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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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Büffelrücken war gänzlich verschwunden, und Pepe warf seine Augen noch lüstern auf das in Streifen geschnittene Rückenstück, das Bois-Rosé fast verkohlen ließ, um das so getrocknete Fleisch noch einige Tage aufbewahren zu können. Dieser Vorrat wurde beiseite gelegt.
    »Jetzt eine Stunde Schlaf«, sagte der Kanadier, »und dann wieder auf den Weg; der Tod und die Indianer warten nicht.« Er streckte sich selbst aufs Gras nieder, um seinen Gefährten mit gutem Beispiel voranzugehen; eine gewaltige Anstrengung seines Willens verscheuchte die Flut von traurigen Gedanken, die ihn umlagerten, und der Riese schlief ein, um seine Kraft und seine Energie wiederzufinden, die er so nötig hatte, um seinem Jungen Hilfe zu bringen.
    Gayferos machte es wie der Kanadier; Pepe jedoch hatte sich, ehe er die Augen schloß, von dem sonderbaren Umstand Rechenschaft zu geben, der seine Aufmerksamkeit bei der Untersuchung des von den Wölfen im Mittelpunkt der kleinen Lichtung gescharrten Lochs auf sich gezogen hatte. Der Grenzjäger prüfte abermals mit der Geduld eines Indianers die Stelle, wo der Rasen so sauber durchschnitten schien. Da er jetzt ruhiger war, so überzeugte er sich sehr bald, daß die Kralle irgendeines Tieres den tonigen Boden so nicht hätte zerreißen können. Bald glaubte er auch an der Erde jene glänzenden, metallischen Spuren zu entdecken, wie sie das Pflugeisen an der Seite der von ihm aufgerissenen Furchen zurückläßt.
    Nun zog Pepe sein Messer. Er legte die flache Klinge in ihrer ganzen Länge an diesen Schnitt, von dem er sich keine Rechenschaft geben konnte, und ließ sie der geraden, im Boden befindlichen Linie folgen. Die Klinge des Messers glitt bald mit Leichtigkeit wie in eine Art von Fuge und beschrieb so einen weiten Kreis. Pepe fühlte sein Herz lebhafter in der Brust klopfen. Er ahnte eins von den in der Steppe angebrachten Verstecken und in diesem Versteck ohne Zweifel Biberfallen, Pulver, Blei und Waffen.
    Wenn wir jetzt sagen, was man ohne Zweifel schon erraten hat – daß nämlich ein glücklicher Zufall die drei Jäger auf die Büffelinsel geführt hatte, wo der Mestize seine Beute vergraben hatte –, so wird man zugeben, daß das Herz des Spaniers nicht von einer leeren Hoffnung aufgeregt war. Pepe brauchte nur noch einfach die Rasenplatte abzuheben, die einen Schatz verbarg, der für die entwaffneten Wanderer kostbarer war als das nutzlose, von ihnen verschmähte Gold.
    Pepe scharrte den Boden mit Hilfe seiner Nägel und seines Messers mit einem krampfhaften Eifer auf. Was würde er in der Tiefe dieses Verstecks finden? Waren, mit denen er nichts anzufangen wußte, oder Waffen – das heißt, das Leben und die Freiheit Fabians, ihre gebrochene Stärke und Energie?
    Nachdem Pepe einen Augenblick, von schrecklicher Ungewißheit überwältigt, innegehalten hatte, nahm er seine Arbeit wieder auf. Bald fühlte er unter der noch weichen Erde das Leder, das die versteckten Gegenstände umhüllte. Er warf das Leder weit weg; ein Sonnenstrahl drang vor den geblendeten Augen des Spaniers bis auf den Grund des Verstecks; er hatte nur eins unter den bunt durcheinandergeworfenen Gegenständen bemerkt: Feuerwaffen von allen Größen, an den Büchsen hängende Pulverhörner, die in ihrer Durchsichtigkeit das körnige, glänzende Pulver ahnen ließen, mit dem sie angefüllt waren.
    Zum erstenmal seit langer Zeit kniete Pepe nieder, sprach ein glühendes Gebet und lief wie närrisch zu Bois-Rosé.
    Der Kanadier schlief den leichten Schlaf des Soldaten vor dem Feind. »Was gibt es, Pepe?« rief er aus, durch das Geräusch der Schritte seines Gefährten geweckt.
    »Komm her, Bois-Rosé!« erwiderte Pepe freudig. »Kommt, Gayferos!« schrie er und stieß den schlafenden Gambusino mit dem Fuß. Dann lief er wieder zu dem Versteck, von seinen beiden Gefährten gefolgt, die ihn vergeblich befragten. »Waffen! Waffen zum Auswählen!« rief der Spanier. »Da! Und da! Und da!« Und bei jedem Wort tauchte Pepe, auf die Erde gebückt, seinen Arm in die gähnende Öffnung und warf dem verdutzten Kanadier eine Büchse nach der anderen vor die Füße.
    »Laß uns Gott danken, Pepe!« rief Bois-Rosé aus. »Er gibt uns die Kraft wieder, die er unseren Armen entrissen hatte.«
    Jeder von den drei Jägern wählte sich die Waffe, die ihm behagte. Bois-Rosé nahm noch eine vierte für Fabian mit, denn dieser unverhoffte Fund hatte nach dem Fang des durch die Vorsehung ihnen zugeführten Büffels sein Herz abermals

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