Der Waldläufer
abwarteten, als sie kein Wort davon verstehen konnten.
Der Indianer berührte feierlich die Hand der beiden Weißen, und alle vier begaben sich zu dem Feuer, bei dem die drei Jäger ihre homerische Mahlzeit eingenommen hatten. Diesmal waren sie in einer ganz anderen Gemütsstimmung. Die Nahrung hatte ihren müden Gliedern wieder Kraft und Biegsamkeit und der Besitz der neuen Waffen ihren niedergeschlagenen Herzen wieder Vertrauen und Energie gegeben. Hier aß der junge Indianer in aller Eile seinen Anteil vom Büffel, der, wie er sagte, von einem Indianer aus der Bande Sang-Mêlés verwundet worden war, und Bois-Rosé nützte diesen Augenblick, um seinen beiden Gefährten mitzuteilen, was er eben selbst erfahren hatte.
»Das sind ernste und betrübende Verwicklungen«, sagte der Kanadier am Schluß. »Einen Feind verfolgen, wenn man selbst verfolgt wird, das ist eine schwierige Lage.«
»Ja«, erwiderte der Grenzjäger, »aber wir sind doch jetzt bewaffnet, wie es Kriegern zukommt; sollte es denn da weniger möglich sein, unseren Zweck zu erreichen, als damals, wo wir selbst durch diese Schelme von Apachen auf der Verfolgung Don Antonios de Mediana belagert wurden?«
Der Kanadier hatte wie der Spanier jenes unerschrockene Selbstvertrauen, das diejenigen, die es besitzen, Wunder verrichten läßt; denn während unseres Lebens sind viele Pläne nur darum ausführbar, weil sie uns so erscheinen. Die beiden Jäger fanden die Unternehmung nicht über ihre Kräfte.
»Was auch geschieht«, rief der rachsüchtige Pepe, »ich werde eiligst das Versteck dieses verdammten Mestizen, das wir mit soviel Mühe vor aller Augen verborgen haben, abermals ausleeren. Kommt, Gayferos! Während Bois-Rosé sich hier mit dem jungen Krieger berät, wollen wir den ganzen Raub dieser Natter – die Feuerwaffen ausgenommen – ins Wasser werfen!«
Der grollende Spanier entfernte sich, vom Gambusino gefolgt, und als der Indianer gegessen und getrunken hatte, sagte der Kanadier zu Rayon-Brûlant: »Wird mir mein Sohn jetzt erzählen, was er allein so weit von seinem Stamm auf dem Jagdgebiet der Apachen tut?«
Der Komantsche erzählte Bois-Rosé die Ereignisse, die der Leser schon kennt; nämlich den Angriff, bei dem Encinas und er beinahe als Opfer gefallen waren, das Erscheinen der beiden Piraten am Büffelsee, dann seine abenteuerlichen Züge auf ihren Spuren bis zur Büffelinsel, wo er gesehen hatte, wie sie ihren Raub im Schoß der Erde verbargen.
In diesem Augenblick kamen Pepe und Gayferos von ihrer Untersuchung zurück. Decken, Sättel, Waren – alles hatten sie in die Strömung des Flusses geworfen, mit Ausnahme eines Bündels von Gewehren, das sie mitbrachten.
»Gut«, sagte der Komantsche, »das sollen die Krieger meines Stammes haben, die als einzige Waffen nur Pfeil und Bogen besitzen; sie werden dadurch den Donner der Bleichgesichter in ihre Hände bekommen.«
Rayon-Brûlant nahm nun seine Erzählung wieder auf, die die drei Jäger aufmerksam anhörten. Wir glauben davon nur kurz berichten zu müssen.
Der Komantsche hatte die Büffelinsel in der Hoffnung verlassen, zu rechter Zeit zurückkehren zu können, um die beiden Piraten der Steppe bei dem Besuch zu überraschen, den sie gewiß in kurzer Zeit dem Ort abstatten würden, wo die Banditen – nach seinem Ausdruck – ihre Seele vergraben hatten. Aber die Zeit, die er brauchte, um das ferne Lager seines Stammes zu erreichen, und die Schnelligkeit der Bewegungen Sang-Mêlés und seines Vaters hatten seine Voraussicht getäuscht.
Als der junge Komantsche an der Spitze von nur zehn Kriegern, die der Häuptling seines Stammes seiner Klugheit und seinem Mut anvertraut hatte, an die Ufer des Red River zurückgekehrt war, hatte er an mehreren Orten Spione aufgestellt. Diese berichteten ihm, daß die beiden Krieger, die er verfolgte, schon an der Büffelinsel, wo er sie zu überraschen gedachte, vorübergefahren seien; daß sie den Fluß verlassen hätten, dessen Lauf sie bis jetzt in ihrem Kanu gefolgt wären, und nun zu Lande am Ufer entlang die Richtung nach der Red Fork in der Nähe des Büffelsees eingeschlagen hätten.
Der Komantsche und seine zehn Krieger waren genötigt gewesen, einen ziemlich reißenden Strom in dem Kanu, das sie von ihrem Stamm hierhergetragen hatten, hinaufzufahren; sie hatten also nicht mehr zeitig genug ankommen können, um sich mit den beiden Piraten der Prärien zu kreuzen. Das war für den jungen Häuptling vielleicht ein glücklicher Zufall;
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