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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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früher sein würde.
    Als sie die Uferböschung hinter sich ließen und die Sally Row in Sicht kam, sah sie, dass die Straße verlassen lag.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte Gaia. »Es ist einfach zu ruhig.«
    »Du solltest besser nicht hier sein«, mahnte Peter.
    »Ich muss aber herausfinden, was aus Munsch und Bonner geworden ist. Außerdem bin ich neugierig. Du denn nicht?« Sie ging vorsichtig weiter. »Wir passen schon auf.«
    »Bleibt zusammen«, sagte Peter und bedeutete den anderen, einen Kreis um Gaia zu bilden.
    Die meisten Bogenschützen waren Frauen aus der Schwesternschaft, die schon seit Kindheitstagen schießen konnten. Die übrigen waren Männer wie Peter, die das letzte Jahr täglich trainiert hatten. Sie alle legten nun einen Pfeil ein und ließen ihre Umgebung keinen Moment aus den Augen.
    Gaia hielt sich in der Mitte der verlassenen, staubigen Straße. Die einst vertrauten Häuser wirkten kleiner und heruntergekommener, als sie sie in Erinnerung hatte. Sie fragte sich, ob sie schon immer so baufällig gewesen waren und sie es bloß nie bemerkt hatte. Sie näherten sich gerade ihrem Elternhaus, als ein Dutzend Soldaten aus der Enklave direkt auf sie zu marschiert kam. Ihre schwarzen Uniformen und Hüte zeichneten sich scharf gegen das fleckige Grau von Wharfton ab, und ihre Gewehre glänzten in der Sonne.
    »Gaia Stone!«, rief ihr Anführer.
    Sie hielt an. »Das bin ich«, antwortete sie. »Und wer seid ihr?«
    »Wir verhaften dich wegen Hochverrats. Sag deinen Leuten, dass sie die Waffen niederlegen sollen.«
    Ohne zu zögern war Peter vor sie getreten und hatte seinen Pfeil mit tödlicher Genauigkeit auf den Anführer der Wache gerichtet. Will zog sein Schwert. Der Rest ihrer Eskorte zog den Kreis enger um sie und richtete die Pfeile ebenfalls auf die Soldaten.
    Gleichzeitig gab der Anführer der Wache seinen Männern ein Zeichen, auf das hin sie auf die Knie gingen, die Gewehre anlegten und mit lautem Klicken spannten.
    »Seid doch nicht dumm«, sagte er. »Wir schießen euch über den Haufen.«
    »Und die Hälfte von euch nehmen wir mit«, sagte Gaia. »Ihr habt euch wie die Zielscheiben aufgestellt, und selbst auf die doppelte Entfernung würden meine Leute nicht vorbeischießen.«
    Da bedeutete der Anführer den Soldaten zu warten. Offensichtlich bereitete die kurze Distanz ihm Sorgen.
    »Was ist mit meinen beiden Kundschaftern?«, fragte Gaia. »Weshalb lässt man sie nicht frei?«
    »Mach dir doch selbst ein Bild«, schlug er vor.
    »Nicht, solange ihr auf uns anlegt«, entgegnete sie. »Senkt die Gewehre, dann können wir reden.«
    »Ihr legt eure Waffen zuerst nieder«, beharrte er.
    »Ich habe seinen Adamsapfel im Visier«, flüsterte Peter. »Gar kein Problem.«
    Rasch ließ Gaia den Blick über die Soldaten und ihre Gewehre wandern. Sie zweifelte keinen Moment an den Fähigkeiten ihrer Schützen, aber viele ihrer Freunde würden in dem Schusswechsel den Tod finden. Ihr Herz tat einen Sprung. Wenn sie jetzt einen Fehler beging, könnten Will und Peter in Sekundenschnelle tot sein.
    »Waffen runter«, sagte sie leise.
    »Nein«, sagte Peter.
    »Sofort«, sagte sie, noch leiser. »Ich bestehe darauf!«
    Sie hörte das knarrende Geräusch straffer Sehnen, die langsam entspannt wurden. Gleichzeitig zog ihre Eskorte ihren schützenden Kreis noch etwas enger, sodass sie über Peters Schulter spähen musste, um noch etwas zu erkennen. Dann gab auch der Anführer der Soldaten den Befehl, die Gewehre zu senken, und Gaia atmete erleichtert auf.
    »Ich werde mit ihnen gehen«, sagte sie. »Ich muss sowieso mit dem Protektor sprechen. Also kann ich genauso gut auch gleich mit den Verhandlungen beginnen.«
    »Das ist ein Fehler«, sagte Will, der sein Schwert noch immer gezogen hatte. »Sei nicht so leichtsinnig.«
    »Ich habe aber keine Lust auf Blutvergießen«, erwiderte sie.
    »Ich lasse dich nicht allein.«
    »Wie du meinst. Aber steck dein Schwert weg – ich gebe ihnen keinen Vorwand, dich zu erschießen.«
    »Ich komme auch mit«, sagte Peter.
    »Ihr Chardos«, murmelte sie. »Gebt Vlatir und den anderen Bescheid!«, sagte sie dann den Übrigen. »Ich bin so bald wie möglich wieder zurück. Bis dahin hat er das Sagen.«
    Will und Peter neben sich, trat sie einen Schritt vor.
    »Die beiden brauchen wir nicht«, sagte der Anführer der Soldaten.
    »Wir kommen entweder zu dritt oder gar nicht«, sagte sie. »Oder darfst du etwa keine Extrageiseln nehmen? Deine Befehle sagen bestimmt nichts

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