Der Waldläufer
der Hoffnung geöffnet.
»Laß uns das übrige wieder hineinlegen, Pepe. Rauben wir dem Eigentümer nicht in diesen Waffen und Waren die kostbarsten Hilfsquellen, die er hier versteckt hat? Es würde undankbar gegen Gott sein.«
Die drei Jäger hatten bald das Versteck wieder zugeworfen und sein Dasein so gut wie möglich vor aller Augen verborgen, ohne zu ahnen, daß sie so edelmütig das Interesse ihrer Todfeinde wahrnahmen.
»Nun vorwärts!« fuhr der Kanadier fort. »Tag und Nacht vorwärts; nicht wahr, Pepe?«
»Los, denn nun sind drei Krieger auf der Spur dieser Banditen, und Don Fabian ...«
Ein unerwarteter Anblick ließ das Wort auf seinen Lippen ersterben; eine furchtbare Wirklichkeit drohte noch einmal die Träume dieser beiden Jäger zu zerstören oder doch wenigstens die Ausführung ihrer Pläne zu verschieben. Bois-Rosé hatte ebenso wie Pepe die Ursache dieser plötzlichen Unterbrechung gesehen.
Ein sorgfältig wie zum Kampf bemalter indianischer Krieger schien aufmerksam das am entgegengesetzten Ufer zurückgebliebene Büffelgerippe zu betrachten. Obgleich es unmöglich war, daß der Indianer die drei Weißen nicht bemerkt haben sollte, so nahm er doch scheinbar keine Notiz von ihrer Gegenwart.
»Das ist unser Wirt«, begann Pepe; »soll ich zum Dank die Tragweite meiner neuen Büchse an ihm versuchen?«
»Nimm dich wohl davor in acht, Pepe; so tapfer dieser Indianer auch sein mag, seine Ruhe – denn er sieht uns, ohne uns nur einmal zu betrachten – beweist, daß er nicht allein ist.«
Der Indianer setzte in der Tat seine Untersuchung mit einer Kaltblütigkeit fort, die einen erprobten oder wenigstens einen solchen Mut bewies, der aus dem Vertrauen auf die überlegene Zahl entspringt, und seine am Riemen über die Schulter hängende Büchse schien mehr ein Schmuck als eine Angriffswaffe zu sein.
»Ach, es ist ein Komantsche«, fuhr Bois-Rosé fort; »ich sehe es an seinem Kopfputz und an den Verzierungen seines Büffelmantels; und der Komantsche ist der unversöhnliche Feind des Apachen. Dieser junge Mann ist auf dem Kriegspfad. Ich werde ihn anrufen, denn die Augenblicke sind zu kostbar, um mit List zu handeln und nicht gerade aufs Ziel loszugehen.«
Der Kanadier beeilte sich, seinen Plan auszuführen, der ganz seinem ehrlichen Charakter entsprach; er näherte sich also mit festem Schritt dem Ufer des Flusses – gleich bereit, den Kampf anzunehmen, wenn ihnen der Zufall einen Feind entgegenführte –, um ein Bündnis mit dem Indianer zu schließen, wenn er einen Freund in dem jungen Komantschenkrieger finden sollte.
»Rede ihn spanisch an, Bois-Rosé«, sagte Pepe; »wir werden so viel eher erfahren, woran wir uns zu halten haben.«
Der Kanadier hob den Kolben seiner Büchse in die Höhe, während der Indianer noch das Büffelgerippe und die Spuren dabei untersuchte.
»Drei Krieger starben vor Hunger, als ihnen der Große Geist einen verwundeten Büffel zugesandt hat!« rief der Waldläufer. »Mein Sohn sucht zu erkennen, ob es der ist, den seine Lanze getroffen hat. Will er den Anteil davon nehmen, den wir ihm aufbewahrt haben? Er wird damit den drei weißen Kriegern beweisen, daß er ihr Freund ist.«
Der Indianer hob endlich den Kopf. »Ein Komantsche«, antwortete er, »ist nicht der Freund aller Weißen, denen er begegnet; er will wissen, bevor er sich an ihr Feuer setzt, woher sie kommen, wohin sie gehen und wie sie heißen.
»Caramba!« sagte Pepe halblaut. »Der junge Mann ist stolz wie ein Häuptling.«
»Mein Sohn spricht mit dem Stolz eines Häuptlings«, erwiderte Bois-Rosé, indem er höflicher die Worte des ehemaligen Grenzjägers wiederholte. »Ohne Zweifel hat er auch dessen Mut; aber er ist noch sehr jung, um Krieger auf den Kriegspfad zu führen. Und doch will ich ihm antworten, wie ich dem Häuptling eines Stammes antworten würde. Wir haben eben das Gebiet der Apachen durchstreift und folgen bis zur Gabel des Red River der Spur zweier Banditen. Dieser hier ist Pepe der Schläfer, jener der Goldsucher, dem die Apachen den Skalp genommen haben, und ich bin der Waldläufer aus Unterkanada.«
Der Indianer hatte die Antwort Bois-Rosés ernst angehört. »Mein Vater«, antwortete er, »hat die Klugheit eines Häuptlings, dessen Alter er hat; aber er kann nicht machen, daß die Augen eines Komantschenkriegers blind oder seine Ohren taub sein sollen. Unter den drei Kriegern mit weißer Haut sind zwei, deren Namen sein Gedächtnis behalten hat, und das sind nicht
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