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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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denn die Schar der beiden Banditen hatte sich unterwegs durch indianische Vagabunden, wie sich deren so viele in der Steppe finden, vermehrt.
    Dieser Bericht des einen der Spione Rayon-Brûlants wurde durch einen anderen seiner Kundschafter vervollständigt. Dieser letztere hatte sich dem Lager Sang-Mêlés zu weit zu nähern gewagt und sich überraschen lassen. Er hatte einen halben Tag bei dem Mestizen und seinem Vater zugebracht, und in dem Augenblick, wo er glaubte, daß seine letzte Stunde gekommen sei, hatte ihn Sang-Mêlé zu Rayon-Brûlant zurückgeschickt und ihm den Auftrag gegeben, Worte des Friedens und der Freundschaft für den jungen Häuptling zu überbringen und ihn außerdem wissen zu lassen, daß er in seinem Lager willkommen sein würde, was dieser sich wohl zu glauben hütete – und das mit Recht, wenn man die Absichten des Mestizen gegen ihn noch nicht vergessen hat.
    Durch den Bericht dieses Kundschafters hatte der junge Komantsche die beiden Namen erfahren, die die Indianer den weißen Jägern gegeben hatten, und er hatte sie auf der Büffelinsel nach der Beschreibung wiedererkannt, die dem zum jungen Häuptling zurückgesandten Kundschafter von ihnen gemacht worden war.
    »Rayon-Brûlant«, fügte der Indianer hinzu, seine Erzählung beendigend, »will von seinen beiden Feinden nur ihr Blut, um seine Ehre reinzuwaschen, ihren Skalp, um die Tür seiner Hütte zu schmücken, und ist außerdem der Todfeind der Apachen, die früher seine Brüder waren.«
    »Wir wollen Euch aus allen Kräften helfen«, antwortete Pepe, der in den funkelnden Augen des jungen Komantschen den unversöhnlichen Haß gegen seinen ehemaligen Stamm las. »Mein Bruder«, fügte er hinzu, »ist also nur durch Adoption ein Komantsche?«
    »Rayon-Brûlant«, erwiderte der Indianer, »erinnert sich nicht mehr, daß er als Apache geboren ist, seitdem der Schwarze Falke ihn in dem, was er Teuerstes besaß, beschimpft hat.«
    Diese letztere gemeinsame Feindschaft für den indianischen Häuptling schloß die neuen Bande der Freundschaft zwischen dem jungen Komantschen und den beiden Jägern nur noch enger. Die letzteren beschlossen nach dem Rat des Indianers, die wenigen Augenblicke des scheidenden Tages noch zu nützen, um die Insel zu verlassen und sich nach dem Ziel, dem sie alle zustrebten, in Marsch zu setzen.
    »Sind Eure Krieger weit von hier?« fragte Bois-Rosé den Indianer.
    »Der eine von ihnen bewacht mein Kanu an der Spitze der Büffelinsel; die anderen sind verstreut auf dem linken Ufer des Red River, und Main-Rouge und Sang-Mêlé sind auf dem entgegengesetzten Ufer. Zwei Büchsenschüsse von dem Weg, dem der Adler und der Spötter folgten, würden sie ihre Spuren gefunden haben.«
    »Vorwärts! Vorwärts!« rief Bois-Rosé aus. »Wir haben sie nicht gefunden; aber zur Vergeltung dafür haben wir uns Waffen, Lebensmittel und einen tapferen und ehrlichen Verbündeten verschafft. Gott sei gelobt; alles steht aufs beste!«
    Bei diesen Worten warf der Kanadier seine Büchse auf eine Schulter, nahm das aus dem Versteck gezogene Bündel Waffen auf die andere; Pepe und Gayferos beluden sich mit Lebensmitteln, Pulver und Blei, und alle folgten dem jungen Komantschen mit einem Eifer, wie ihn diese glücklichen Umstände ihnen eingeflößt hatten. Dieser führte sie zur Spitze der Insel, wo der zur Bewachung des Kanus aufgestellte Krieger verborgen lag.
    Das Kanu war eines jener unter den Indianern dieses Teils von Amerika gebräuchlichen Fahrzeuge, und sein sonderbarer Bau verlangt in einigen Worten eine nähere Beschreibung. Es war aus zwei grob gegerbten Büffelhäuten verfertigt, die zusammengenäht und über ein leichtes Gestell von Eschenholz ausgespannt waren. Die Nähte waren mit Hilfe einer Mischung hartgewordenen Talgs und Asche wasserdicht gemacht. Dieser gebrechliche Nachen konnte etwa zehn Fuß lang und dreieinhalb Fuß breit sein; Vorder- und Hinterteil liefen spitz zu, und sein runder Bauch ebenso wie seine Farbe gab ihm – aber in gigantischem Maßstab – eine Ähnlichkeit mit einer Kappe von gegerbtem Leder, wie man sich deren sonst wohl auf Reisen als tragbares Glas bediente.
    Die Indianer jedoch unternehmen mit Hilfe solcher Boote lange Fahrten auf den mit Wasserfällen, Untiefen und Felsen versperrten Flüssen; und wie gering auch die Dauerhaftigkeit dieser gebrechlichen Nußschalen sein mag, so muß man doch mit Recht darüber staunen, daß sie noch so lange Zeit den Stößen, die sie aushalten müssen,

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