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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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oben liegt, hat uns gesehen und kann später zum Verräther werden, Ihr wißt, was da zu thun ist!«
    Juan und Jose legten ihren Raub zur Erde und schickten sich an, den Befehlen Gehorsam zu leisten, da aber stand Pepe schon mit angeschlagenem Karabiner vor ihnen.
    »Halt, Sennores! Keinen Schritt weiter, sonst drücke ich los!«
    »Drauf!« gebot der Kapitän.
    Der Schuß krachte und Jose stürzte, durch den Kopf getroffen, zur Erde. Der Miquelete riß das Messer heraus und sprang auf den Kapitän ein; dieser machte eine schnelle Wendung, der Stoß ging daneben und die Klingenspitze strich die Wange des Knaben. Dieser stieß einen lauten Schmerzensschrei aus, der den guten Pepe so aus der Fassung brachte, daß er die nächsten Augenblicke unbenutzt vorüberließ. Dann aber sprang er desto eilfertiger hinter den beiden Flüchtigen her, kam jedoch zu spät, denn als er die Stelle erreichte, wo das Boot gelegen hatte, befand es sich schon einige Ruderschläge weit im Wasser und verschwand nach wenigen Sekunden in der dichten Nebelhülle, die mit bleierner Schwere auf den Wogen lag.
    »Santa Lauretta, da gehen sie hin, die Spitzbuben! Hätte ich einen Kahn oder so etwas Aehnliches, so sollten sie mir wohl nicht entkommen, nun aber muß ich sie gehen lassen! Mein lieber Don Lukas Despierto, das kann eine ganz verteufelte Suppe werden, welche wir ausessen müssen. Ich werde gleich nach dem Kerl sehen, auf den ich geschossen habe, vielleicht finde ich bei ihm Aufschluß über das, was sie vorgehabt haben!«
    Er holte seine Laterne und schritt am Gestade hin. Jose war todt; die beiden Pakete lagen neben ihm.
    »Ich darf sie nicht öffnen; sondern muß warten, bis die Ablösung oder der Hauptmann auf Inspektion kommt!«
    Er schüttelte nachdenklich mit dem Kopfe, lud seinen Karabiner wieder und begab sich auf seinen Posten zurück. Er hatte noch nicht lange dort verweilt, so knirschte der Sand.
    »Pepe!«
    Der Angeredete schlief dieses Mal nicht.
    »Herr Hauptmann!«
    »Du hast geschossen?«
    »Ja.«
    »Teufel! Ich hoffte schon, Du wärst im Schlafe an das Gewehr gekommen, so daß es sich entladen hätte. Auf wen hast Du gezielt?«
    »Kommt und seht es!«
    Er nahm die Laterne und führte den erschrockenen Don Lukas zu dem Todten.
    »Wer ist der Mensch?«
    »Weiß nicht, Herr Hauptmann!«
    »Warum schossest Du auf ihn?«
    Pepe deutete statt der Antwort auf die Pakete.
    »Ah, ein Schmuggler!«
    »Es waren ihrer drei!«
    »Drei?« frug der Hauptmann besorgt. »Wo sind die Andern?«
    »Fort mit dem Kahne.«
    »Mit dem Kahne?« Don Lukas stampfte mit dem Fuße; es war nicht zu erkennen, ob aus Aerger, daß sie entkommen waren, oder aus Wuth, daß Pepe sich in die delikate Angelegenheit gemischt hatte. »Woher kam der Kahn?«
    »Hm! Als ich erwachte, war er da; ich stieg herab und fand ihn leer. Dann ging ich am Wasser hin und begegnete ihnen. Der Eine trug ein Kind, die Andern hatten diese Sachen. Sie wollten zu mir, um mich kalt zu machen; da rief ich sie an und da sie nicht standen, so gab ich Feuer. Das Uebrige wissen Sie, Herr Hauptmann.«
    »Per dios, das ist eine ganz eigentümliche Geschichte! Ich werde einmal nachsehen, was in den Tüchern steckt!«
    Er öffnete die Knoten und fuhr nach einer kurzen Musterung erschrocken zurück.
    »Heilige Madonna, sie sind auf dem Schlosse eingebrochen! Wer ist das Kind gewesen? Doch nicht etwa der kleine Don Fabian?«
    Er ging rathlos mit großen Schritten auf und ab und blieb dann plötzlich dicht vor dem Miquelete stehen.
    »Pepe, als Du erwachtest, war das Boot da, sagtest Du vorhin?«
    »Ja.«
    »So hast Du also geschlafen?«
    »Hm!« räusperte sich der Karabiniere.
    »Gut! Weißt Du, was ich Dir heut Abend sagte?«
    »Daß ich vom Dienst gejagt werden kann, wenn ich schlafe.«
    »Ja, und daß ich Dir einen Beweis meines Vertrauens geben wollte, indem ich Dich in die Ensenada schickte. Dennoch hast Du geschlafen! Das wird Dir, wenn droben bei der Gräfin ein Unglück geschehen ist, den Kopf mit sammt dem Halse kosten!«
    Pepe zeigte nicht die mindeste Spur von Schreck oder Besorgniß; er gähnte.
    »Nun?«
    »Um meinen Kopf ist mirs nicht angst, Herr Hauptmann.«
    »Wie so?«
    »Ich hatte ein Recht auf den Schlaf.«
    »Welches Recht?«
    »Ich sah das Boot allerdings landen; der Kapitän von der Brigg ›Esmeralda‹ saß am Steuer.«
    »Ah! woher wußtest Du das?«
    »Aus einem Briefe, den Jemand verloren hatte. Dieser Jemand kam in die Ensenada und erhielt vierzig Unzen, für die

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