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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Feigheit begehen. Ihr seid zuerst gekommen – gut; wir wollen das Feld räumen. Aber Don Estévan wird sich wie wir mit allen Kriegsehren zurückziehen!«
    »Abgeschlagen!« rief Pepe. »Wir müssen den haben, den ihr Don Estévan nennt.«
    »Widersetzt euch nicht der Gerechtigkeit Gottes«, fügte Fabian hinzu; »die Sache dieses Mannes kann nicht die eurige sein. Wir geben euch fünf Minuten zum Überlegen, dann werden unsere Büchsen und das gute Recht zwischen uns entscheiden.«
    »Sagt doch, Don Tiburcio«, rief Oroche Fabian zu; »sofern wir nun einwilligen, uns in Güte zurückzuziehen, soll es uns dann nicht gestattet sein, eine Ladung von diesem Gold mitzunehmen?«
    »Jeder etwa einen Hut voll?« fuhr Baraja fort.
    »Auch nicht das kleinste Stückchen!« antwortete Pepe.
    »Dieses Gold gehört Don Fabian ganz allein!«
    »Und wer ist dieser glückliche Sterbliche, den Ihr Don Fabian nennt?« fragte Oroche.
    »Dieser hier«, entgegnete Bois-Rosé und zeigte auf Tiburcio.
    »Jedem Señor, was ihm gehört«, sagte Oroche und grüßte Fabian mit einem Ausdruck von Haß und Neid, die wegen dieses fabelhaften Glücks in ihm rege wurden.
    Pepe nützte diesen Augenblick des Schweigens, das diesen letzten Worten des langhaarigen Gambusinos folgte, um leise zum Kanadier zu sagen: »Deine Großmut kann dich teuer zu stehen kommen, Bois-Rosé! Diese beutegierigen Geier in ihr Lager zurückkehren lassen, heißt uns die ganze Meute auf den Hals ziehen, denn es scheint, daß die Indianer von ihnen geschlagen worden sind. Ich sage dir, diese Menschen dürfen nicht von hier fort. Gebe Gott, daß sie nicht einwilligen, sich zurückzuziehen! Das ist der Grund, warum ich nicht will, daß sie das kleinste Körnchen von diesem Gold mitnehmen.«
    »Du hast vielleicht recht«, antwortete Bois-Rosé mit nachdenklicher Miene, »aber sie haben mein Wort, und ich nehme es nicht wieder zurück.«
    Pepe hatte sich nicht getäuscht. Die wankende Treue Oroches und Barajas hätte nicht lange standgehalten, wenn sie sich von dem wunderbaren Schatz, den sie halb gesehen hatten, ihren Anteil hätten mitnehmen dürfen, und die abschlägige Antwort des Spaniers brachte die beiden Abenteurer in grenzenlose Wut, die ihre Treue gegen ihren Chef ersetzte.
    »Lieber auf der Stelle sterben, als einen Fußbreit zurückweichen!« rief Oroche wütend. »Gut«, sagte Pepe leise.
    »Ihr habt nur noch zwei Minuten, um euch zu entscheiden!« rief Bois-Rosé, dessen Büchsenlauf sich genau auf die drei Reiter richtete und das trockene Kraut zerquetschte. »Glaubt mir, erspart uns ein unnützes Blutvergießen; es ist noch Zeit dazu.«
    »Zurück, zurück! Die Zeit drängt!«
    Mediana bewahrte mit stets erhobener Stirn ein düsteres Schweigen.
    Pedro Diaz war unerschütterlich in seinen Gefühlen von ritterlicher Ehre; er war entschlossen, mit dem Chef, dessen Leben ihm für die Wiedergeburt seines Vaterlands so kostbar war, zu sterben, und warf einen fragenden Blick auf Don Estévan.
    »Kehrt ins Lager zurück!« sagte der spanische Señor. »Überlaßt einen Mann seinem Geschick, der von nun an Eurer Sache nichts mehr nützen kann, und kehrt zurück, meinen Tod zu rächen!«
    Aber Diaz blieb unbeweglich wie eine Reiterstatue; bald darauf aber näherte sich der gewandte Reiter Don Estévan, ohne daß man sah, wie sein Fuß oder seine Hand sein Pferd berührte. Als sein Knie an das des Spaniers stieß, nahm er seine frühere Regungslosigkeit wieder an. Den Blick auf den kanadischen Jäger geheftet und ohne daß seine Lippen sich zu bewegen schienen, fand er Gelegenheit, seinem Chef ins Ohr zu flüstern: »Tretet fest in die Bügel...; nehmt Euer Pferd zusammen ... und laßt mir freie Hand!«
    Der frühere Grenzjäger folgte unterdessen mit wachsamen Augen den verschiedenen Bewegungen seiner Gegner.
    Don Estévan machte ein Zeichen mit der Hand, als ob er einen Aufschub verlangen wollte. »Oroche und Baraja«, sagte er zu ihnen so laut, daß seine Worte bis auf die Plattform des Felsens gehört wurden, »das Lager bedarf aller seiner Verteidiger; kehrt mit dem edlen und braven Diaz dahin zurück, er soll von nun an euer Chef sein! Ihr werdet den Männern, die ich befehligte, sagen, daß dies mein letzter Wille ist.«
    Oroche und Baraja hörten mit scheinbarer Unentschiedenheit die Aufforderung Don Estévans; aber auf dem Grund ihrer Seele bedachten die beiden Abenteurer, daß es freilich ein schreckliches Herzeleid sei, mit ihren gierigen Händen nicht in den

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