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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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kommen.«
    »Danke Sir, Ihr könnt Euch auf mich verlassen.«
    »Sir?«
    »Ja, Cirurgicus?«
    »Ich bitte um die Erlaubnis, meine Freunde, den Magister Garcia und den Zwerg Enano, nach England mitnehmen zu dürfen. Vorausgesetzt natürlich, sie wünschen es selbst.« Taggart grinste schief. »Den Verlauf unseres Gesprächs vorausahnend, habe ich bereits mit beiden gesprochen. Sie erklärten gemeinsam, dass sie sehr gern nach England gingen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Ihr ebenfalls geht.«
    »Dann ist es abgemacht?« Jetzt strahlte auch Vitus.
    »Abgemacht«, nickte Taggart. »Tipperton! Tip-per-ton!
    Verdammt noch mal, wo bleibt die Schlafmütze?« Der Schreiber stürzte herbei. »Zur Stelle, Sir!«
    »Führt mich und die beiden Offiziere jetzt hinaus zu dieser Abordnung. Ihr faseltet vorhin von irgendetwas, das mir übergeben werden soll.«
    »So ist es, Sir.«

    Draußen, in der wärmenden Nachmittagssonne, hatte Dorsey die Falcons auf dem Oberdeck antreten lassen. Alle Männer standen peinlich genau ausgerichtet mit ernsten Gesichtern da. An der Steuerborddeckspforte befand sich McQuarrie und blickte auf das Beiboot hinunter, das unruhig auf den Wellen dümpelte. Seine Fender rieben sich knirschend an den Barkhölzern des großen Schiffsrumpfs. Im Boot saßen die künftigen Argonauts, zu Vitus' Freude auch der Magister und Enano, der Zwerg. Der kleine Gelehrte winkte heftig herauf und deutete auf mehrere Bündel zu seinen Füßen. Vitus sah, dass es sich um seinen gesamten Besitz handelte. Es war gut, so treue Freunde zu haben, jetzt, da er Arlette verloren hatte. Arlette ...
    Er zwang seine Gedanken wieder an Deck. Neben McQuarrie stand Rod, der etwas Blitzendes in der Hand hielt. Der hagere Schotte mit den gewaltigen Oberarmen löste sich von der Reling und trat vor Taggart hin: »Sir, ich habe den Auftrag, Euch im Namen der Ex-Falcons dieses zu überreichen.« Er hielt ein Astrolabium hoch, ein vergoldetes Instrument zur Bestimmung der Breite durch Messung des Sonnenstands. »Als Dank und als Erinnerung, Sir!«
    Vitus fragte sich, wo die Männer diese Kostbarkeit aufgetrieben hatten, und erkannte, dass nur eine einzige Quelle dafür in Betracht kam: Baldwin. Er hoffte, dass der Kauffahrer die Männer nicht allzu sehr geschröpft hatte. Taggarts Miene war nachdenklich geworden. Er nahm das Astrolabium entgegen und fand erstaunliche Worte: »Das ist nett von euch, Männer, aber das kann ich nicht annehmen.« Er setzte das Gerät auf der Reling ab. »Es ist viel zu kostbar und damit als Geschenk unziemlich.«
    Ein enttäuschtes Raunen ging durch die im Boot sitzenden Matrosen.
    »Aber ich will euch meinerseits danken. Auch wenn ihr Halunken der lahmste Haufen seid, mit dem ich je gefahren bin.« Taggart grinste so breit, dass sich fast die starre Gesichtsseite mitverzog.
    Einige Leute kicherten.
    »Ruhe!« Taggart hob die Hand. »Ihr sollt wissen, dass auf euch der härteste Törn eures Lebens zukommt. Unterschätzt deshalb eure Aufgabe nicht. Seid wachsam. Vermeidet Kämpfe. Schlängelt euch so durch. Betet, dass Poseidon die Backen nicht aufpustet. Und: Haltet zusammen wie das Pech zwischen den Planken, sonst geht ihr zu den Fischen. Vergesst nie: Die Argonaut ist nichts weiter als ein zugeklebtes Sieb.« Taggart schnaufte kurz. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, selbst der Ausguck im Fockmars blickte - vorschriftswidrig - zu ihm herab.
    »Sie nach Hause zu segeln, ist eine echte Herausforderung, Männer. Ich stelle sie deshalb unter den Befehl desjenigen Offiziers, der sie am besten kennt: unter den Befehl von Richard Catfield!«
    Catfield trat vor und verbeugte sich knapp, was den Vorteil hatte, dass man seine Nase für einen Augenblick nicht sah. Die Matrosen im Boot blickten erstaunt, ließen sich aber weiter nichts anmerken. Wenn der Alte zu diesem Entschluss gekommen war, dann hatte das seine Richtigkeit.
    »Und nun, Männer, entbinde ich euch ausdrücklich von dem Eid, den ihr mir geschworen habt. Macht's gut ... Argonauts!«
    Taggart drehte sich um und verhielt mitten in der Bewegung, denn das Astrolabium stand noch auf der Reling. Verwundert hob er das Messinstrument in die Höhe.
    »Potzblitz, ein Astrolabium!«, rief er so laut, dass man ihn bis zum Galion hören konnte. »Welch eine Kostbarkeit! Irgendjemand hat es hier vergessen. Nun, er kann sich glücklich schätzen, dass ich es gefunden habe, denn bei mir ist es sicher. Ich hebe es auf, bis der Besitzer sich bei mir

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