Der Waldläufer
Fertigkeit eines geschickten Jägers die ungeheure Tatze des Grauen Bären beim ersten Gelenk ab und nahm seinen Platz im Kanu wieder ein.
»Rayon-Brûlant ist tapfer wie ein Häuptling«, sagte Bois-Rosé und drückte dem Komantschen die Hand.
»Der Adler und der Spottvogel sind stolz auf ihren jungen Freund. Die Blume des Sees wird lächeln, wenn sie die Proben seines Mutes sieht.«
Die Augen des jungen Komantschen funkelten vor freudigem Stolz, den das Kompliment Bois-Rosés in seinem Herzen hervorrief, verbunden mit der Hoffnung, die es darin weckte. Er stieß einen kurzen Ruf aus und begann wieder zu rudern, denn die Apachen sprengten durch die Ebene und schienen – wie vor ihnen der Graue Bär – den Schiffern den Weg auf dem Fluß abschneiden zu wollen.
68 Zwischen zwei Feuern
Die Stelle, wohin die Indianer sich zu bewegen schienen, um das Kanu beim Vorüberfahren zu erwarten, war mit Gruppen von Weiden und Eschen besät, unter denen sie Gelegenheit finden mußten, die Schiffer ohne Gefahr für sich selbst anzugreifen. Es war also wichtig, diesen Posten vor den Apachen zu erreichen, oder – wenn diese sich zuerst festsetzten – sich gar nicht in diesen gefährlichen Strich zu wagen. Zwei Komantschen hatten den Kanadier und Rayon-Brûlant abgelöst, die ebenso wie Gayferos und Pepe mit der Büchse in der Hand die Ruderer beschützten.
Die Apachen hatten einen ungeheuren Halbkreis zurückzulegen, wo sie sich auf allen Punkten beinahe außer dem Bereich der Kugeln befanden. Das Kanu hatte sozusagen nur eine gerade Linie – die Sehne dieses Bogens – zu beschreiben.
»Wenn ich sage, daß diese Indianer auf den Flügeln des Windes in die Prärien getragen zu sein scheinen, wie ich es auf meinen Wanderungen an der Küste von Afrika vom Samum und den Heuschrecken gehört habe – sag, hätte ich da unrecht?« fragte der Kanadier.
»Wenn ich mich nicht irre«, antwortete der Spanier, »so dürfen wir – obgleich ich nicht leugne, daß diese Schelme wie die Plagen Ägyptens sind – uns nicht wundern, diese hier auf unseren Spuren zu sehen. Sieh doch einmal jene Schecke, deren Farbe man trotz der Dunkelheit unterscheiden kann und die reiterlos umherspringt – kommt es dir nicht so vor, als ob du sie schon einmal um die Insel des Rio Gila hättest galoppieren sehen?«
»Ich habe einen schrecklichen Grund, um mich dessen zu erinnern«, fügte Gayferos hinzu. »Der Indianer, der zuerst seinen Lasso um meinen Leib geworfen und mich von meinem Pferd gerissen hat, ritt genau auf einem solchen Tier wie diesem hier.«
»Und jener andere Krieger«, fügte der Grenzjäger hinzu; »sollte man nicht beim Anblick der Büffelmähne, mit der sein Kopf geschmückt zu sein scheint, darauf schwören, es sei der Indianer, den wir als Schildwache am Ufer des Flusses sahen, als unsere schwimmende Insel langsam stromab fuhr? Ah, das ist ein Umstand in unserem abenteuerlichen Leben, dessen ich mich noch lange erinnern werde. Nach meiner Ansicht kann man hundert gegen eins wetten, daß diese Schelme dieselben sind, die uns belagert haben, und daß sie unsere Spuren an dem Ort entdeckt haben müssen, wo wir an Land gestiegen sind, um das Val d'Or zu erreichen.«
»Ich sage nicht nein«, erwiderte Bois-Rosé seufzend, denn die zuletzt vom Gambusino wie vom Spanier erwähnten Umstände erinnerten ihn noch bitterer an den Verlust Fabians.
Dreiviertel der Entfernung bis zu den Baumgruppen waren beinahe zurückgelegt. Hätten die neuen Waffen der drei Weißen eine hinreichend gute Tragweite gehabt, so wäre es möglich gewesen, einen oder zwei Reiter in der Ebene aus dem Sattel zu werfen. Obgleich das Kanu kräftig unter dem Druck der Ruder vorwärts getrieben wurde, so glitt es doch stetig genug auf dem Fluß dahin, daß die Hand eines Schützen nicht durch Schwanken unsicher gemacht wurde.
»Laßt Eure beiden Krieger das Boot nicht mit so starken Stößen rudern!« sagte Bois-Rosé zum jungen Komantschen.
Nun streckten der Kanadier und der Spanier ihren für die Indianer so verderblichen Arm aus und gaben Feuer. »Das sind zwei, die niemandes Spuren mehr folgen werden; ich stehe dafür, daß sie keine bösen Absichten mehr gegen uns haben«, sagte der Kanadier.
»Vielleicht sind sie nur verwundet?« sagte Gayferos, der zu seiner großen Freude und zu seiner größten Verwunderung sah, daß man Feinde in solcher Entfernung und besonders des Nachts treffen könne.
»Ich bezweifle es«, antwortete Bois-Rosé; »aber
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