Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
Vom Netzwerk:
Taggart am Kartentisch gegenüber und haderte mit seinem Schicksal.
    »Ich hatte Euch und den anderen Falcons zwar Erlaubnis erteilt, ein wenig länger mit Baldwin zu feiern, aber von einer Übernachtung auf der Phoenix war nicht die Rede. Im Übrigen seid Ihr der Einzige, der meine Großzügigkeit diesbezüglich ausgenutzt hat.«
    »Sir, ich kann nur sagen, dass es mir aufrichtig Leid tut. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Ist das alles, was Ihr mir zu sagen habt?«
    »Nein, Sir, selbstverständlich nicht.« Abermals schilderte Vitus Catfields Vergehen an Arlette, erzählte, wie er eingegriffen hatte, und kam schließlich, wiederum unter Umgehung der Liebesnacht, zu der Übereinstimmung zwischen ihrem und seinem Wappen. Taggart, der, je länger Vitus redete, immer ruhiger geworden war, sagte schließlich: »Was Ihr da erzählt, Cirurgicus, sind eigentlich zwei Geschichten. Die eine, nämlich die, ob Ihr ein Collincourt seid und damit ein Verwandter von Lady Arlette, geht mich nichts an.« Seine Stimme wurde härter. »Die andere ist der Vorfall mit Catfield.«
    »Ich gebe zu, Sir, mein Bericht klingt etwas, äh ... aus der Luft gegriffen, zumal Lady Arlette fort ist und meine Angaben nicht mehr bestätigen kann, aber ich versichere Euch, es ist die reine Wahrheit.«
    »Ich weiß«, entgegnete Taggart zu Vitus' Überraschung. »Catfield ist gestern Nacht mit den anderen Falcons auf mein Schiff zurückgekehrt und hat sich mir heute Morgen freiwillig gestellt. Der Kerl hatte den Anstand, für seine Untat gerade zu stehen. Schwor Stein und Bein, er hätte Lady Arlette nur einen Kuss rauben wollen und alles Weitere sei ein schreckliches Missverständnis gewesen. Dennoch hätte ich ihn am liebsten in Eisen legen lassen, was ich allerdings nicht tun konnte. Immerhin ist er Offizier, deshalb steht er nur unter Arrest.«
    »Was habt Ihr mit ihm vor, Sir?«
    »Ich weiß es noch nicht. Doch zurück zu Euch. Ich würde sagen: Schwamm über die Sache, niemand soll vom alten
    Taggart behaupten, er wäre nachtragend.« »Verbindlichsten Dank, Sir.« Vitus war ehrlich erleichtert.
    »Sir, Verzeihung, wenn ich störe.« Tipperton stand in der Tür und sah aus wie das fleischgewordene schlechte Gewissen.
    »Ich verzeihe gar nichts, wenn ich ausdrücklich befohlen habe, nicht gestört zu werden!«, bellte Taggart.
    »Sir, aber ... Verzeihung, jene Männer, die auf die Argonaut befohlen sind, wollen Euch etwas übergeben, Sir, die Matrosen sitzen bereits im Boot, klar zum Übersetzen, deshalb erlaubte ich mir ...«
    »Sollen warten, die Burschen!« Die Blitze in Taggarts Augen schleuderten Tipperton wieder vor die Tür.
    »Es sind Männer auf die Argonaut befohlen worden, Sir?«, fragte Vitus.
    »In der Tat. Mit den paar Leuten, die das Gefecht überlebt haben, ist sie nicht zu segeln. Deshalb bin ich, während Ihr Tage und Nächte auf der Phoenix verbracht habt, nicht untätig gewesen: Habe bereits heute Morgen unter meinen Falcons zehn Freiwillige ausgesucht, darunter auch Rod, den Schotten, der ein erfahrener Seemann ist. Ich wünschte, ich hätte mehr von seiner Sorte. Die Überfahrt der Argonaut nach England wird ein heißer Ritt. Sie ist zwar einigermaßen dicht, aber wehe das kleinste Stürmchen zieht auf.« Taggart schnaufte unzufrieden. »Ganz zu schweigen von dem Problem der Schiffsführung: Evans ist gefallen, der arme Bursche, und Catfield ist hinter Schloss und Riegel. Werde mich wohl von McQuarrie trennen müssen und ihn zum Ersten auf Zeit befördern. Dann mag er die Argonaut heimsegeln, aber weiß Gott, beneiden tue ich ihn nicht darum.«
    Vitus kam spontan ein Gedanke: »Sir, ich schlage vor, Catfield eine Chance zu geben. Ich bin überzeugt, er ist kein schlechter Kerl, und die Tatsache, dass er sich freiwillig gestellt hat, spricht ebenfalls für ihn. Setzt ihn wieder als Ersten ein. Die Rückreise nach England, von der Ihr selbst sagt, dass sie besonders schwierig werden wird, wäre eine gute Bewährungsprobe für ihn.«
    »Hm, habe selbst auch schon mit dem Gedanken gespielt, wäre eine elegante Möglichkeit. Allerdings: Der Mann hat eine Nase wie Brei, und ich weiß sehr wohl, wo er die herhat.« Taggart grinste innerlich, als er sah, wie Vitus die Lippen zusammenpresste. »Er hat den Falcons heute Nacht erklärt, ein Block hätte sich plötzlich gelöst und sei ihm gegen die Nase geflogen, doch das hat ihm natürlich keiner geglaubt. Wilde Gerüchte kursieren seitdem über die Ursache seiner

Weitere Kostenlose Bücher