Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
Vom Netzwerk:
Mann, der sich zu Pepe verfügte. Bois-Rosé durchforschte auf seinem neuen Posten mit seiner gewöhnlichen Schnelligkeit Höhen und Ebenen zugleich mit raschem Blick. Er wunderte sich, jenseits des Sees, der sich am Fuß der Pyramide, auf der entgegengesetzten Seite der Bergkette, ausdehnte und dessen Wasser den steilen Abhang der Nebelberge bespülte, einige flache Steine auf die hohe Kante gerichtet zu sehen, und zwar in nicht großer Entfernung voneinander. Der Waldläufer zählte vier solcher aufgerichteter platter Steine und zweifelte nicht, daß hinter dieser Deckung ebenso viele Feinde im Hinterhalt lägen, um ihre Flucht nach dieser Seite hin zu verhindern.
    Von da wandte der Kanadier wieder seine ganze Aufmerksamkeit den Höhen zu, wo das Feuer immer noch mit schwachem Schein durch den Nebel glänzte; dann wartete er geduldig wie ein Indianer.
    Während dieser Zeit lagen Pepe und Fabian nach dem Beispiel Bois-Rosés bewegungslos nebeneinander und wechselten einige Worte mit leiser Stimme.
    »Ihr habt unrecht daran getan, Pepe«, sagte Fabian, »diese beiden Männer durch nutzlose und vielleicht unverdiente Beleidigung zu reizen.«
    »Sie waren ebensowenig nutzlos als unverdient, Don Fabian; zuerst, weil sie mich von einer großen Last befreit haben, und dann, weil diese beiden Männer die größten Schelme sind, die jemals die Prärien, in denen es doch eine große Anzahl von ihnen gibt, betreten haben. Ihr kennt noch nicht diese lasterhafte Rasse von weißen Renegaten und roten Mestizen. Diese beiden Räuber haben nur die Laster der Weißen und der Wilden in sich vereinigt. Bois-Rosé und ich sind schon Gefangene dieser Taugenichtse gewesen, und ich habe bei ihnen gesehen, was ich niemals vergessen werde. Ich habe den Vater und den Sohn, trunken vom Feuerwasser, mit der Streitaxt in der Hand und jeder begierig nach dem Blut des anderen aufeinander losstürzen gesehen.«
    Fabian schauderte bei dieser schrecklichen Erzählung. »Ich habe gesehen«, fuhr der ehemalige Grenzjäger fort, »wie diese beiden Ungeheuer wie Löwen miteinander kämpften, deren Stärke sie beinahe besitzen; wie sie sich zusammen im Staub wälzten und einander zu zerreißen suchten ... Ich habe gesehen ... Ach«, sagte Pepe, sich unterbrechend, »seht den Schelm dort, der mir Gelegenheit geben wird, meine Hand wieder zu üben ... Er tut sehr unrecht daran, sich einzubilden, daß ich die stolze Malerei seines Gesichts für Blätter halten würde, die der Herbst rot gefärbt hat, und seine Augen ...«
    Pepe sprach noch, als seine Büchse plötzlich vor Fabians Ohren knallte. Ein wilder Schrei antwortete dem Schuß.
    »Der ist es nicht, der schreit, das versichere ich Euch; ich wette darauf, daß die Kugel ihm durch die Augenhöhle in den Schädel gedrungen ist, in welchem Fall man keinen Atemzug mehr tut. Ja, Don Fabian«, fuhr der Jäger fort, indem er seine Büchse wieder lud, »ich habe gesehen, wie Vater und Sohn einander das Leben zu entreißen suchten; der eine dem, von dem er es bekommen hat, der andere dem, dem er es gegeben hat!
    Ich habe gesehen, wie der Sohn seine Knie auf die Brust seines um Erbarmen flehenden Vaters gesetzt hatte; wie er sein Skalpiermesser zog, um den Skalp seines Vaters zu nehmen, als ein Indianer hinzutrat und mit Gefahr seines Lebens diese verabscheuenswürdige Schandtat verhinderte. Puh«, fügte der Jäger energisch hinzu; »was könnt Ihr von solchem Ungeheuer erwarten? Heda, Bois-Rosé, wir haben einen Feind weniger!«
    »Ich weiß es, da du eben geschossen hast«, erwiderte der Kanadier, ohne sich umzuwenden, um den Feind, den er belauerte, nicht aus den Augen zu verlieren.
    Ein tiefes Schweigen folgte der grauenvollen Erzählung Pepes, während die drei auf der Plattform Liegenden ebenso unbeweglich blieben als das Skelett des Tieres, das auf dem Gipfel thronte, und die Toten, die unter ihnen ruhten.
    So verflossen zwei Stunden; zwei lange Stunden. Die Sonne stand beinahe senkrecht am Himmel und warf auf die Höhe der Pyramide feurige Strahlen, deren Glut der Schatten der beiden Tannen nicht vermindern konnte. Der Wind wehte aus der Steppe gleich den Ausdünstungen eines Glutofens, und Durst und Hunger machten sich bei den drei Jägern fühlbar.
    »He, Bois-Rosé, du machtest ja vor einigen Stunden so schöne Beschreibungen von unseren Tagen des Überflusses – was meinst du von dem niedrigsten Gericht, womit deine Erinnerung unsere Tafel belud?«
    »Bah, Pepe, sind wir nicht schon vierundzwanzig

Weitere Kostenlose Bücher