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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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Wharfton zugewandten Seite.
    Sie stellte das Fernglas schärfer und entdeckte einen Soldaten, der seinerseits mit einem Fernglas zu ihnen herüberstarrte.
    Sie ließ ihr Fernglas sinken und schaute die Ärztin an. »Bist du eine Spionin des Protektors?«
    »Wieso? Habt ihr denn etwas zu verbergen?«
    Da hatte sie recht. Gaia wandte sich ihren jungen Boten zu, die in höflichem Abstand auf ihre Befehle warteten. »Bestellt Leon Vlatir und Fräulein Dinah, dass ich sie sprechen möchte. Sie müssen irgendwo da hinten sein.« Einem anderen Boten sagte sie: »Chardo Will ist schon vorgegangen. Finde auch ihn und bring ihn zu mir.«
    Die Kinder eilten davon.
    »Meine Scouts sollten eigentlich ein paar alten Freunden in Wharfton bestellen, dass wir Wasser brauchen, wenn wir ankommen«, fuhr Gaia fort. »Weißt du zufällig, ob sich schon irgendwer darum kümmert?«
    »Nein. Derek Vlatir hat mir bloß erzählt, dass man die Kundschafter in die Enklave gebracht hat.«
    »Woher kennst du Derek?«, fragte Gaia überrascht. »Er lebt doch noch vor der Mauer, oder nicht?«
    »So wie ich jetzt«, sagte Myrna und hob das Kinn. »Wie gesagt, es hat sich vieles geändert. Ich wohne jetzt in deinem alten Haus in der Sally Row. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber es hatte nicht den Anschein, als ob du je zurückkommen würdest. Ich habe eine Blutbank eröffnet.«
    »Ist das nicht verboten? Wie kam es dazu?«
    »Vor der Mauer ist es nicht verboten«, erklärte Myrna. »Es fing alles damit an, dass du die Bücher mit den Listen der vorgebrachten Kinder gestohlen hast. Es hat ein paar Tage gebraucht, dann fand die Enklave heraus, dass du sie deiner rothaarigen Freundin gegeben hast – Emily.«
    »Emily! Was ist mir ihr? Geht es ihr gut?«
    »Hat Leon dir das nicht erzählt? Der Protektor hat Emily ihr Kind weggenommen, um sie zur Mitarbeit zu zwingen. Natürlich hat sie ihm die Bücher da zurückgegeben. Dann aber hieß es, sie hätte Abschriften gemacht. Als sie ihren Jungen immer noch nicht wiederbekamen, sind sie und ihr Mann durchgedreht.«
    »Das kann ich mir denken. Etwa zu dem Zeitpunkt muss aber auch Leon geflohen sein; von daher weiß ich nicht, was danach passiert ist.«
    Immer noch zog der Strom der Siedler an ihnen vorbei. Einige warfen ihnen neugierige Blicke zu. Ihr Banner flatterte im Wind, und sein Schatten zuckte über den Staub.
    Myrna trank einen tiefen Schluck. »Die Eltern in der Enklave bekamen es mit der Angst zu tun. Sie befürchteten, dass die leiblichen Eltern vor der Mauer ihre vorgebrachten Kinder aufspüren und stehlen könnten. Es gab eine Panik. Dementsprechend traf Kyles Versuch, sich unter der Mauer einen Weg zu seinem Sohn durchzugraben, auf wenig Gegenliebe. Ich vermute, du erinnerst dich noch an die Strafe, die einem droht, wenn man die Mauer durchbricht.«
    Gaia drückte ihre kleine Schwester an sich. »Darauf s teht der Tod.«
    »Genau«, sagte Myrna.
    Gaia wollte es nicht glauben. Entsetzt fasste sie sich an die Stirn.
    Da trat Leon zu ihnen und legte ihr den Arm um die Hüfte. »Was ist los?«, fragte er leise.
    »Sie haben Kyle hingerichtet«, brachte Gaia hervor. »Emilys Mann. Hast du das gewusst?«
    »Nein«, sagte er. »Aber gib dir bitte nicht die Schuld daran.«
    Es war aber meine Schuld, dachte sie. Sie hatte Emily die Bücher gegeben – und damit alles losgetreten.
    Myrna legte den Kopf schief und studierte Leon.
    »Wie geht’s deinem Rücken?«, fragte sie. »Und deinem Finger?«
    »Soweit ganz gut – dank deiner Hilfe. Ich stehe in deiner Schuld, Schwester Silk.« Er schüttelte ihr die Hand. »Wie ging es nach der Hinrichtung weiter?«
    Myrna tupfte sich den Hals mit einem Taschentuch. »Anscheinend hielten die Leute vor der Mauer zu Emily, und sie hat alle Schwangeren in Wharfton auf ihre Seite gezogen. So kam es zum ersten Babystreik. Die Frauen weigerten sich, auch nur ein einziges weiteres Kind vorzubringen, und schickten dem Protektor eine Botschaft, in der sie die Herausgabe von Emilys Sohn verlangten. Sie sagten, jede Mutter habe das Recht, ihr Kind selbst großzuziehen.«
    »Ein Babystreik«, staunte Gaia. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass Emily so etwas auf die Beine stellte.
    »Ich würde vermuten, dass das kein gutes Ende nahm«, sagte Leon.
    Auch Chardo Will und Dinah stießen nun zu ihnen, während Myrna mit ihrer Erzählung fortfuhr.
    »Der Protektor lässt sich auf solche Spiele nicht ein. Er antwortete nicht auf Emilys Forderungen – er stellte Wharfton

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