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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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sagen. Unsere Mütter haben im Schnitt jede acht Kinder. Viele sogar über zehn – aber die Kinder sind fast alle Jungen. Wahrscheinlich lag es am vergifteten Wasser in Sylum. Wir hoffen, dass sich das nun ändern wird.«
    »Es scheint in der Tat einen deutlichen Überschuss an Männern zu geben«, stellte Myrna fest.
    »Neun Männer kommen auf eine Frau«, bestätigte Gaia. »Letztes Jahr wurde gar kein Mädchen geboren.«
    Myrnas Interesse war eindeutig geweckt. »Sehr ungewöhnlich. Gibt es Fälle von Bluterkrankheit bei euren Leuten?«
    »Nein«, sagte Leon.
    Myrna verschränkte nachdenklich die Arme. »Faszinierend«, sagte sie schließlich und warf Leon einen wissenden Blick zu. »Dein Vater wird sehr interessiert sein.«
    »Darauf bauen wir«, erwiderte er.
    Gaia aber sorgte sich vor allem um ihre alte Freundin. »Kann Emily die Enklave denn gar nicht mehr verlassen? Und die Babyquote – werden wirklich keine Kinder mehr vorgebracht?«
    Myrnas Augen verengten sich zu Schlitzen, und sie zog ihren Hut tiefer. »Einmal kam Emily kurz nach draußen, um Leute anzuwerben. Sie arbeitet jetzt für den Protektor – für das Trägerinstitut.«
    »Was ist das denn?«, fragte Gaia.
    »Es befindet sich noch in der Pilotphase«, sagte Myrna. »Aber im Wesentlichen, könnte man sagen, ist es eine Babyfabrik.«

6 Heimkehr
    »Der Protektor würde es zwar nicht so nennen«, fuhr Myrna fort. »Aber genau das ist es.«
    »Das meinst du doch nicht ernst«, sagte Will. »Frauen würden sich nie für so etwas hergeben.«
    »Vielleicht nicht da, wo du herkommst.«
    »Wie funktioniert diese Babyfabrik denn nun?«, wollte Dinah wissen.
    »Das Trägerinstitut beschäftigt Frauen, die für kinderlose Eltern in der Enklave Kinder zur Welt bringen.«
    »Wie viele?«, fragte Gaia. »Was zahlen sie?«
    »Es gibt augenblicklich zwölf Frauen, aber zu den Details der Vereinbarung kann ich nichts sagen.«
    »Ist Emily eine dieser zwölf Frauen?«, fragte Leon.
    »Emily ist die Sprecherin des Instituts. Ob sie selbst schwanger ist, weiß ich nicht. Ihr jüngster Sohn ist zwar erst ein paar Monate alt, aber ich halte es für denkbar. Dann wäre sie die Nummer dreizehn.«
    »Du hast doch gesagt, dass Emily den Streik angeführt hat«, sagte Gaia. »Wie kann ausgerechnet sie zur Sprecherin einer solchen Fabrik werden? Das ergibt doch keinen Sinn. Was ist daran denn besser als an dem alten System?«
    »Diese Mütter haben immerhin eine Wahl. Sie unterschreiben den Vertrag aus freien Stücken.«
    »Moment mal. Unterstützt du das etwa?«
    »Ich erkläre dir nur, wie es funktioniert«, erwiderte Myrna kühl.
    »Hört mal, ich will euch ja nicht unterbrechen«, schaltete sich Dinah ein. »Aber wir haben gerade ein paar andere Dinge, um die wir uns dringend kümmern müssten. Solltest du nicht an der Spitze des Zuges sein, Gaia?«
    Gaia hob das Fernglas und sah, dass die Vorhut inzwischen die ersten ärmlichen Behausungen des dritten westlichen Sektors erreicht hatte. Sie waren schon fast an der Senke, wo sie sich sammeln und abbiegen sollten. Nach all der Planung und den Wochen im Ödland waren sie beinahe am Ziel.
    Gaia gab Mikey einen Wink. »Rote Flagge«, sagte sie. Der Junge hob die Flagge, und Sekunden später sprangen überall vor und hinter ihnen noch mehr rote Flaggen in die Luft, und der ganze Zug blieb stehen.
    »Wenn ihr mich nun entschuldigen würdet«, sagte Gaia. »Leon, bring Myrna doch bitte zu Jack. Vielleicht kann sie ihm helfen.«
    »Ich bleibe bei dir«, sagte Leon.
    »Lieber nicht«, sagte Gaia und zog Mayas Tragetuch zurecht. »Ich hoffe, dass der Protektor noch nichts von deiner Anwesenheit ahnt. Und wo wir schon dabei sind, es wäre mir auch lieber, wenn er nichts von Jack erfährt.«
    »Das wird er irgendwann doch ohnehin.«
    »Aber noch nicht jetzt. Nicht gleich zu Beginn.«
    Er trat einen Schritt auf sie zu. »Gaia. Sei doch vernünftig. Ich will bei dir sein – das ist mir wichtig.«
    Gaia warf einen flüchtigen Blick in die Runde.
    »Du würdest mich ablenken«, gestand sie ihm mit gesenkter Stimme. »Und ich will mir jetzt keine Sorgen machen müssen. Bleib bitte bei Myrna und Jack.«
    Leons Augen blitzten kurz auf. »Das ist ziemlich beleidigend, findest du nicht? Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Redest du als die Matrarch oder als meine Verlobte?«
    Sie lächelte entschuldigend, wandte sich aber schon von ihm ab. »Auf welche Weise vermeide ich denn eine Diskussion mit dir?«
    Er schaute ihr nach, die

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