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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesprochen, so hättet Ihr nie Etwas herausbekommen.«
    »Meint Ihr, Cuchillo?« frug Fabian. »Euer stolperndes Pferd hat Euch mir längst verrathen, und die Wunde am Fuße, welche Ihr während des Kampfes mit meinem Pflegevater erhieltet, könnt Ihr auch nicht verbergen.«
    Wirklich hatte die eisige Kälte des Wassers so schlimm auf die nur schlecht verharschte Narbe Cuchillo’s gewirkt, daß dieser Schmerzen fühlte, welche ihm kaum erlaubten, auf dem Beine zu stehen.
    »Und wenn Ihr meint,« fügte Fabian hinzu, »daß die Strafe wirklich zu hart sei, so brauche ich Euch nur des zweifachen Mordversuches anzuklagen, um Euch eine andere Ueberzeugung beizubringen.«
    »Daran bin ich unschuldig. Ich konnte nicht anders, ich mußte gehorchen, Graf Fabian de Mediana.«
    Tiburcio trat erstaunt einen Schritt zurück.
    »Wie, Ihr kennt meinen wirklichen Namen?«
    »Ich kenne ihn besser und sicherer, als jeder Andere. Ich bin es ja gewesen, der – – –«
    »Schweigt!« herrschte ihn Don Estevan an, der erst jetzt einsah, wie unvorsichtig er gehandelt hatte, seinen Mitschuldigen zu verrathen.
    »Ihr habt mir hier nicht zu befehlen, Kapitano Antonio! Die Zeit, in welcher ich Kajütendiener Eures Kaperschiffes war, ist längst vorüber, und ich werde diesen Sennores sagen, was mir – – –«
    »Nichts wirst Du sagen,« rief Arechiza, welcher jetzt zum letzten und einzigen Mittel griff, aus welchem ihm Rettung leuchten konnte; »ich bin selbst Mannes genug, zu thun, was ich für nöthig und aufrichtig halte. Tiburcio Arellanos, Du bist Graf Fabian de Mediana, mein Neffe. Komm in meine Arme!«
    Er breitete die Arme aus, um Fabian in denselben zu empfangen, doch dieser wich zurück.
    »Graf Antonio, könnt Ihr beschwören, daß ich wirklich Euer Neffe bin?«
    »Ich ließ den Knaben aussetzen und kenne weder die näheren Umstände Deiner Rettung noch Deine späteren Schicksale; aber die Aehnlichkeit, welche ganz untrüglich ist, die Narbe auf Deiner Wange, welche vom Messer dieses Miquelete stammt, und der Umstand, daß Deine Begleiter Dich längst für ihn gehalten haben, sind mir Beweis genug, daß Du es bist.«
    »So schwört!«
    »Ich beschwöre es und übergebe Dir zur weiteren Bekräftigung diese beiden Ringe. Der Eine ist der Siegelring der Mediana; Dein Vater hat ihn getragen; der Andere stammt von dem Finger Deiner Mutter. Ich habe ihr Beide abgenommen, als – als sie unter dem Dolche dieses Mannes gestorben war.«
    »Aber auf Euern Befehl,« schäumte Cuchillo. »Nicht ich bin der Mörder, sondern Ihr seid es!«
    Fabian achtete nicht auf diesen Einwand. Er ergriff die Ringe und drückte sie mit unaussprechlichem Entzücken an seine Lippen.
    »Mein Vater, meine Mutter!«
    Mehr vermochte er nicht zu sagen. Er fiel in die Kniee und brach, er, der starke, in Gefahr so muthige und unerschütterliche Rastreador, in ein lautes Schluchzen aus.
    War es, daß der kalte Arechiza durch diesen Beweis des Schmerzes und Entzückens wirklich gerührt wurde, oder sollte es nur als Mittel zur sicheren Rettung dienen, er wagte es, seinen Kreis zu verlassen und auf Fabian zuzutreten.
    »Du wirst noch mehr erhalten, was ihre Hand berührte und was ihnen lieb und theuer war. Mein Herz war hart, aber es hat dennoch bereits einmal unwiderstehlich für Dich gesprochen. Das war, als ich Dich in del Venado tödten wollte und Du entkamst. Ich wußte nicht, ob ich von der Expedition zurückkehren wurde und ließ ein schriftliches Bekenntniß in meinem Zimmer zurück.«
    Er legte, um weiter zu sprechen, ihm die Hand auf die Schulter. Bei dieser Berührung aber schnellte Fabian empor.
    »Thut Eure Hand hinweg, Graf Antonio de Mediana! Ihr seid der Bruder meines Vaters und sollt nicht sterben, sondern Gnade finden, aber berührt mich nie, denn an Eurer Hand klebt das Blut meiner Mutter, die Ihr ermorden ließet.«
    Mit wohl nur geheuchelter Ergebenheit trat der Graf in den Kreis zurück. Er griff unter seine Kleidung und zog ein Notizbuch hervor, schrieb einige Worte auf ein leeres Blatt, riß dasselbe heraus und übergab es ihm.
    »Ich kann Deinem Herzen keinen Zwang anthun, Fabian; vielleicht lernt es später anders schlagen. Doch will ich Dir beweisen, daß ich jetzt aller Feindschaft gegen Dich entsage. Die Hazienda del Venado gehört mir, und Du bist mein einziger Erbe. Hört es, Sennores, damit Ihr es ihm bezeugen könnt. Don Augustin Pena ist nur der Pächter. Gieb ihm, wenn ich gar nicht oder nicht mit Dir zurückkehren sollte, diese

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