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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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Lippen zusammengepresst, dann gab er Will einen Wink. »Geh du mit ihr. Lass nicht zu, dass sie alleine loszieht oder eine Dummheit begeht.«
    »Alles klar«, sagte Will. Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Und gib gut auf dich acht, ja?«
    »Hau bloß ab, Chardo«, sagte Leon. »Willst du Maya nicht lieber bei mir lassen?«, rief er Gaia noch nach.
    Gaia zögerte kurz und blickte erst auf das Kleinkind an ihrer Hüfte, dann auf die Last, die er bereits trug. »Nein. Das geht schon.«
    Es war offensichtlich, dass er das für eine weitere schlechte Entscheidung hielt. »Auch gut«, sagte er dann und ging hinüber zu Myrna.
    Gaia war klar, dass sie ihn verärgert hatte; gleichzeitig war sie froh, dass er nicht an vorderster Front mit dabei war. Insgeheim hatte sie Angst, dass er in der Enklave die Beherrschung verlor und sich in Gefahr brachte, ohne dass sie es würde verhindern können. Sie bedeutete Will und Dinah, ihr zu folgen, dann ging sie die Karawane entlang bis zur Spitze.
    Sobald sie die Senke erreicht hatten, in der Peter mit einigen Bogenschützen und Scouts auf sie wartete, ließ sie Mikey die grüne Flagge heben. Die Menschen setzten sich wieder in Bewegung.
    Peter tippte sich zum Gruß an den Hut. »Jetzt werde ich endlich sehen, woher du kommst.«
    Als sie ihn anschaute, musste sie lächeln. »Stimmt.« Mit seinem Bart und dem ganzen Staub an den Kleidern sah Peter ganz ähnlich aus wie damals, als sie ihn das erste Mal getroffen hatte. Sie wäre damals im Ödland gestorben, hätte er sie nicht gerettet, und sie fragte sich, ob er je an diese Nacht zurückdachte. »Es ist so viel passiert, seit ich wegging.«
    »Es ist so groß«, staunte Mikey.
    Gaia schenkte dem Jungen ein Lächeln. »Nicht wahr?«
    Sie versuchte, sich Wharfton aus seiner Perspektive vorzustellen. Er hatte nie etwas anderes gekannt als Sylum, ein kleines Dorf in einem Wald. Die Gebäude vor ihnen aber schienen immer größer zu werden, besonders die innerhalb der Mauern, die so hell in der Sonne glänzten. Auch ohne Fernglas konnte sie einen Jungen auf seinem Weg zum Wasserhahn des dritten westlichen Sektors verfolgen. Auf den Wäscheleinen hingen graue und braune Kleider, und überall stieg dünner, dunkler Rauch aus den Schornsteinen. Auf der Veranda des nächstgelegenen Hauses stand ein Blumentopf mit rosa Blüten. Dann hörte sie das Hämmern eines Schmieds, und auf einmal spürte sie, dass sie zu Hause war.
    »Was, wenn ich mich verlaufe?«, fragte Mikey.
    Gaia lachte. »Wir passen schon auf. Wenn du wirklich den Weg nicht mehr findest, geh einfach den Hang hinab Richtung Trockensee. So kommst du immer zu uns zurück.« Sie gab den Chardobrüdern und den anderen ein Zeichen. »Hier biegen wir ab.«
    Sie gingen hinab in das weite Becken des Trockensees, das sich bis zum blauen Horizont erstreckte. Maya quietschte überrascht, als kurz ein Grashüpfer auf ihr lan dete. Bald hatte Gaia jenen Pfad wiedergefunden, den sie in ihrer Kindheit oft mit Emily und Sasha entlanggegangen war. Zwar hatte sie aus der Erinnerung schon eine grobe Karte der Gegend gezeichnet, mit deren Hilfe sie im Vorfeld die Grundzüge New Sylums geplant hatten, doch sie hatte nicht damit gerechnet, wie schön es sein würde, endlich wieder auf diesen alten Wegen zu gehen. Es war, als erwachten Bereiche in ihrem Gehirn, die lange geschlafen hatten, und alle ihre Sinne waren auf einmal geschärft. Ihr Herz schlug höher. Endlich daheim.
    »Siehst du?«, sagte sie zu Will. »Es ist genau, wie ich gesagt habe.«
    »Deine beiden Leben treffen sich endlich«, stellte er fest.
    »Stimmt«, sagte sie überrascht.
    Er blickte voraus, wo gerade ein Schwalbenschwarm durch die klare Luft segelte. »Es ist wunderschön.« Dann fügte er hinzu: »Und wir sind so weit vom Sumpf entfernt.«
    »Darum ging es uns schließlich«, erinnerte ihn Peter.
    »Ich meine ja nur, dass es hier so anders ist.«
    »Kriegst du jetzt etwa Heimweh?«, fragte Peter.
    Will zog gelassen seinen Rucksack zurecht. »Nicht, bevor du welches kriegst.«
    »Da kannst du lange warten.« Peter rang sich ein Lächeln ab.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Gaia, der etwas an seinem Tonfall seltsam vorkam.
    »Jetzt bring’s schon hinter dich«, sagte Will.
    »Was denn?«
    Peter schüttelte den Kopf. »Es ist nichts.«
    Will lachte. »Er wünscht dir und Vlatir alles Gute.«
    »Danke, Will. Aber dürfte ich bitte für mich selbst sprechen?«
    »Ist schon okay.« Gaia fühlte, wie sie errötete.
    »Aber es

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