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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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willen!« sagte Bois-Rosé. »Die Indianer sind nicht...«
    Plötzlich warf ein Blitz einen Flammenstrahl auf die von Blut gerötete Oberfläche des Stromes und auf den abermals verwundeten Bären. Sein wütendes Geheul mischte sich mit einem Knall, der in den Ohren der Indianer und der beiden im Hinterteil beschäftigten Jäger wie die Posaune erklang, die der Engel des Jüngsten Gerichts über ihrem Haupt erschallen ließ.
    »Demonio!« rief der Spanier aus beim Anblick eines Körpers, der vom abschüssigen Ufer herab dicht bei dem Tier ins Wasser stürzte, unter dessen Anstrengungen es immer noch brauste, während das Kanu dahinflog. »Was ist das?«
    »Das ist ein Apache, der in den Fluß stürzt! Ein heißhungriger Hund, der sich ersäuft!« antwortete der Indianer.
    Bald brach ein Geheul in der Ebene jenseits des hohen Stromufers los; die Komantschen antworteten, und ein schreckliches Getöse erhob sich – ein Gemisch von menschlichen Stimmen, seltsam moduliert von der des kolossalen Bewohners der Prärien, wie wenn eine Wasserhose über den Fluß zöge. Die Wut des Grauen Bären schien durch den Pfeil, der seinen Leib durchbohrt hatte, und durch die drei Axtschläge, von denen sein Schädel getroffen war, noch vermehrt worden zu sein.
    »Mut, Bois-Rosé, Mut!« rief Pepe aus, der im Hinterteil des Kanus kniete und mit den Indianern die beunruhigenden Fortschritte des schwimmenden Tieres beobachtete, das jeden Augenblick eine Tatze wie ein Katapult hob, um das gebrechliche Fahrzeug in den Grund zu bohren. »Bei Gott, wir sind ihm noch glücklich entkommen!« fuhr er fort, als das Wasser wieder sein Gesicht peitschte.
    Das Kanu schwamm jetzt zwischen niedrigen Ufern, die trotz der Dunkelheit einen Blick auf die Ebene zu werfen gestatteten. Schwarze Schatten von Pferden und Reitern bewegten sich im hohen Gras. Eine andere unmittelbare Gefahr drohte die mißliche Lage der Schiffer noch gefährlicher zu machen.
    Der Bär hatte, wie eben erwähnt, in seinen Anstrengungen nachgelassen – aber nur, um die Taktik zu ändern. Er hatte sich schräg zum Ufer gewandt.
    »Fahr schräg an Land, Bois-Rosé«, rief Pepe, der die Bewegungen des wütenden Ungeheuers verfolgte, »oder das Tier wird uns den Weg abschneiden und uns von vorn angreifen!«
    Rayon-Brûlant warf einen Blick seitwärts und sah in der Tat den Bären in einiger Entfernung vom Land das Wasser teilen. Der Komantsche trieb das Fahrzeug nach rechts, unterstützt von Bois-Rosé, den die Warnung des Spaniers schon bereit gefunden hatte, sich danach zu richten. Das Kanu flog ebenfalls in schräger Linie dem Ufer zu, und in dem Augenblick, wo der Bär an Land stieg, sprang der junge Komantsche, seine Büchse in der Hand, ebenfalls ans Ufer.
    »Fort!« sagte er zu Bois-Rosé. »Der Adler lasse einen furchtlosen Krieger handeln!« Der Indianer und der Bär waren etwa zwanzig Schritt voneinander auf dasselbe Ufer gesprungen.
    Die Vorbereitungen zum Kampf waren beim Komantschen zu einfach, als daß er damit mehr als einige Sekunden verloren hätte. Während sich der Bär in dem dieser Gattung eigentümlichen Trab näherte, setzte sich Rayon-Brûlant so ruhig auf den Sand wie ein ermüdeter Fußgänger, der sich ausruht. Selbst bei Bois-Rosé erregte diese Ruhe Bewunderung, denn das Leben des jungen Mannes hing von einer falschen Bewegung, von einem zu späten Losgehen seiner Büchse und von anderen Umständen ab, die auch der unerschrockenste Mann nicht in seiner Gewalt hat. Der Indianer legte rasch den Kolben seiner Büchse an die Schulter, drückte seine Wange an den Lauf und wartete unbeweglich.
    Beinahe von gleicher Größe wie ein Büffel näherte sich das gigantische, wilde Tier, der Schrecken der Prärien, und zeigte zwischen seinen blutigen Lippen die schrecklich weißen Zähne, die flammenden Augen unter seinem dicken Pelz.
    Die Büchse des Komantschen folgte langsam den Bewegungen des Bären; als die Mündung des Laufs fast die verwirrten Haarbüschel seines Kopfes berührte, ging der Schuß los. Der Koloß brach zusammen; aber von der Bewegung seines Ganges fortgerissen, hätte er den Indianer unter seiner Leiche erdrückt, wenn dieser nicht, als er kaum den Drücker berührt hatte, sich in sich selbst mit der wunderbaren Elastizität eines Clowns zusammengezogen und sechs Schritte von da mit dem Messer in der Hand auf seinen Füßen gestanden hätte. Er warf einen stolzen Blick auf seinen im blutigen Sand liegenden Feind, schnitt rasch mit der ganzen

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