Der Waldläufer
Renegat hohnlachend, »zwei ehrliche und friedliche Papagos, die ihre Spur bis zum Büffelsee verfolgt haben ...«
Hier ließen sich die Stimmen nicht mehr deutlich verstehen.
»Und wie hast du den indianischen Häuptling bewogen, an deinem Entführungsplan teilzunehmen?« fragte Main-Rouge. »Hast du ihm vielleicht gesagt, daß sich zweiunddreißig Jäger an den Ufern des Sees befinden?«
»Ganz gewiß! Und ich habe ihm die Pferde versprochen, die die Weißen für ihn fangen werden.« »Und er hat eingewilligt?«
»Noch unter einer anderen Bedingung: daß ich ihm nämlich den Komantschen, der in der Umgebung des Red River umherstreift, ausliefere.« Diaz verstand weiter nichts mehr als noch einige zusammenhanglose Worte wie »Rayon-Brûlant«, das Versteck auf der Büffelinsel. Dann setzten die Indianer und die beiden Piraten der Steppe ihren Weg zum Val d`Or fort.
Nun hatte der Abenteurer, der genug von ihrem Plan gehört hatte, um ihn ganz zu erraten, sich beeilt, zu jenen von den Banditen bedrohten Männern zu stoßen, die wilde Pferde jagten; er hatte aber geglaubt, im Vorbeireiten den drei Jägern eine Warnung vor der Gefahr, die ihnen drohte, zurufen zu müssen.
Was Baraja anlangt, so hatte er seinen Plan gefaßt. Nach einem vierstündigen Marsch gelangte man an eine Stelle, die dem Val d`Or nahe genug lag, um die Pyramide des Grabmals in der Dunkelheit sehen zu können. Diesen Ort hatte er als Haltepunkt bezeichnet. Er hütete sich wohl, seine Begleiter auf der Felsenkette aufzustellen, die auf einer Seite das Val d`Or umgrenzte. Er fürchtete mit Recht, daß ein rasch herabgeworfener Blick dem Mestizen die wirkliche Lage des Schatzes zeigen möchte. »Kommt nach dieser Seite hin«, sagte er zu Sang-Mêlé; »von der Höhe dieser Berge aus werden wir die Pyramide bestreichen, wo die Jäger das Gold, das ich Euch als Lösegeld versprach, vergraben haben.« Er zeigte auf einen engen Pfad, auf dem er selbst von den Nebelbergen in die Ebene herabgestiegen war.
»Nimm dich in acht, uns zu betrügen«, sagte der alte Main-Rouge mit einer Miene finsterer Drohung, »denn ich würde dir keinen einzigen Streifen Haut auf deinem Körper lassen!«
»Seid ohne Furcht!« antwortete der Mexikaner. »Aber von welcher Seite wollt Ihr die Wächter des Schatzes angreifen, wenn nicht vom Gipfel dieser Hügel?«
»In der Tat«, sagte Sang-Mêlé; »wenn der Tag anbrechen und diese Nebel zerstreuen wird, dann werden wir über ihnen schweben wie der Adler über seinem Raub.«
Die ganze Schar wollte eben den engen, von Baraja bezeichneten Weg einschlagen, als einer der Apachen, der sich auf die Erde gebückt hatte, um Spuren im Sand zu untersuchen, einen Ausruf ausstieß und zwei von seinen Gefährten zu sich rief. »Was ist das für eine Spur?« sagte er.
»Die des Adlers der Schneegebirge«, antworteten zu gleicher Zeit die beiden Indianer, indem sie damit den kanadischen Jäger bezeichneten.
»Und diese hier?«
»Die des Spottvogels und die des jüngeren Kriegers aus dem Süden!«
Dies waren die Namen, die während der Belagerung der Insel Fabian und Pepe gegeben worden waren. »Gut«, sagte der Apache, »ich war dessen ebenfalls gewiß!« Dann wandte er sich an Sang-Mêlé: »El Mestizo«, fuhr der Apache fort, »wird die Goldkiesel für sich behalten; die Apachen werden kämpfen, um sie ihm zu erobern, und er wird ebenfalls für seine Brüder kämpfen. Das Blut unserer Krieger schreit um Rache. Ihre Mörder sind dort oben, und wir müssen ihren Skalp haben. Elf Krieger werden sich nur unter dieser Bedingung schlagen.«
»Ist es nur das?« antwortete Main-Rouge mit schrecklichem Lächeln. »Die Apachen werden die Skalpe bekommen, die sie verlangen!«
Nachdem dieser Handel abgeschlossen war, gaben die beiden Steppenräuber Baraja ein Zeichen, ihnen voranzugehen, und begannen den Fußsteig emporzuklimmen, während die Indianer sich in der Ebene zerstreuten, um die Jäger zu überraschen, wenn sie die Unklugheit begehen sollten, ihre Festung zu verlassen.
»Wir befinden uns jetzt der Pyramide gegenüber«, sagte Baraja, als sie nach ungefähr einem halbstündigen Marsch an eine Art von Öffnung gekommen waren, aus der der Wasserfall hervorstürzte; aber Wellen dicken Nebels verbargen den Zufluchtsort der drei Jäger, und die Augen der Indianer strengten sich ebenso wie die des Vaters und seines Sohnes vergebens an, diese Wolke zu durchdringen.
»Der Nebel, der diese Berge einhüllt, zerstreut sich niemals –
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