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Der Wandermoerder

Der Wandermoerder

Titel: Der Wandermoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Starr
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ebenfalls Ähnlichkeiten zwischen dem Mord in seinem Bezirk und dem Fall Portalier entdeckt und daher Kollegen im Südosten von Frankreich angeschrieben und gefragt, ob ihnen vergleichbare Fälle bekannt seien. Fourquet wusste, dass Fonfrède glaubte, alle diese Verbrechen könne kein Einzeltäter begangen haben. Doch Fourquet war nicht überzeugt von der »Ansteckungstheorie«. Die Gemeinsamkeiten waren jedoch ein »Lichtstrahl«, der darauf hindeutete, dass zwischen einigen Fällen ein Zusammenhang bestehen konnte. Er schrieb daher Fonfrède, und innerhalb von 48 Stunden bekam er eine Akte mit den Details zu sieben Morden in verschiedenen Teilen Frankreichs. Zusammen mit dem Fall aus Bénonces waren es dann acht.
    Auch Alphonse Benoist, der Untersuchungsrichter von Lyon (der für den Fall Laurent zuständig war), sah die Ähnlichkeiten und sprach darüber mit einem Reporter des Lyon Républicain . Am 25. Juni berichtete die Zeitung über mehrere Verbrechen an »jungen Hirten, die nach ihrem Tod geschändet und verstümmelt wurden«. Niemand hatte die Morde beobachtet, doch oft hatten einige Leute kurz vor der Tat einen grimmig aussehenden Landstreicher mit dunklem Haar, dicken Augenbrauen und einer Narbe auf der Wange gesehen. Die Zeitung bezeichnete ihn als »neuen Jack the Ripper«.
    Da Laurent im Bezirk Lyon ermordet worden war, konnte Benoist eine Einrichtung nutzen, die seinen Kollegen auf dem Land nicht zur Verfügung stand: Lacassagnes Institut für Gerichtsmedizin. Am Tag nach dem Mord traf Dr. Jean Boyer ein, der bei Lacassagne studiert hatte und nun einer seiner Mitarbeiter war. Er untersuchte den Tatort und die Leiche. Sein Bericht spiegelte seine Ausbildung und die Präzision seiner Arbeit wider. Keine Wunde und kein Fleck blieben unbemerkt, unerwähnt, unvermessen oder ununtersucht. Nachdem er den Ort, die Größe und die Form der braunen Flecken auf der Hose in Augenschein genommen hatte, schnitt Boyer sie aus und unterzog sie dem Van-Deen-Test. Innerhalb weniger Sekunden wurden sie saphirblau – es handelte sich also um Blut. Bräunliche Flecken auf dem Taschenmesser des Opfers führten hingegen zu einem negativen Befund. Als Boyer sie mit einer Mischung aus Salzsäure und Eisenzyanid bestrich, färbten sie sich blau. Es war aber ein anderer Blauton, der von anderen Reaktionen hervorgerufen wurde und auf das Vorhandensein von Eisen hindeutete, also auf Rost. Außerdem fand Boyer weiße Flecken auf der Sitzfläche der Hose, aber die Prüfung unter dem Mikroskop ergab, dass sie kein Sperma enthielten.
    So machte er Schritt für Schritt weiter. Er entdeckte jeden Fleck auf der blutigen Kleidung und jedes Stück Fleisch auf dem Boden. Da die Gliedmaßen der Leiche steif waren, wusste er, dass der Mord innerhalb der vergangenen 72 Stunden verübt worden war. Tödlich waren eine Reihe von tiefen Stichen links der Halsmitte gewesen. Der Winkel der Wunde und die Kerben an ihren Rändern verrieten ihm, dass der Täter hinter dem Opfer gestanden und ihm das Messer zwei- oder dreimal tief in die Kehle gestoßen hatte.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Gerichtsmedizinern befolgte Boyer die Anweisungen seines Mentors und untersuchte auch den After, weil ein Sexualdelikt möglich war. Das war eine unangenehme Prozedur. Er musste das Gewebe reinigen, genau untersuchen und dann mit den Fingern den Muskeltonus bestimmen (damals trugen Ärzte noch keine Handschuhe). Boyer erledigte seine Pflicht gewissenhaft und entdeckte kleine Risse in der Analschleimhaut, die nach dem Tod nicht aufgetreten wären, weil der After dann erschlafft gewesen wäre. Dank dieser Befunde konnte Boyer die Tat rekonstruieren: Ein Einzeltäter hatte den Jungen am Hals gepackt, mit dem Messer auf ihn eingestochen und ihn zu Boden geworfen oder zusammenbrechen lassen. Dann hatte er ihm unbeschreibliche sexuelle Verstümmelungen zugefügt und den Sterbenden missbraucht.
    Keine dieser Einzelheiten wurde später in den Zeitungen erwähnt. Entweder gaben die Ärzte sie nicht preis, oder man hielt sie für allzu abstoßend. Aber das, was veröffentlicht wurde, genügte, um bei den Bürgern Panik auszulösen. Le Lyon Républicain schrieb, der Mord habe »das Land buchstäblich in Angst und Schrecken versetzt«.
    Die Einwohner trauen sich nicht mehr, nachts aus dem Haus zu gehen. Hirten weigerten sich, ihre Herden fern der Dörfer zu hüten. Eine Mutter einer guten Familie hatte solche Angst, dass sie ihre Tochter, ein Hausmädchen bei einer

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