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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anschlagend.
    »Einer, der bei Euch lagern möchte!« antwortete es. »So tretet näher an das Feuer, damit man Euch betrachten kann!«
    Dem Gebote wurde muthig Folge geleistet, und sofort ließen die beiden Waldläufer ihre Büchsen sinken.
    »Tiburcio Arellanos! Ihr seid willkommen.«
    Sie traten hervor und streckten ihm ihre Hände entgegen Er erkannte die beiden verwegenen Tigertödter.
    »Ah, Ihr seid es? Ich vermuthete Euch nicht hier.«
    »Hoffentlich bleibt Ihr dennoch bei uns!« meinte der Kanadier. »Irre ich mich nicht, so beabsichtigtet Ihr, mit Don Estevan de Arechiza nach der Hazienda del Venado zu gehen?«
    »Allerdings.«
    »Warum seid Ihr nicht dort geblieben?«
    »Weil man mich zu morden versuchte.«
    »Blitz und Donner! Wer wagte das?«
    »Don Arechiza selbst.«
    »Er selbst?« klang der erstaunte Ausruf. »Welchen Grund hatte er dazu?«
    »Das werde ich Euch gern sagen; zuvor aber laßt mich mein Pferd holen, welches ich zurücklassen mußte, um unbemerkt an Euch zu kommen. Freilich ist mir das schlecht gelungen.«
    Pepe lachte.
    »Weil man da droben in den Felsenbergen ganz andere Augen macht, als Ihr hier zu Lande.«
    Tiburcio ging und brachte bald sein Pferd herbei, welches er anpflockte. Inzwischen war der Braten gar geworden und Rosenholz lud den Rastreador ein, am Feuer Platz zu nehmen. Erst jetzt fiel das Licht desselben auf die Züge des jungen Mannes. Pepe warf den ersten, forschenden Blick in dieselben und konnte eine Bewegung der Ueberraschung nicht verbergen. Am vorigen Abende bei der Cisterne hatte er eine Stellung innegehabt, welche es nicht erlaubte, ihn genau zu betrachten.
    »Was ist das! Ihr seid verwundet?« rief der Kanadier.
    »Ein wenig.«
    »Zeigt einmal her!«
    Tiburcio hielt ihm den Arm hin, und der Kanadier untersuchte die Wunde mit seltener Geschicklichkeit und einem fast zärtlichen Interesse.
    »Der Teufel! Ihr hattet es mit einem Kerl zu schaffen, der keine schlechte Uebung besitzt. Ich glaube, nur eine schnelle Wendung hat Euch davor bewahrt, daß die Klinge in das Herz ging und somit Euren Abenteuern ein plötzliches Ende gemacht wurde. Allein seid ohne Furcht, mein Junge, es wird Euch nichts thun! Es kommt eine Kompresse von zerstoßenen Kräutern darauf, und dann hat die Sache nicht viel zu bedeuten. Pepe, suche doch eine Hand voll Oregano zusammen, was hier zwischen den Büschen steht, und zerstoße es zwischen zwei Steinen, während ich die Wunde säubere!«
    Bald war ein Quantum von diesem im ganzen Lande wegen seiner vorzüglichen Eigenschaft so wohlbekannten Kraute zerstoßen; Rosenholz legte es auf die Wunde und verband diese dann mit dem aus chinesischem Flor bestehenden Gürtel Tiburcio’s.
    »So! Ihr müßt Euch bereits erleichtert fühlen, denn nichts verhindert so sehr die Entzündung einer Wunde, wie das Oreganokraut, und Ihr werdet sogar nicht das geringste Fieber verspüren. Und jetzt steht Euch nun eine saftige Schnitte Hammelfleisch zu Gebote, wenn Ihr Appetit habt.«
    »Ich habe bereits gegessen.«
    »Ganz wie Ihr wollt! So werden wir uns an die Keule machen, und Ihr mögt uns dabei erzählen, was den ehrenwerthen Don Arechiza veranlaßt, mit Euch auf eine solche Weise zu verkehren.«
    »Nicht er, sondern einer seiner Leute hat den Stoß gethan; doch war er dabei.«
    »Zwei gegen Einen, und zwar hinterrücks! Das giebt keine gute Meinung von dem Muthe dieses vornehmen Herrn. Und dennoch wagt er, eine Expedition nach der Apacheria zu leiten?«
    »Diese Expedition ist Schuld an dem Stiche, welchen ich erhalten habe.«
    »Wollt Ihr uns das erklären?«
    »Das ist sehr bald gethan. Mein Vater hat eine außerordentlich reichhaltige Bonanza entdeckt und diese Entdeckung einem gewissen Cuchillo mitgetheilt. Dieser mordete ihn, wie ich vermuthe, und verkaufte sein Geheimniß an Don Estevan. Auf welchem Wege, ist mir unbekannt, aber sie erfuhren, daß auch ich das Placer kenne, und wollten mich heut aus dem Wege räumen.«
    »Das ist ja eine ganz außerordentlich saubere Angelegenheit! Könnt Ihr sie uns nicht ausführlicher erzählen?«
    Tiburcio kam dieser Aufforderung nach. Während er sprach, hafteten die Augen Dormillons scharf und unverwandt auf ihm, und dann ging über das Gesicht des Jägers ein befriedigtes Lächeln, wie man es wohl an Jemandem bemerkt, der mit sich über einen schwer zu ergründenden Gegenstand ins Reine gekommen ist.
    »Was werdet Ihr jetzt thun?« frug er, als der Rastreador geendet hatte.
    »Ich werde ihnen folgen und den

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