Der Waldläufer
zu überfluthen.
Don Arechiza hatte diese Taktik aus den Vereinigten Staaten eingeführt, deren Bewohner dazu bestimmt zu sein scheinen, die Wüsten des amerikanischen Kontinentes zu bevölkern und der Kultur unterthan zu machen. Und so war es unter seiner geschickten und kraftvollen Leitung der Expedition gelungen, weiter in die Wüsten und das Gebiet der Apachen vorzudringen, als irgend eine andere vor ihr.
Als heut Don Estevan mit Cuchillo den Lagerort bestimmt hatte, sprach er die Hoffnung aus, daß die Bonanza nun nicht mehr weit entfernt sein könne.
»Wenn mich nicht alles trügt, befindet sie sich allerdings in der Nähe. Wollen Sie mir wohl erlauben, mir die Gegend zu besehen, während Sie das Aufschlagen des Lagers überwachen?«
»Geht! Aber verliert Euch nicht und hütet Euch, den Indianern in die Hände zu fallen.«
Ueber das Gesicht Cuchillo’s ging ein eigenthümliches Lächeln.
»Haben Sie keine Angst um meine Person, Sennor Estevan. Ich bin zwar einem Weißen gegenüber zuweilen ungeschickt, doch wenn ich es mit den rothen Teufeln zu thun habe, so geht weder Stoß noch Schuß daneben.«
»Wie dort auf der Hazienda und in dem Walde dabei!«
»Dieser Tiburcio ist ja selbst so verständig gewesen, meine Fehler so zu verbessern, daß Sie zufrieden sein können. Bei der Beschaffenheit dieser Gegend ist es sehr möglich, daß ich die Richtung des Lagers verliere. Wollen Sie für einen Wegweiser sorgen?«
»Welchen?«
»Laßt die Feuer so brennen, daß ihr Rauch deutlich zu sehen ist.«
»Das kann die Wilden herbeiführen.«
»Heut sicher nicht. Petro Diaz ist wirklich ein ganzer Kerl. Er hat die Rothen durch einige wohl berechnete Schwenkungen so getäuscht, daß es ihnen gar nicht einfallen wird, uns hier zu suchen.«
»Nur unter dieser Voraussetzung werde ich Euren Wunsch erfüllen, der eigentlich eine große Unvorsichtigkeit von mir fordert.«
Cuchillo setzte sich auf seinen Apfelschimmel und ritt davon.
»Ja, mein lieber Don Arechiza oder Graf Antonio de Mediana, eine große Unvorsichtigkeit ist es, ein solches Feuer zu brennen,« lächelte er schadenfroh vor sich hin. »Aber gerade was Sie befürchten, das wünsche ich! Die Wilden sollen das Lager sehen und es angreifen!«
Er hielt seine Richtung dem Osten zu.
»Sechzig Mann! Das sind ihrer viel zu viel; die Bonanza zerfällt dadurch in zu geringe Antheile. Ich werde dafür sorgen, daß der größte Theil dieser habsüchtigen Leute in das Gras beißt. Je mehr von ihnen die indianischen Kugeln fressen, desto größer wird der Zehnttheil, den ich zu fordern habe, und wenn die Wilden nicht aufmerksam sind, so werde ich sie nöthigen, es zu sein!«
Er war wohl noch keine halbe Stunde lang über die Ebene dahingeritten, als er zahlreiche Spuren bemerkte.
»Das sind Apachen; man erkennt sie an den Hufspuren der Pferde, welche unbeschlagen sind.«
Er untersuchte sie aufmerksam.
»Sie sind von da drüben heraufgekommen und weit über hundert Mann stark. Das würde zum Verderben der Karavane führen und zu dem meinigen mit. Ich werde warten, bis das Lager befestigt ist, dann wird die Expedition wenigstens nicht vollständig aufgerieben.«
Er stieg vom Pferde und warf sich auf den Boden. Er konnte von der Erhöhung aus, auf welcher er lag, die Umgegend nach allen Seiten hin übersehen und hatte also keine Ueberrumpelung zu befürchten.
»Es wird eine Belagerung geben und Kämpfe, an denen ich sicher nicht theilzunehmen brauche, denn der einzige Wisser der Bonanza muß geschont werden. Während dieser Belagerung finde ich sicher Gelegenheit, einmal allein nach dem Goldthale zu kommen und ein weniges zu meinem Vortheile zu unternehmen. Das Placer ist eigentlich heut noch mein; ich habe es bezahlt mit einem guten Messerstiche.«
Er zog eine Cigarritto hervor und steckte sie in Brand.
»Es war ein fürchterlicher Kampf – Leben um Leben, Tod um Tod. Dieser Marcos Arellanos war ein starker Mann und mir weit überlegen, und wenn ich ihm die Hauptwunde nicht schon im Schlafe beigebracht hätte, so weiß ich nicht, wer in dem Wasser des Gilo verschwunden wäre, er oder ich.«
Er schien sich an dem Erfolge des damaligen Kampfes zu weiden; seine Mienen drückten die größte Befriedigung und Selbstgefälligkeit aus.
»Den sichersten Stich freilich, den ich gethan habe, that ich damals auf Elanchovi, als ich noch Juan genannt wurde; er brachte mir einige hundert Unzen ein, obgleich ich den kostbaren Pack aufgeben mußte, weil dieser Miquelete
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