Blut für Blut;

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