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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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waren. »Nun wollen wir uns mit der Mahlzeit beschäftigen.« »Ich denke nicht«, sagte Pepe, »daß dieser Büffel sich selbst verwundet hat, um das Vergnügen zu haben, sich von uns töten und verzehren zu lassen; er ist offenbar der Verfolgung irgendeines jagenden Indianers entronnen. Es würde also sehr vernünftig von uns sein, wenn wir uns darauf gefaßt machten, bald den Besuch eines oder mehrerer von diesen unversöhnlichen Räubern zu erhalten, die sich eine Pflicht daraus machen würden, uns wie diesen Büffel zu behandeln ... Jene beiden Wölfe dort unten in der kleinen Lichtung auf der Insel scharren den Boden auf«, fügte Pepe, seine vernünftige Gedankenreise unterbrechend, hinzu, »und sie sind so eifrig damit beschäftigt, daß ich es mir nach dem Anteil, den ich ihnen zugeworfen habe, nicht erklären kann.«
    Die Warnung, die der Grenzjäger seinen beiden Gefährten eben gegeben hatte, hatte diese wieder zum Bewußtsein ihrer kritischen Lage gebracht, die sie nur durch ihr unverhofftes Glück einige Augenblicke lang hatten vergessen können. Eine krumme Linie von gelblicher Farbe zog sich durch den dunkelblauen Fluß und zeigte den Jägern die Stelle, wo man ihn durchwaten konnte. Sie entschlossen sich also, der größeren Sicherheit halber eine gedeckte Stellung auf der Insel zu nehmen, dort Feuer anzuzünden und ihr Mahl im dichten Schatten der Bäume zu bereiten. Als die kleine Schar die Furt des Red River durchwatete, flohen die beiden Wölfe bei der Annäherung der Menschen, und einer von ihnen packte das Stück, das ihnen der Jäger zugeworfen hatte. Als die drei Jäger festen Fuß auf der Insel gefaßt hatten, fanden sie beinahe mitten in der kleinen Lichtung ein Loch, das die Krallen der Wölfe einige Zoll tief aufgescharrt hatten.
    »Ohne Zweifel liegt irgendein Leichnam hier verborgen«, sagte Pepe, der gewöhnlich an einem einmal gewonnenen Eindruck zäh festhielt; »und doch scheint dieser Rasen nicht anzudeuten, daß er frisch aufgewühlt sei.«
    Nichtsdestoweniger fiel dem Spanier während seiner Untersuchung der Umstand auf, daß es an dem Ort, wo die Krallen der Wölfe den Rasen abgerissen hatten, eine Stelle gab, wo dieser Rasen so sauber wie mit einem Gartenmesser durchschnitten zu sein schien. Die Stimme Bois-Rosés, die ihn zu dem Ort rief, den er zum Haltepunkt ausersehen hatte, um hier hilfreiche Hand zu leisten, rief Pepe von seinen Nachforschungen ab, aber nicht, ohne daß er sich vorgenommen hätte, wiederzukommen und sie fortzusetzen, sobald sein verzehrender Hunger gestillt wäre.
    Obgleich das Ungewitter in der verhängnisvollen Nacht, wo Fabian ihnen entrissen war, das Pulver der beiden Jäger verdorben hatte, so war es doch noch trocken genug, um leicht ein Feuer damit anzünden zu können, an dem sie ihre Lebensmittel zubereiten wollten. Trockenes Holz war im Überfluß auf der Insel, und bald warteten die drei hungrigen Jäger auf den Augenblick, der ihren bis zum äußersten Punkt gebrachten Hunger befriedigen sollte, und atmeten unterdessen den köstlichen Duft, den der auf den Kohlen bratende Büffelhöcker verbreitete.
    Zwanzigmal mußte der Kanadier, der sich mehr beherrschen konnte als seine beiden Gefährten, sein Ansehen geltend machen, um sie davon abzuhalten, das noch blutige Büffelfleisch zu verschlingen; endlich kam der Augenblick, wo sie ihrer verzehrenden Ungeduld die Zügel schießen lassen konnten. »Sachte doch! Sachte!« rief Bois-Rosé, als Gayferos und Pepe einen wütenden Angriff auf den Büffelhöcker begannen. »Wenn das so fortgeht, so werdet ihr euch zuerst würgen und dann ersticken; dieser Braten ohne Salz ist unverdaulich wie Kieselsteine.« »Möglich«, antwortete Pepe, der mit den Worten sparsam umging; »aber er ist zart wie der Tau des Himmels.«
    Und ein gewaltiges Krachen der Kinnbacken ließ sich allein mitten unter dem Schweigen der Insel vernehmen.
    »Jene da drüben pflegen sich auch«, sagte der Kanadier und bezeichnete am Ufer des Flusses, das sie eben verlassen hatten, zwei andere Tischgenossen, die, nicht weniger gierig wie sie selbst, mit den blutigen Überresten des Büffels beschäftigt waren. Es waren die beiden Wölfe, die durch den Fluß geschwommen waren und, angezogen von der Witterung des Büffels, diesen mit einem Eifer zerrissen, der jedoch dem der beiden Jäger nicht gleichkam; diese Raubtiere würden den Vorwurf der Prahlerei verdient haben, hätten sie den Hunger der Menschen zu fühlen behauptet.
    Der

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