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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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zu begeben, und besonders hatte er anscheinend noch lebhafter zu erfahren gewünscht, ob Doña Rosarita noch unvermählt sei.
    Dieser Mann trug stets auf seinem Kopf ein rotkariertes Taschentuch, dessen Falten bis zu seinen Augen herabhingen, und nach dieser Kopfbedeckung bezeichnete man ihn nur mit dem Namen »der Mann mit dem roten Taschentuch«.
    Nachdem wir dies erzählt haben, kehren wir zu den beiden Reisenden zurück. Die zuletzt Angekommenen, deren Ankunft Aufsehen machte, ließen sich eines von den Fallgattern öffnen und ritten zu einem Haus im Presidio, auf dessen Schwelle ein Mensch saß, der seine Mußestunden mit der Gitarre in der Hand ausfüllte.
    Einer von den Reitern wandte sich an ihn: »Santas tardes, Señor«, sagte er. »Wollt Ihr wohl zwei Fremde die Gastfreundschaft Eures Hauses für einen Tag und eine Nacht in Anspruch nehmen lassen?«
    Der Gitarrenspieler stand höflich auf. »Steigt ab, meine Herren Kavaliere«, erwiderte er; »diese Wohnung ist so lange die eurige, als es euch gefallen wird, darin zu bleiben.«
    Das ist die einfache Förmlichkeit der Gastfreundschaft, die noch jetzt in diesen Ländern gebräuchlich ist.
    Die Reiter stiegen von den Pferden mitten unter den Müßiggängern, die neugierig herbeigekommen waren, um zwei Fremde zu betrachten, die im Presidio von Tubac stets eine seltene Erscheinung sind. Der Hausbesitzer half schweigend seinen Gästen beim Absatteln ihrer Pferde; aber die Neugierigen waren nicht so bescheiden und ermangelten nicht, eine Menge von Fragen an die beiden Personen zu richten.
    »Es ist gut. Laßt uns zuerst für unsere Pferde sorgen und selbst ein wenig essen, dann wollen wir plaudern; mein Kamerad und ich sind gerade zu diesem Zweck hergekommen.«
    Mit diesen Worten schnallte der bärtige Reiter seine riesigen Sporen ab, legte sie auf den Sattel seines Pferdes, den er ebenso wie die wollenen, bereits zusammengeschlagenen Decken unter den Säulengang des Hauses legte. Die Mahlzeit der beiden Fremden dauerte nicht lange; sie kehrten bald auf die Schwelle der Tür zurück und setzten sich neben ihren Wirt. Die Neugierigen hatten ihre Posten nicht verlassen.
    »Ich bin um so mehr aufgelegt«, sagte der bärtige Reisende, »euch allen den Zweck unseres Besuchs im Presidio mitzuteilen, da wir von unserem Herrn hierher geschickt sind, um eure Fragen zu veranlassen. Ist es euch recht?«
    »Vollkommen«, sagten mehrere Stimmen. »Und darf man zuerst wohl wissen, wer der Herr ist, von dem Ihr sprecht?« »Es ist Don Agustin Peña, von dem ihr gewiß schon habt reden hören.«
    »Der Besitzer der unermeßlichen Hacienda del Venado; ein Mann, der mehrfacher Millionär ist – wer sollte ihn nicht kennen?« antwortete einer von den müßig Umherstehenden.
    »Geradeso ist es. Dieser Reiter hier ist ein Vaquero, der mit der Besorgung des Viehs in der Hacienda beauftragt ist. Was mich anlangt – ich bin Haushofmeister und um die Herrschaft selbst beschäftigt. Hättet ihr wohl die Güte, mir etwas Feuer zu geben?« fuhr der bärtige Haushofmeister fort.
    Er hörte nun auf zu sprechen, um zuerst seine Zigarre aus Maisstroh anzuzünden.
    Dann fuhr er fort: »Vor sechs oder sieben Monaten ist von hier eine Expedition zur Suche von Goldstaub aufgebrochen. Diese Expedition wurde befehligt von einem gewissen ... Wartet doch, ich habe ihn bei so vielen Namen nennen hören, daß ich nicht einen einzigen davon habe behalten können.«
    »Don Estévan de Arechiza«, erwiderte einer von den Mitsprechenden; »ein Spanier, wie deren nicht viele in diese Gegenden gekommen sind, und der, seinem stolzen Blick und seiner ehrfurchtgebietenden Haltung nach zu urteilen, sein ganzes Leben hindurch befohlen hatte.«
    »Don Estévan de Arechiza! Ganz recht«, sagte der Haushofmeister. »Und außerdem war er noch freigebig wie ein Spieler, der die Bank gesprengt hat. Aber ich komme auf die Expedition zurück! Aus wie vielen Männern bestand sie etwa?«
    »Mehr als achtzig sind von hier aufgebrochen.«
    »Mehr als hundert!« sagte ein anderer dienstwilliger Zuhörer.
    »Ihr irrt Euch; es waren nicht ganz hundert!« unterbrach ihn ein dritter.
    »Damit ist Don Agustin, meinem Herrn, nur wenig gedient. Das wesentliche ist, zu erfahren, wie viele davon zurückgekehrt sind.«
    Darüber gab es auch zwei verschiedene Ansichten.
    »Nicht ein einziger!« sagte eine Stimme.
    »Ach, ein einziger«, erwiderte eine andere Stimme.
    Der Haushofmeister rieb sich die Hände mit zufriedener Miene.

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