Der Waldläufer
Thunfische bezahlen, die in zehn Jahren in den verteufelten Gewässern von Ceuta gefangen werden.«
»Ihr habt ganz recht gesagt, Pepe, daß er Oroche das Leben gekostet hat. Dieses Gold hat eine teuflische Macht. Marcos Arellanos, die meisten Glieder Eurer Expedition, Sennor Diaz, und zuletzt Don Estevan selbst mit Cuchillo haben ihr Verlangen mit dem Tode büßen müssen. Wir werden die Schätze vergraben und verstecken, so daß sie niemand findet, und später kommt dann vielleicht einmal die Zeit, in welcher wir sie wieder aufsuchen und ohne die jetzige Gefahr in Sicherheit bringen können.«
»Ich gebe Dir recht, mein Sohn,« stimmte der Kanadier bei. »Laßt uns zu dem Placer gehen und sehen, was zu thun sein wird!«
Sie verließen die Pyramide und begaben sich zur Bonanza.
Nur Männer, wie diese Vier waren, konnten eine solche Fülle des verführerischen Metalles sehen, ohne von der Macht des Goldes gepackt zu werden, und trotzdem war es besonders Pepe, der sich beinahe doch berauscht fühlte von dem Anblicke der glänzenden Steine, die in einer Menge das Thal erfüllten, wie man es kaum für möglich gehalten hätte.
»Nehmt die Messer zur Hand und helft mir!« bat Fabian.
Der weiche Boden des Thales bot ihren Bemühungen wenig Hindernisse dar; das von Zeit zu Zeit sich von den Bergen ergießende Wasser hatte ihnen durch verschiedentliche Auswaschungen und Unterhöhlungen beträchtlich vorgearbeitet, und so gelang es ihnen, bis zum Anbruch des Abends das sämmtliche Gold, auch das bereits in den Decken befindliche, und den Block, so zu verbergen, daß es nur Demjenigen, der von der Bonanza wußte, möglich war, es zu finden.
»Bis hierher habe ich Euch helfen müssen, Sennores,« sprach jetzt Diaz. »Nun aber ruft mich meine Pflicht. Was werdet Ihr jetzt thun?«
»Es ist bereits dunkel,« antwortete der Kanadier, »und wir werden heut also die Gegend nicht verlassen, sondern unser Lager droben auf der Pyramide aufschlagen, da wir dort vor einem etwaigen Angriffe am meisten geschützt sind.«
»Und morgen früh,« fügte Pepe bei, »werden wir sofort die Spur dieses Baraja verfolgen müssen. Er ist der einzige Unberufene, welcher die Bonanza kennt, und wir müssen ihn auf diese oder jene Weise zum Schweigen bringen.«
»Thut dies,« stimmte Diaz ein. »Er ist der Mörder Oroche’s und muß seine Strafe finden. Was mich betrifft, so könnt Ihr sicher sein, daß kein Mensch von mir ein Wort über die Anwesenheit des Goldes erfahren wird. Es gehört Euch, Don Fabian, und ich möchte nicht schuld sein, daß Euch auch nur ein Körnchen davon unrechtmäßiger Weise hinweggenommen werde. Jetzt aber lebt wohl!«
»Lebt wohl! Und wenn Ihr einiger Arme bedürft, so wißt Ihr, wo wir bis morgen zu finden sind,« antwortete der Kanadier. »Es sollte mich wundern, wenn heut die Wilden Eurem Lager nicht wieder einen Besuch abstatteten.«
Sie reichten sich die Hände.
»Und nehmt meinen Dank, Sennor Diaz,« sprach Fabian, »für die Hülfe, welche Ihr uns heut geleistet habt. Kommt Gelegenheit, so werden wir sie Euch gern vergelten!«
»Nicht Ihr seid es, sondern ich bin es, der zu danken hat. Ihr schontet so großmüthig meines Lebens, während ich feindselig gegen Euch handelte. Und daß ich mich dann am Gericht betheiligte, war einfach meine Pflicht. Lebt wohl!«
»Lebt wohl!« klang es dem scheidenden Indianertödter nach; dann verschwand er im Dunkel, und seine davoneilenden Schritte verhallten in der Stille der Nacht.
Die drei Jäger schafften die Gewehre Don Estevans und Cuchillo’s nebst den Decken und Sätteln der getödteten Pferde auf die Pyramide, wo sie sich ein Lager bereiteten.
»Ein Feuer dürfen wir uns hier nicht anzünden,« warnte der Kanadier. »Es würde zu weit in die Ebene hinunterleuchten und die Wilden herbeilocken.«
»So essen wir kalt!« entschied Pepe.
Er brachte einige Stücke getrockneten Fleisches hervor, während Bois-rosé aus seiner Ledertasche für Jeden ein Quantum Pinole hervorlangte, jenes beliebte Nahrungsmittel der mexikanischen Savannero’s, welches aus zerstoßenem Mais besteht, der mit ein wenig Zucker und Zimmet vermischt wird.
Nachdem die frugale Mahlzeit gehalten worden war, bat Fabian, ihm die erste Wache zu überlassen. Die Ereignisse des Tages hatten ihn innerlich so angegriffen, daß er das Bedürfniß fühlte, mit seinen Gedanken allein zu sein. Er setzte sich auf einen der Steine, welche die Brüstung bildeten; die beiden Andern aber hüllten sich in
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