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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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länger zürnen. Der Graf Antonio de Mediana soll nicht von den Geiern zerrissen werden, sondern eine ruhige Grabstätte finden.«
    »Ja, laßt uns ihn begraben,« stimmte Pepe bei, »und mit ihm seinen Ring, der nun seinen Zweck erfüllt hat, mich an meine Rache zu mahnen.«
    »Der beste Ort, die Leiche zu bestatten, ist das Grabmal des Häuptlings,« meinte der Kanadier. »Laßt uns sehen, ob sich sein Inneres öffnen läßt!«
    Sie bestiegen die Pyramide und suchten nach dem Eingange. Er bestand in einem senkrecht hinabgehenden Loche, welches durch einen schweren Stein verschlossen war. Der Riesenkraft des Kanadiers gelang es, ihn zu entfernen, worauf sich Fabian an einem Lasso hinabließ. Es war vollständig dunkel in dem Innern der Grabstätte, welche in einem nicht sehr hohen und breiten viereckigen Raume bestand. Fabian tastete umher und fühlte die Leiche des Häuptlings, welche vollständig versteinert war und schon sehr lange Zeit hier aufbewahrt sein mußte, wie das Alter der Bäume bewies, welche droben auf der Pyramide standen.
    Es war noch genug Raum da für die Leiche Don Arechiza’s, des Herzogs von Mediana. Fabian kehrte also zur Höhe zurück, und nun wurde der Verstorbene empor zur Höhe getragen. Nachdem sein Erbe Alles an sich genommen hatte, was der Todte Werthvolles an sich trug, entblößte Bois-rosé sein Haupt und sprach ein kurzes Gebet. Dann ließ sich Diaz in das Begräbniß hinab, um die Leiche seines Anführers in Empfang zu nehmen und ihr unten einen Platz anzuweisen. Als er wieder oben angelangt war, wurde der Eingang wieder in der alten Weise verschlossen und zwar so sorgfältig, daß nicht die geringste Spur des Geschehenen zu bemerken war.
    Jetzt trat der Kanadier mit wieder entblößtem Haupte zu Fabian und reichte ihm die Hand.
    »Jetzt, mein Sohn, bist Du Graf von Mediana und nicht nur Herr der Bonanza, sondern auch Besitzer alles dessen, was Don Arechiza hinterlassen hat. Ich huldige Dir als der Erste, der sich Deinen Diener nennt, und bitte Dich nur, mir in Deinem Herzen einen Platz zu gewähren für die Zeit, die Gott mir noch auf Erden schenkt!«
    Fabian schlang liebevoll die Arme um ihn.
    »Nicht mein Diener, sondern mein Vater bist Du, und alle Liebe und Achtung, die einem solchen gehört, sollst Du bei mir finden jetzt und allezeit.«
    Auch Pepe reichte ihm die Hand.
    »Don Fabian de Mediana, vergeßt Pepe, den Schläfer nicht, wenn Ihr einst ein großer Herr geworden seid!«
    »Um dieses werden zu können,« fügte Diaz hinzu, »werdet Ihr vielleicht unseres Zeugnisses bedürfen. Rechnet dabei auch auf mich, Sennor. Ich werde den Tag niemals vergessen, an welchem ich mit Euch und den ›Herren der Savanne‹ über einem Granden des stolzen Mutterlandes zu Gerichte saß!«
    »Sennor Diaz, schließt Euch uns an!« bat Fabian. »Es blüht Euch bei der Expedition kein Heil, und Ihr werdet Männer in uns finden, die Eure Begleitung besser zu schätzen wissen als die Abenteurer, denen Ihr Euch bisher angeschlossen habt.«
    »Ich danke Euch, Don Fabian! Ich würde Eurem Wunsche gern Folge leisten, aber ich bin Lieutenant Don Arechiza’s gewesen und habe jetzt die Verpflichtung, seine Stelle zu vertreten. Wollt Ihr allein zurückkehren oder könntet Ihr Euch wohl entschließen, mit mir zum Lager zu kommen?«
    »Wir haben nichts gemein mit den Leuten Eurer Expedition,« meinte Bois-rosé, »und sind allein sicherer als bei ihnen.«
    »Aber wie wollt Ihr die Schätze Eurer Bonanza fortbringen, da Ihr doch weder Reitthiere noch Wagen habt?«
    Der Kanadier und Pepe blickten Fabian fragend an. Dieser senkte nachdenklich den Blick zur Erde.
    »Mein Vater,« sprach er endlich, »wirst Du mir zürnen, wenn ich alle diese Schätze hier lasse?«
    »Wie,« rief Diaz erstaunt, »Ihr wolltet einen Reichthum, mit welchem man ein Königreich bezahlen kann, den Wilden oder der Expedition in die Hände fallen lassen? Er ist doch Euer unbestrittenes Eigenthum!«
    »Habt Ihr nicht selbst auf diesen Reichthum verzichtet, vorhin als Ihr an der Bonanza standet?« lächelte der Gefragte.
    »Weil ich wußte, daß er nicht uns, sondern Euch gehört.«
    »Ich will ihn auch weder Euern Goldsuchern noch den Indianern lassen, aber ihn jetzt mitzunehmen habe ich weder die Lust noch die nöthigen Transportmittel.«
    »Santa Lauretta, was wollt ihr denn damit thun? Denkt nur ganz allein an den kostbaren Westenknopf, der dem Lautenspieler das Leben gekostet hat! Ich glaube, man könnte mit ihm sämmtliche

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