Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dazwischen kam. Wunderbar! Jetzt ist er Bärenjäger und muß hier in Mexiko mit uns zusammentreffen. Begegnet er mir noch einmal, so werde ich mit ihm zusammenrechnen. Das verlorene Paket muß er mir dann bezahlen, so wahr ich Cuchillo heiße, wenigstens einstweilen, denn wer will es mir verwehren, einen hohen Namen zu tragen, wenn ich die Bonanza ausgebrütet habe?«
    Er wartete wohl eine Stunde lang, dann stieg er wieder auf das Pferd und ritt langsam und vorsichtig den vorgefundenen Spuren nach.
    In der Richtung des Lagers stieg ein hoher, weißer Rauch empor.
    »Ah, sie sind bei der Schmiede und beim Kochen! Die Verschanzung ist fertig, und ich kann nun die Wilden holen.«
    Er gab dem Pferde größere Schnelligkeit und gelangte bald an einen Hügel, von welchem aus sich ihm der Anblick bot, welchen er suchte. Er sah die Indianer vor sich; zugleich aber bemerkten sie auch ihn und erhoben ein fürchterliches Geheul.
    In der Richtung nach dem Flusse hin sah er etwa zwanzig von ihnen über die Ebene eilen. Es war die Abtheilung, welche gegen die drei Jäger auf der Insel gesandt worden war. Die Uebrigen setzten sich, die Lanzen schwingend, gegen ihn in Bewegung.
    Er warf sein Pferd herum und eilte zurück, doch trieb er sein Thier nicht mehr an, als unbedingt nöthig war, einen sichern Vorsprung vor den Wilden zu erhalten. Es lag ihm nicht das Mindeste daran, Don Arechiza vor der Zeit von dem ihm drohenden Angriffe zu unterrichten. Auch wußte er, daß die Indianer ihre Angriffe am liebsten beim Dunkel der Nacht unternehmen, und daher wunderte er sich nicht, daß sie nicht an eine eifrige Verfolgung seiner Person gingen, sondern ihm im langsamsten Schritte nachritten.
    Er hatte noch nicht die Hälfte des Weges bis zum Lager zurückgelegt, da vernahm er in der Richtung des Flusses einen Schuß, dem nach kurzer Zeit mehrere folgten. Der Kampf zwischen den Apachen und der Besatzung der Insel hatte begonnen.
    Erschrocken blieb er halten; er konnte dies ohne Gefährdung seiner Person thun, denn auch die Indianer hinter ihm hatten Halt gemacht. Wer konnte es sein, der dort schoß? Es gelang ihm nicht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Für sich sah er keinerlei Gefahr, und so beschloß er, seinen Weg nicht eher fortzusetzen, als bis er durch eine weitere Bewegung der Apachen dazu gezwungen sei. –
    Auch im Lager hatte man die Schüsse vernommen und sich in allerlei Vermuthungen ergangen.
    Don Estevan hatte lange Zeit vergebens auf die Rückkehr Cuchillo’s gewartet, und als dieser nicht kam, ihm einen Boten nachgesandt, der leider den Wilden in die Hände fiel und vor den Augen Bois-rosé’s, Pepe’s und Fabians erwürgt und skalpirt wurde.
    Der Führer der Expedition hatte nicht die geringste Veranlassung, seinem früheren Matrosen weiter zu trauen, als er ihn zu sehen vermochte. Bei reiflicher Ueberlegung fand er, daß dieser eigentlich gar keine Veranlassung habe, sich allein vom Lagerplatze zu entfernen. Cuchillo kannte den Ort, wo die Bonanza zu finden war, doch sicherlich so gut, daß er ihn, in der Nähe desselben angekommen, gar nicht erst zu suchen brauchte. Dazu mußte Don Arechiza an das sonderbare Verlangen, ein hochrauchendes Feuer zu brennen, denken, und konnte sich einer geheimen Befürchtung nicht erwehren.
    Es war Abend geworden.
    Rothe Wolken bezeichneten im Westen noch die feurige Spur der Sonne. Die Erde begann, sich durch die Frische der Nacht abzukühlen, und je mehr im Westen die letzten Reflexe erblühen, desto lichter wurde die emporsteigende Sichel des Mondes, bei dessen Scheine das Lager einen wirklich pittoresken Anblick darbot.
    Auf dem Hügel, welcher das Letztere beherrschte, erhob sich das Zelt des Anführers mit seinem himmelblauen Banner und goldenen Sternen, ähnlich denen des Himmels, welcher sich über demselben wölbte. Ein schwaches Licht, das durch die Leinwand hindurchschimmerte, zeigte an, daß der Chef für Alle wache. Ein Feuer, dessen Herd ein in die Erde gegrabenes Loch war, verbreitete über den Boden hin einen röthlichen Schein.
    Im Falle eines nächtlichen Angriffes konnten Haufen von Reisbündeln, welche in gewissen Entfernungen aufgestapelt lagen, zu gleicher Zeit angezündet werden und eine Helle verbreiten, welche wohl geeignet war, das Tageslicht zu ersetzen.
    Gruppen von Abenteurern, die entweder auf dem Boden lagen oder mit der Bereitung des Abendessens beschäftigt waren, befanden sich zwischen den Pferden und Saumthieren, die aus Trögen von Leinwand

Weitere Kostenlose Bücher