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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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bist du, rotweiße Natter?«
    »Zu Hilfe, im Namen aller Heiligen!« riefen zu gleicher Zeit der Senator und der Hacendero, die sich in ihren Banden wanden.
    »Wilson!« sagte eine Stimme.
    »Sir?« antwortete eine andere Stimme.
    Und der Rauch erhob sich in dichten Wirbeln, und in den Augenblicken, wo die Büchsen nicht knallten, knisterte das Gras der Ebene unter den Flammen, die auf allen Seiten in glühenden Schlangenlinien vorwärts drangen. Während der vollständigen Verwirrung, die bei den Angreifenden wie bei den Flüchtigen herrschte, hätte man den Senator und Don Agustin trotz ihres Geschreis vergessen, wenn sich nicht Sir Fredericks Stimme hätte vernehmen lassen.
    »Wilson«, rief der Engländer aus, »hört auf, Euch mit meiner Person zu beschäftigen! Es sind hier irgendwo – wenigstens nicht weit von hier – zwei Unglückliche, die in großer Gefahr schweben. Hört Ihr sie? Wohlan! Nehmt an, ich sei es!«
    Zur selben Zeit machten der Engländer und der Amerikaner einen weiten Umweg, um das hin und her wogende Feuer zu vermeiden, und stürzten zu dem Ort, wo das Geschrei und der Hilferuf ertönten. Es war Zeit, denn die Flammen warfen schon einen glühenden Schein auf Don Agustin und seinen Unglücksgefährten, als die beiden Retter erschienen und ihre Bande durchschnitten.
    Kaum war der unglückliche Vater frei, so stürzte er zum Ufer des Flusses. Einen Augenblick lang sah er nur eine verwirrte Masse von Pferden und Reitern, die gegen den reißenden Strom kämpften; von heulenden und wiehernden Köpfen von Menschen und Pferden, die sich gegenseitig in ihren übereilten Bewegungen hinderten, indem die einen den anderen zuvorzukommen suchten. Einige waren in die Mitte des Flusses gerissen, andere endlich faßten festen Fuß am Ufer. Unter diesen letzteren erschien der Mestize einen Augenblick lang mit seiner Last im Arm; Don Agustin sah einen Zipfel von dem wallenden Kleid Rosaritas; aber der Reiter, der sie davontrug, verschwand plötzlich hinter den Baumwollstauden.
    In dem Augenblick, wo der Hacendero, als er seine vielgeliebte Tochter aus den Augen verloren hatte, einen Schrei der Wut und des Schmerzes ausstieß, fühlte er sich unter dem Griff einer kräftigen Hand zu Boden geworfen. Don Agustin hatte sich noch gar nicht von diesem neuen Ereignis Rechenschaft abgelegt, als eine Kugel einige Zoll über ihm mit scharfem Pfeifen vorüberflog.
    »Ihr seid ihr nur soeben entkommen«, sagte phlegmatisch eine Stimme zur Seite des Hacenderos. Es war Wilson, der hinter ihm herangekrochen war und ihn heftig gerade in dem Augenblick niedergeworfen hatte, wo Main-Rouge, ohne daß er es gewahr wurde, auf ihn zielte. »Seht«, fuhr der Amerikaner fort, »dort flieht der Schelm und schämt sich, daß er gefehlt hat! Ach, wenn ich doch Zeit gehabt hätte, meine Büchse wieder zu laden! Aber ich habe nur daran gedacht, zu verhindern, daß Ihr lebendig verbrennt und daß Euch nachher der Schädel zerschmettert würde.«
    Während dieser Zeit hatte der letzte indianische Reiter das Ufer erreicht, und Main-Rouge verschwand ebenfalls – aber er war nicht allein. Die beiden Wächter Fabians schleppten diesen, trotz seiner Anstrengungen sich frei zu machen, mit sich fort, und der alte Renegat kam ihnen dabei mit seiner unwiderstehlichen Kraft zu Hilfe.
    »Hofft auf Gott!« sagte die ernste Stimme Sir Fredericks, der sich ebenfalls dem Ufer des Flusses näherte, wo das Feuer trotz der glühenden Hitze, die es noch vor sich verbreitete, auf einem feuchten und kahlen Boden erlosch. »Dort ist jemand, der über Eure Tochter wacht. Wir schließen diese Hunde von allen Seiten ein, und nicht einer von ihnen soll entkommen!«
    Bei diesen Worten zeigte der Engländer Don Agustin auf jeder Seite des Ufers etwa zwanzig seiner längs des Flusses staffelförmig aufgestellten Vaqueros zu Pferd, und die Hoffnung drang bei diesem Anblick zum erstenmal wieder in das Herz des Hacenderos.
    »Seht noch weiter! Hier und dort«, fuhr Sir Frederick fort, »sind treue und tapfere Bundesgenossen.«
    Der Engländer zeigte zweihundert Schritt von ihnen stromaufwärts Diaz und Pepe nebeneinander zu Pferd, die den Strom spalteten und das entgegengesetzte Ufer erreichten, und in derselben Entfernung stromabwärts fünf Männer in einem Kanu, dessen sonderbare Bauart der Hacendero staunend betrachtete. Unter ihnen beugten sich zwei athletische Ruderer auf ihre Ruder nieder, während eine wütende Dogge neben ihnen heulte. Der Hacendero erkannte

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