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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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getroffen. Wir wollen auch den Beweggrund zum Zögern der Angreifenden anführen, die bald nicht mehr zögern werden, zu erscheinen.
    Barajas erste Absicht bei dem Gedanken, sein Leben zu retten, war gewesen, den Mestizen offen in das Val d'Or zu führen und ihm alle Reichtümer zu überliefern; er war glücklich, für einen so hohen Preis die Freiheit wiederzuerlangen. Als sich aber der erste Freudenrausch, den er über seine Befreiung von einer schrecklichen Todesmarter fühlte, ein wenig gelegt hatte, stieg der Wunsch in Baraja auf, seinen Anteil am Schatz zu bekommen, so klein er auch sein möchte. Dann hatte sich während des Marsches bis zum geheimnisvollen Tal die Gier des Abenteurers unverhältnismäßig vergrößert; da es unmöglich war, alles für sich zu behalten, so war er wenigstens bedacht, sich den größten Teil aufzubewahren. Es blieb nur noch übrig, ein Mittel zu finden, die furchtbaren Verbündeten, denen er sich angeschlossen hatte, zu täuschen.
    El Mestizo war anfänglich ungläubig gewesen, hatte dann jedoch nur auf die Stimme seiner Habgier gehört, und bald war volle, gänzliche Überzeugung dem Mißtrauen gefolgt. Wenn man sich einmal auf diesem Weg befindet, so wird das Vertrauen unerschütterlich.
    Baraja fühlte das und beschloß, es zu nützen. Baraja versetzte daher in den Erklärungen, die er dem Mestizen gab, den Schatz auf eine andere Stelle und brachte ihn auf den Gipfel der Pyramide. Er versicherte, daß die Jäger, die man aus ihrer Stellung vertreiben müsse, die Goldhaufen im Grab des indianischen Häuptlings verscharrt hätten. Übrigens genügten Sang-Mêlé diese Mitteilungen, und er verlangte keine weiteren. Für Baraja jedoch war es notwendig, mit List zu verfahren, um nicht das Val d'Or den profanen Blicken und unreinen Händen derer zu überliefern, die er führte.
    Der Abenteurer war gerade mit diesen Gedanken beschäftigt, als die Abteilung, die mit ihm marschierte, einen neuen Zuwachs erhielt. Das war der wilde weiße Jäger Main-Rouge, der Vater des Mestizen, der das Ende der Unterredung seines Sohnes mit dem Indianer abwartete.
    Wir wollen nun, ohne die Leser länger hinzuhalten, sogleich erklären, was deren geheimer Zweck war. Der Zug hatte einen Augenblick haltgemacht, um sich unter einem dichten Hain von Steineichen auszuruhen, hinter dem Diaz ebenfalls hatte anhalten müssen, um seinem leicht verwundeten Pferd einen Augenblick der Erholung zu gönnen. Es war der einzige Ort, wo man mit einiger Sicherheit mitten in diesen offenen Ebenen haltmachen konnte. Obgleich die Piraten der Steppe mitten in ihrem unbestrittenen Reich ohne Mißtrauen waren, so wählten sie doch gerade diesen Ort zu ihrem Haltepunkt.
    Diaz also, der an den Grenzen wohnte und zu lange mit den Amerikanern zusammengelebt hatte, um das Englische nicht zu verstehen, befand sich sehr gegen seinen Willen in ihrer Nähe und erriet die folgende Unterhaltung mehr, als daß er sie hörte:
    »Wohlan«, sagte eine Stimme, »warum hast du nicht dem indianischen Häuptling unmittelbar die Gabel des Red River zum Ort der Zusammenkunft bestimmt, da diese doch in der Nähe der Gegend liegt, wo das weiße Mädchen ist, das du zu deiner Frau machen willst?«
    »Meine Frau für einen Monat, willst du sagen. Warum ich dem Apachen erst nach drei Tagen eine Zusammenkunft bewilligt habe? Weil der weiße Hund, der uns führt, mir einen Schatz hier in der Nähe versprochen hat, am Fuß des indianischen Grabmals; und weil ich zuerst das Gold haben will und nachher das Mädchen vom Büffelsee. Bist du damit zufrieden?«
    Diaz verstand nicht, was Main-Rouge seinem Sohn antwortete.
    Dieser letztere fuhr fort: »Geh doch, alter Mann; ich sage dir, daß es ein glücklicher Feldzug ist, den wir eben eröffnet haben! Und wem verdanken wir das? Willst du mir das nicht sagen? Du, der du, bevor ich in dem Alter war, dir beistehen zu können, nur auf ganz gewöhnliche Weise irgendeinen einzelnen Trapper ermorden konntest, um ihm elende Häute und noch elendere Fallen zu stehlen?«
    Main-Rouge knurrte einige Worte wie ein Tiger, den sein Wächter gezähmt hat.
    »Ja«, fuhr der Mestize fort, indem er seine schrecklichen Taten weiter besang, »diese zehn Pferde, dieses Gepäck und die Waren dieses Handelsmannes aus dem Presidio; dieses schöne junge Mädchen, das wir zufällig auf unserer Rückkehr angetroffen haben und dessen Vater zu glücklich sein wird, das Lösegeld zu bezahlen, nachdem ...«
    »Ja«, unterbrach ihn der

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