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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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zittern.
    »Hund!« rief Main-Rouge aus und hob sein Messer zum Stoß.
    Fabian ergriff den Arm des Renegaten, und ein kurzer Kampf entspann sich zwischen dem Gefangenen und seinem wilden Wächter, in dem der Ausgang wegen der außerordentlichen Kraft des Amerikaners nicht zweifelhaft gewesen wäre, als sich in die Rufe Bois-Rosés, des Spaniers und Rayon-Brûlants, die von drei entgegengesetzten Seiten aus erklangen, ein Geheul mischte, das auf drei Seiten – im Norden, Süden und Osten – erscholl. Das wütende Bellen einer Dogge widerhallte mitten in diesem Getümmel wie das Brüllen eines gefesselten Löwen.
    Bei einer von Fabian gemachten Anstrengung, um Main-Rouges Messer von seiner Brust zu entfernen, fiel der junge Mann, der nur sehr leicht auf seinen Füßen stand, die von den Knoten der Riemen kraftlos gemacht worden waren, schwer auf die Erde nieder. Dieser Fall rettete ihm für den Augenblick das Leben.
    Der immer noch wachsende Lärm mitten in diesem eben noch ruhigen Tal lenkte die Wut des alten Renegaten ab; er erinnerte sich, daß das Leben des Gefangenen nur dem Schwarzen Falken gehöre, und versuchte den Feind, der sie bedrohte, zu erkennen. Der vor seinen Augen schwebende Vorhang von gelblichem Laub hinderte ihn daran. Alles, was er von seinem Posten aussehen konnte, waren einige Köpfe von Indianern, die sich am schnellsten wieder in den Sattel geworfen hatten, und weiterhin ein so heftiges Wogen des langen Grases, das von den erschreckten Gesichtern der Reiter überragt wurde, daß man hätte meinen können, es wäre durch das Vorüberlaufen einer Büffelherde hervorgebracht. Zur selben Zeit kreuzten sich fünf Büchsenschüsse – die einen links, die anderen rechts hinter der Apachenschar – und warfen die fünf Krieger aus dem Sattel, die sich eben erst darin festgesetzt hatten. Der alte Renegat sah nun eine Art von »Rette-sich-wer-kann« auf dem gegenüberliegenden Ufer entstehen; er stieß tausend gräßliche Flüche aus und suchte, seine Büchse in der Hand, vergeblich einen von den Feinden, die er hörte, deren Anblick ihm aber durch das Gras entzogen wurde.
    Einige Indianer, die zu weit entfernt von ihren Pferden waren, stürzten sich in die Piroge und ruderten trotz der Rufe Main-Rouges und trotz der Befehle und Flüche Sang-Mêlés eifrig nach dem entgegengesetzten Ufer. Der größte Teil der übrigen Apachen hatte sich auf die Pferde geschwungen und trieb diese ungestüm in den Fluß, denn ein dicker Rauch erhob sich aus der Ebene hinter ihnen, und schon brachen lange Flammenstrahlen mit gespaltenen Spitzen durch das hohe Gras.
    Der Schrecken hatte die indianischen Krieger noch schneller ergriffen, als das Feuer sich in der Ebene verbreitete; die übrigen, die zu Fuß zurückgeblieben waren, warfen sich schwimmend in den Fluß.
    »Feige Krieger mit Weiberherzen! Memmen!« heulte Sang-Mêlé wütend und suchte vergebens die Flucht der Indianer aufzuhalten.
    Aber der Rauch, den der Wind vor sich hertrieb, das Knistern des brennenden Grases und besonders der panische Schrecken, den der plötzliche Angriff durch unsichtbare Feinde hervorgerufen hatte, vereitelte alle Anstrengungen des Mestizen. Er hatte selbst eine kostbare Beute in Sicherheit zu bringen, hörte deshalb bald mit unnützen Vorstellungen auf, ergriff eines von den Pferden beim Zügel, dessen Reiter eben herabgeworfen worden war, und sprang auf Rosarita in dem Augenblick zu, wo diese endlich die Augen wieder öffnete. Das Knallen der Büchsenschüsse hatte ihre todesähnliche Ohnmacht gehoben, und der erste Gegenstand, der sich ihrem Blick darbot, war immer noch der schreckliche Sang-Mêlé, den die Leidenschaften, von denen er aufgeregt war, noch furchtbarer machten.
    Vergebens wollte sie fliehen; der Mestize ergriff ihren Arm, und trotz ihres Geschreis, trotz des Rufens ihres Vaters und des Senators, die unbeweglich in ihren Banden dalagen, hob Sang-Mêlé sie empor, warf sie quer über den Sattel und sprang hinter ihr auf den Rücken des Pferdes. Einen Augenblick nachher spaltete sein Pferd mit der Brust das Wasser des Flusses, das unter vierzig anderen Pferden brauste.
    Alles, was sich eben zugetragen hatte, war so rasch vor sich gegangen, daß niemand unter den Angreifenden dieser Entwicklung hatte zuvorkommen können. Eine schwarze Rauchwolke verbarg ihnen den Feind; aus dieser Wolke drangen verwirrte Stimmen.
    »Hierher, Bois-Rosé!« rief die donnernde Stimme Pepes. »Ich höre diesen Hund von Mestizen heulen. Wo

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