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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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in der trockenen Hitze bimmelten.
    Mit jedem Schritt kam der Horizont ein Stückchen näher, bis sie schließlich den Kamm erreichten und sich der letzte Abschnitt Ödland vor Gaia erstreckte: ein weiter, schimmernder Streifen, braun und weiß und grau. In der Ferne erhob sich die Enklave wie ein majestätischer Hügel. Ihre Türme und weißen Dächer und die Spitze des Obelisken hoben sich klar von dem blauen Himmel ab, während darunter die große, uneinnehmbare Mauer die Stadt von den grauen, durcheinandergewürfelten Behausungen Wharftons, ihrer Heimat, trennte. Davor verlief sich das Bett des riesigen Trockensees nach Süden.
    Gaia holte tief Luft. »Das ist es, Maya«, sagte sie zu ihrer Schwester.
    Will blieb neben ihr stehen. »Es ist größer, als ich erwartet habe.«
    »Ja«, sagte sie nur.
    »Wer ist das?« Er zeigte mit dem Finger und reichte ihr ein Fernglas.
    Fern in der flirrenden Luft marschierte eine Frau ruhigen Schrittes in ihre Richtung.
    Gaia stellte das Fernglas schärfer. Die Frau kam ohne Zweifel auf sie zu, und sie trug einen schwarzen Arztkoffer unter dem Arm. »Das ist Myrna Silk«, sagte Gaia. »Eine Ärztin aus der Enklave. Sie saß mit mir im Gefängnis.«
    »Anscheinend hat man sie freigelassen«, sagte Will.
    Gaia ließ den Blick über die Mauer und die winzigen Schatten der Wachen darauf schweifen, und ihr Puls beschleunigte sich. Die Enklave war bereit – und sie war bewaffnet.

5 Der Babystreik
    »Immerhin schicken sie keine Truppen, um uns anzugreifen. Jedenfalls noch nicht.« Sie reichte Will das Fernglas zurück.
    »Behalte es ruhig«, sagte er. »Was ist mit deinem?«
    »Das haben noch meine Scouts. Danke.« Sie zog sich den Gurt über, worauf ihn Maya neugierig zu inspizieren begann. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als weiterzugehen und auf der Hut zu sein.
    Die Karawane machte einen weiten Bogen nach Süden, um sich Wharfton und der Enklave von der alten Küste des Trockensees aus zu nähern. So waren sie noch ein paar Stunden von der Mauer entfernt, als Myrna Silk zu ihnen stieß. Ihre schwarzen Brauen kontrastierten lebhaft mit den Strähnen weißen Haars unter ihrem Hut, und ihr Gesicht wirkte säuerlich und streng, selbst wenn sie lächelte.
    »Das Exil steht dir«, stellte Myrna fest und drückte Gaia die Hand. »Und wer ist das Reizendes?« Sie lüpfte Mayas Hut ein wenig.
    »Maya, meine Schwester.«
    »Natürlich. Hat Leon dich je gefunden?«
    »Er ist bei uns.« Gaia wies hinter sich. Dann bedeutete sie der Vorhut, weiter dem Verlauf der Küste zu folgen, nahm Myrna beiseite und trat mir ihr auf einen sonnigen Vorsprung, während die Karawane weiter Richtung Enklave zog. »Vor vier Tagen habe ich zwei Kundschafter nach Wharfton geschickt, die nicht zurückgekehrt sind. Ihre Namen sind Munsch und Bonner. Hast du was von ihnen gehört?«
    »Man hat sie festgenommen und befragt. Es hieß, du wärst mit einer Armee auf dem Weg hierher.« Myrna schaute sich um und stellte ihren Koffer ab. »Doch wie es scheint, waren die Gerüchte übertrieben. Es sei denn, diese Hühner da sind auf Angriff dressiert.«
    Gaia lachte. »Wir sind keine Armee. Wir wollen hier bloß siedeln und haben friedliche Absichten.«
    Myrna schmunzelte, doch schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Da bist du leider die Einzige.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es hat sich eine Menge getan, seit du gegangen bist. Die Feindseligkeiten auf beiden Seiten der Mauer haben sich verschärft. Lass mich mit eurem Anführer reden. Ich bin hier, um euch zu überzeugen, dass ihr besser weiterzieht. Wie stehen die Chancen?«
    Gaia schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einfach wieder gehen. Wir haben einen weiten Weg hinter uns, und unser altes Zuhause ist eine Todesfalle. Wir werden tun, was immer nötig ist, um hier zu überleben.«
    »Trotzdem. Wer hat das Sagen?«
    Mit einem kleinen bisschen Genugtuung antwortete Gaia: »Ich bin das gewählte Oberhaupt. Du sprichst mit der Matrarch von New Sylum.«
    Myrnas Blick wanderte von Gaia zu der ärmlichen Karawane und wieder zurück. »Das erklärt einiges.«
    Gaia bot ihr einen Schluck Wasser an, aber die Ärztin hatte ihre eigene Flasche dabei. Während die ältere Frau trank, warf Gaia wieder einen Blick durchs Fernglas. Die Mauer mit ihren massiven Kalksteinquadern wirkte noch höher als zuvor – und tatsächlich hatte man eine zusätzliche Brustwehr zwischen den Türmen errichtet, in deren Schutz man die Mauer der Länge nach abschreiten konnte – zumindest auf der

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