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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Schluss, dass noch alles da war. »Ich bin auf diesem Schiff schon mehrfach bestohlen worden, natürlich nicht von dir, aber man wird misstrauisch.« Sie lächelte leicht.
    Vitus atmete auf. »Du bist eine Collincourt, nicht wahr? Ich bin vielleicht auch ein Collincourt, ist das nicht ein Riesenzufall?«
    »Wie bitte?« Ihr Lächeln verschwand und machte einer steinernen Miene Platz.
    »Ich habe dasselbe Wappen wie du, trage es seit meinem Weggang von Campodios immer mit mir herum.«
    »Das hätte ich nicht gedacht«, flüsterte sie tonlos.
    »Nicht wahr? Aber es stimmt. Ich trage wirklich dasselbe Wappen wie du.«
    »Ein Lügner und ein Hochstapler.« Ihr Blick ging durch ihn hindurch. »Bei der heiligen Mutter, das hätte ich nicht gedacht.«
    »Aber wieso, glaubst du mir etwa nicht?« Er lachte auf und kam sich albern vor. »Ich bin ein Findelkind, der alte Abt Hardinus selbst hat mich vor dem Kloster gefunden, ich war eingewickelt in ein Tuch, auf dem das Wappen der Collincourts eingestickt ist. Ich trage es immer ...«
    »Hinaus!«, unterbrach sie ihn.
    »Aber Arlette, Liebste, mein Wappen ist auch dein Wappen, vorausgesetzt, ich bin tatsächlich ein Collincourt, aber das wird sich bald herausstellen, ich ...«
    »Hinaus!« Aufschluchzend drängte sie ihn zum Ausgang, schob ihn mit bemerkenswerter Kraft über das Süll und knallte die Tür hinter ihm zu. Er stand da wie ein begossener Pudel.
    »Sir?«
    »Äh, ja?«
    Von der Seite war Miller, der Läufer und Signalgast, an ihn herangetreten und grüßte zackig.
    »Captain Taggart schickt mich, Euch abzuholen, Sir, nachdem Ihr gestern Nacht nicht zurückgekommen seid.«
    Er grinste viel sagend. »Wollt Ihr zur Falcon oder zur Argonaut übergesetzt werden?«
    »Hmja.« Vitus war von der Entwicklung der Ereignisse überrollt. Im Augenblick schien es zwecklos zu sein, das Gespräch mit Arlette fortzusetzen. Zu dumm, dieses Missverständnis! Nun, er würde es irgendwann am Vormittag ausräumen. »Ich möchte auf die Argonaut, muss mich um die Verwundeten kümmern.«
    Unter den gegebenen Umständen war es sicher ganz gut, Taggart nicht gleich unter die Nase zu kommen.
    »Gern, Sir.« Miller grüßte erneut zackig. »Ich darf vorangehen, Sir?«
    Auf der Argonaut stellte sich heraus, dass der Magister und Enano schon ganze Arbeit geleistet hatten. Für Vitus blieb nicht viel zu tun übrig. Er stand neben den Verwundeten wie ein Außenseiter, stellte Fragen, die schon beantwortet worden waren, verwechselte Medikamente und Diagnosen und redete die Verletzten mit falschem Namen an. Man musste blind sein, um nicht zu erkennen, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    »Was ist los?«, fragte der Magister schließlich. »Als dein bester Freund habe ich ein Recht darauf, das zu erfahren.«
    »Ich auch, ich auch«, echote der Zwerg.
    »Also schön.« Vitus seufzte und blickte sich um, dann steuerte er eine Ecke der Kajüte an, wo sie ungestört reden konnten. »Als ich gestern Abend nachsehen wollte, wo Lady Arlette blieb, geschah Folgendes ...«
    Er berichtete alles über Catfields Vergehen und über Arlettes Truhe mit dem identischen Wappen. Die Einzelheiten der Nacht ließ er aus, und seine Freunde waren taktvoll genug, nicht danach zu fragen.
    »Und was sagte Lady Arlette nun dazu, dass ihr verwandt seid?«, wollte der Magister wissen.
    »Sie fand's knäbbig, wui?«
    »Nein, ganz im Gegenteil, sie hat es mir nicht geglaubt. Es ist einfach alles schief gelaufen.« Er erzählte mit hängendem Kopf, wie er mit dem Arm in der Truhe von ihr überrascht worden war.
    Als er geendet hatte, sagte der Magister: »Kopf hoch, Vitus, so mutlos hab ich dich ja noch nie gesehen, stehst hier rum wie bestellt und nicht abgeholt! Das Ganze ist doch nur ein Riesenmissverständnis. Weißt du was? Genug Lazarettdienst für heute, wir fahren jetzt rüber zur Phoenix, und ich werde dem Fräulein persönlich bestätigen, dass alles, was du gesagt hast, der Wahrheit entspricht.«
    »Vielleicht hast du Recht. Gehen wir.«
    Doch als sie vor die Kajüte traten und querab nach Steuerbord blickten, sahen sie nur die Falcon, und auch an Backbord war der Kauffahrer nicht zu entdecken, ebenso wenig wie vor dem Bug und achteraus. Die Phoenix war fort.
    »Ich habe es so eingerichtet, dass wir für eine Weile ungestört sein werden«, sagte Taggart finster blickend.
    »Dafür, dass Ihr letzte Nacht nicht zurückgekommen seid, erwarte ich eine triftige Erklärung.«
    Vitus nickte ergeben. Er saß

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