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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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jedenfalls sind sie außerstande, uns zu schaden. Aber«, fügte er ärgerlich hinzu, »wir können die Überlebenden nicht hindern, sich vor uns unter dem Baumdickicht festzusetzen. Genug!« fuhr er fort, indem er ein Zeichen mit der Hand gab, nicht mehr zu rudern.
    Die letzten indianischen Reiter waren in dem Wäldchen verschwunden; jedoch nicht, ohne daß die Büchse des Komantschen, die vor aller Ohren knallte, noch einen dritten zu Boden gestreckt hätte.
    Kaum waren einige Minuten verflossen, als eine Salve auf das Kanu abgegeben wurde. Glücklicherweise tat sie weiter keinen Schaden, als daß einem Ruderer der Arm von einer Kugel durchbohrt wurde und eine andere Kugel durch die Seite des Fahrzeugs über der Wasserlinie hindurchfuhr. Der Komantsche bewegte mit seinem gesunden Arm den getroffenen hin und her – der Knochen war nicht zerschmettert, nur das Fleisch war ringsum zerrissen.
    Der Kanadier ergriff an seiner Stelle das Ruder und steuerte das Kanu stromaufwärts nach einer kleinen Bucht, die mehr von einem dichten Schilfgürtel als von der Bodenerhöhung gedeckt wurde, von der sie gebildet war. Es war dies jedoch der beste Zufluchtsort in der Nähe. Die Reisenden konnten sich im ersten Augenblick nach ihrem Rückzug nicht verhehlen, daß sie, um die Indianer aus ihrer vorteilhaften Stellung, von wo sie den Fluß beherrschten, zu vertreiben, oder um die Durchfahrt zu erzwingen, der Gefahr ausgesetzt waren, kostbare Zeit zu verlieren oder ihr Leben zu wagen.
    Man mußte sich also zur Vermeidung dieser beiden Möglichkeiten entschließen, wenn nicht das Kanu aufzugeben – das heißt auf ein kostbares Hilfsmittel für eine rasche und nicht ermüdende Reise zu verzichten –, es wenigstens auf den Schultern weit über den Ort hinauszutragen, der von ihren Gegnern besetzt war.
    Sie hatten kaum angefangen, das Fahrzeug vorsichtig auf das Ufer zu ziehen, als vom Gipfel der Bäume aus, unter die sich die Indianer zurückgezogen hatten, ein lebhaftes Feuer rings um sie den Fluß und seine Ufer erhellte; im selben Augenblick fuhren einige Kugeln in geringer Entfernung vom Boot durch das Schilf. Es war ohne Zweifel ein Feuerzeichen, das die Indianer irgendeiner anderen, entfernten Abteilung gaben.
    Die Bündel trockenen Grases aus der Ebene verbreiteten nur ein vorübergehendes, glänzendes Licht. Nichtsdestoweniger traten doch einen Augenblick lang der gigantische Schattenriß des Kanadiers und der ziemlich kenntliche des spanischen Jägers mitten in dem rötlichen Schein klar hervor, der sich über eine ziemlich weite Strecke verbreitet hatte. Plötzlich zeigten die Rufe: »Der Adler der Schneegebirge! Der Spottvogel! Der blutige Schädel!« – drei Namen, womit die Indianer den Kanadier, den ehemaligen Grenzjäger und den skalpierten Gambusino bezeichneten – den drei weißen Jägern, daß sie erkannt worden waren.
    »Warum nennt sich der große Jäger mit dem bleichen Gesicht Adler«, rief eine spöttische Stimme, »da er doch seine Spur von den Nebelbergen und den Ufern des Rio Gila bis zu denen des Red River nicht hat verbergen können?«
    »Antworte ihnen nicht, Pepe!« sagte der Kanadier.
    »Ein Zungenkampf ist gut, wenn man Zeit zu verlieren hat, wie es damals auf der Insel der Fall war; hier müssen wir handeln! Der übrige Teil der Bande befindet sich ohne Zweifel hinter diesen Baumgruppen. Auf, Rayon-Brûlant! Liefert Euch Euer indianischer Scharfsinn keine Kriegslist, um uns hier herauszuziehen?«
    »Wozu ist List nötig?« erwiderte der Komantsche.
    »Was können wir Besseres und Einfacheres tun, als das Kanu auf unseren Schultern zwei Büchsenschüsse weit von dieser kleinen Bucht zu tragen?«
    Schon hatten die drei Krieger des jungen Häuptlings das leichte Fahrzeug auf ihren Schultern und schlugen auf dem linken Ufer die Richtung nach der Ebene ein, als einer von ihnen einen dumpfen Ruf ausstieß.
    Obgleich der Mond, der erst in der letzten Stunde der Nacht aufging, noch nicht leuchtete, so verbreiteten doch die Sterne am Himmel und die glänzenden Strahlen der Milchstraße Licht genug, daß man eine andere Abteilung Indianer – etwa zwanzig an der Zahl – unterscheiden konnte. Drei oder vier waren zu Pferd, aber sie richteten ihren Marsch nach dem ihrer Gefährten zu Fuß. Man durfte nicht mehr länger zögern.
    »Die Büchse Rayon-Brûlants«, sagte Bois-Rosé, »ist nicht so sicher in seiner Hand wie die meinige und die Pepes, obgleich sein Herz so stark ist; der junge Häuptling und

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