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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach einer Ausrede und fand vor Angst und Verlegenheit doch keine. Der Indianer weidete sich sichtlich an dem Anblicke des nach Worten ringenden Weißen.
    »Es gibt wohl im Lager der Bleichgesichter mehrere so weise und tapfere Häuptlinge, wie mein Bruder ist?«
    »Ich bin der alleinige Häuptling.«
    »Und alle Krieger müssen meinem Bruder gehorchen?«
    »Alle.«
    »Sie werden nicht mehr lange seine Befehle erfüllen, denn die Söhne der Apachen sind zahlreich wie die Blätter des Waldes und unwiderstehlich wie das Feuer der Savanne. Mein Bruder wird morgen mit den Seinen nicht mehr leben.«
    Schwarzvogels Augen glühten im unheimlichen Feuer, als er die Wirkung seiner Worte auf den furchtsamen Gomez bemerkte. Dieser war bleich geworden, und der Trieb der Selbsterhaltung gab ihm den fehlerhaftesten Gedanken ein, den es in der gegenwärtigen Lage für ihn geben konnte.
    »Warum kommt denn mein rother Bruder mit dem Zeichen des Friedens? Die weißen Männer dürsten nicht nach dem Blute seiner Krieger!«
    »Der Häuptling der Apachen kommt, um mit den Bleichgesichtern Worte des Friedens zu reden. Aber er weiß, daß sie ihn nicht hören werden, und daher sagt er, daß sie in das Land des Todes gehen werden.«
    »Welche Worte sollen wir vernehmen?«
    Der Apache richtete sich hoch und stolz empor.
    »Ist mein Bruder wirklich ein Häuptling? Dann muß er doch wissen, daß die Rede eines Kriegers mit Adlerfedern nur am Lagerfeuer erklingen darf. Warum fordert er hier an dieser Stelle Antwort von mir wie von einem elenden Yambariko, welcher Wurzeln gräbt und das Gedärme der Eule verzehrt?«
    Gomez trat bei dem Anblicke des erzürnten Indianers unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Mein rother Bruder will unser Lager betreten?«
    »Käme der weiße Häuptling mit einer Botschaft zu den Apachen, so würden sie ihn am Berathungsfeuer empfangen, weil weder Furcht noch Angst in ihrer Seele wohnt. Schwarzvogel wird nur dann sprechen, wenn er behandelt wird wie ein Häuptling, der am Feuer sitzen darf.«
    Die Verlegenheit des Mexikaners vergrößerte sich. Durfte er den Anführer der Indianer mit in das Innere des Lagers nehmen? Konnte er ihn abweisen, wo eine friedliche Ausgleichung wohl das Beste war?
    »Wie viele Krieger sollen meinen Bruder zu uns begleiten?«
    »Ein einziger.«
    »So mag er kommen!«
    Ohne sich umzudrehen, stieß der Wilde einen durchdringenden Gutturalton aus, auf welchen einer der fünf zurückgebliebenen Indianer herbeigeritten kam. Es war Antilope, der Läufer.
    Gomez schritt voran, und die beiden Apachen folgten ihm, nachdem sie einen befriedigten Blick gewechselt hatten.
    Die Indianer waren im Laufe des Tages auf die Spuren Don Estevans und seiner Begleiter gekommen; Schwarzvogel wußte also, daß das Lager vier Vertheidiger weniger besaß, und hatte, um dasselbe auszukundschaften, den Entschluß gefaßt, als Parlamentär in dasselbe einzudringen. Der Umstand, daß der kleine Gomez sich für den Anführer ausgab, braute ihn auf den Gedanken, daß der wirkliche Anführer sich unter den Männern befinde, welche das Lager verlassen hatten, und da Antilope Don Estevan gestern während des Kampfes gesehen hatte, so rief er diesen herbei, um sich Gewißheit zu holen.
    Die beiden Indianer stiegen vor der Verschanzung ab und schritten durch eine Lücke, welche ihnen gemacht worden war, in das Innere der Befestigung. Ihre Köpfe bewegten sich nicht um die Breite eines Haares zur Seite, und ihre Augen blieben halb geschlossen, als sei ihnen ihre Umgebung die allergleichgültigste Sache der Welt, und dennoch hatten sie in einem einzigen Momente Alles erfaßt, was sie wissen wollten.
    Schwarzvogel lenkte seine Schritte wie ganz selbstverständlich dem Zelte Don Arechiza’s zu. Gomez versuchte, ihn zurückzuhalten.
    »Mein rother Bruder möge hier im Kreise meiner Krieger bleiben!«
    Schwarzvogel hielt den stolzen Schritt inne und blitzte den kleinen Mann mit flammendem Auge an.
    »Soll der Häuptling der Apachen, welcher verwundet ist bis auf das Leben, hier versengen im Lande der Sonne? Verstehen die weißen Männer nicht, Gäste und Häuptlinge zu empfangen?«
    Der starke Mann hatte sich trotz seiner schweren Verwundung, ohne angebunden zu sein, auf dem Pferde gehalten und stand jetzt da wie die bronzene Statue eines Kriegsgottes, die den Beschauer mit Bewunderung erfüllt. Er wartete die Antwort des Mexikaners gar nicht ab, sondern trat mit Antilope in das Zelt, wo sich Beide niederließen.
    Gomez war

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