Der Waldläufer
einzige Mittel, das wir anwenden können!« sagte der Kanadier, der sich trotz des Schweigens seines ruhigen Gefährten, dessen Ursache er selbst recht gut an der Röte erkannte, von der er seine Stirn bedeckt fühlte, in seinen Entschluß hineinzureden suchte.
Pepe fing wieder an, den Marsch zu pfeifen, den er unterbrochen hatte.
Fabian schwieg ebenfalls, und der unerschrockene Kanadier, dem seine Liebe zu Fabian zu einer Feigheit riet, wandte sich seufzend ab, um trotz der Nacht die Scham zu verbergen, die das Blut in seine Wangen trieb.
»Es würde vielleicht auch passend sein«, sagte endlich der frühere Grenzjäger mit einem Spott, den der Veteran der Steppen wie einen Dolchstoß fühlte, »wenn wir ihnen das Anerbieten machten, ihre Lasttiere zu werden, um ihnen die Mühe zu ersparen, ihre Beute selbst fortzutragen. Nicht wahr, das wird hübsch aussehen, wenn zwei weiße Krieger, die sonst ganz allein ihr Kriegsgeschrei, ohne zu erbleichen, einem ganzen Indianerstamm gegenüber ausgestoßen haben, die Stirn vor dem Abschaum der Steppen neigen? Ach, Don Fabian«, fügte der spanische Jäger in der Bitterkeit seines Herzens hinzu, »was habt Ihr aus meinem starken, ritterlichen Bois-Rosé gemacht?«
»O mein Fabian, du bist der strahlende Stern, der am Abend meiner Tage aufgegangen ist; du hast mir das Leben so teuer, seine Last so süß gemacht; höre nicht auf diesen Mann mit dem Felsenherzen – er hat niemals geliebt!« Bei diesen Worten bewegte sich der auf dem Boden ausgestreckte Riese wie Enceladus unter dem Vulkan Ätna; seine wachsende Liebe im Herzen kämpfte mit seinem unzähmbaren Mut, den er immer schwächer werden fühlte.
»Bois-Rosé«, sagte Pepe mit schmerzlichem Ton, »wir haben einen Tag zuviel miteinander verlebt, da du schon vergessen hast, daß ...«
»Ich habe nichts vergessen, Pepe, ich schwöre es dir!« unterbrach ihn der Kanadier. »Ich habe nicht vergessen, wie das Skalpiermesser schon eine blutige Furche um meinen Kopf gezogen hatte, als du mich mit Gefahr deines Lebens gerettet hast; es gibt keine Stunde der Angst oder der Freude, die wir zusammen seit zehn Jahren durchlebt haben, die nicht meinem Gedächtnis gegenwärtig wäre! Entschuldige die Bitterkeit meiner Sprache; du kannst nicht wissen, was die Liebe eines Vaters bedeutet, denn ich ... ich ... der alte Waldläufer ... ich wollte, um meinem Alter eine Stütze zu bewahren ... Flieht nicht selbst der Löwe des Atlas mit seinen Jungen?« schloß der alte Jäger mutig, ohne einen Versuch zu machen, noch länger seine heldenmütige Schwäche zu verbergen.
Fabian ergriff die Hand dessen, der ihn mehr als seine Ehre liebte, obgleich er ein alter Veteran auf dem Kriegspfad war. »Bois-Rosé, mein Vater«, rief er aus, »habe ich dir gestern nicht gesagt, daß wir zusammen sterben würden, wenn es sein müßte? Aber Pepe und ich, wir werden tun, was dir gut scheint!«
»Hm«, sagte Pepe, den Fabians und des Kanadiers Aufregung ebenfalls ergriff, »die Sache ... hm ... könnte sich machen lassen ... hm ... Bei allen Teufeln! Das ist hart... doch ... da, wie du sagst, die Löwen des Atlas ... Caramba! Sie machen da ein trauriges Gesicht, sofern sie nicht etwa vor der Flucht ein halbes Dutzend Jäger zerrissen haben. Nun denn! Beenden wir die Sache; rufen wir dieses Geschmeiß, und kapitulieren wir!« Und der frühere Grenzjäger erhob sich bei diesen Worten von der Plattform mit jener Schnelligkeit des Entschlusses, die ihn charakterisierte und aus ihm einen so trefflichen Gefährten in der Gefahr machte.
Bois-Rosé dachte nicht daran, sich diesem plötzlichen Entschluß zu widersetzen, als Fabian ihn zurückhielt. »Ihr könnt beide ohne Schande fliehen oder kapitulieren, das ist meine Ansicht«, nahm der junge Mann das Wort; »in jedem Fall aber ist es nötig, daß man zuerst die Kapitulation anbietet, wenn sie ehrenvoller und leichter sein soll. Wollen wir nicht warten, bis es Tag wird, um zu sehen, mit wie vielen und mit welcher Art von Feinden wir zu tun haben?«
»Mit einigen mexikanischen Banditen und einigen indianischen Räubern ohne Zweifel, die ebenso erstaunt darüber sein werden, daß sie uns zur Flucht genötigt haben, als wir, daß wir vor ihnen geflohen sind«, sagte Pepe mit verächtlicher Miene. »Aber die Schelme brauchen sehr lange, wie es mir scheint, um die Vorbereitungen zum Angriff zu treffen.« Er näherte sich kriechend dem Rand der Plattform, um einen raschen Blick in die Ebene und auf den Gipfel
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