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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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Stirn geben sollen, zur Warnung: Haltet eure Töchter vor ihm fern.« Er lächelte noch immer, für den Fall, dass jemand hersah.
    Gaia schüttelte den Kopf. »Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, dass er seiner Schwester so etwas angetan hätte. Nicht, wenn Ihr ihn kennt. Hört auf Euer Herz! Als Fiona Eure Hilfe brauchte, die Hilfe ihres Vaters, habt Ihr es nicht bemerkt. Was hat sie denn in die Arme ihres Bruders getrieben? Habt Ihr Euch das nie gefragt?«
    Er packte sie fester, und seine dunklen Augen funkelten. »Du hast eine kranke Fantasie. Kein Wunder, dass er dich mag.«
    Sie riss an ihrer Hand. »Ihr hättet ihn fast für immer zerstört, und ich meine nicht nur die Folter. Ihr solltet ihn um Vergebung bitten für alles, was Ihr ihm angetan habt.«
    Der Protektor schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Hat Leon dich gebeten, das zu sagen?«
    »Nein. Aber wenn Ihr Euch bei ihm entschuldigen würdet, könntet Ihr Euch vielleicht auch verzeihen, was mit Fiona geschah.«
    »Du glaubst wohl, du weißt alles, was? Denkst wohl, du hast uns alle durchschaut.« Die Stimme des Protektors wurde gefährlich ruhig. »Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie das ist, zwei Kinder auf einmal zu verlieren? Ich biete dir an, uns kennenzulernen, wie wir wirklich sind, ohne das ganze Drumherum und Leons Lügen. Deine Zukunft liegt in der Enklave, hier bei uns – nicht dort draußen.«
    Sie machte einen überraschten Schritt zurück. Nur eines der Kinder des Protektors, Fiona, war gestorben – er aber deutete tatsächlich an, dass ihn Leons Verlust genauso getroffen hatte. Er trauerte um seinen Sohn. Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen.
    Er nickte, die Lippen zu einem starren Lächeln verzogen. »Richte ihm aus, seine Mutter würde ihn gerne sehen.«

9 Pegs Taverne
    Gaia trennte sich vom Protektor und eilte durchs Südtor. Am anderen Ende der abschüssigen Straße setzte sich nun auch Evelyn in Bewegung. Leon wartete mit den Chardobrüdern und einem Dutzend Leute weiter unten neben einem Haus, das ihnen notfalls als Deckung dienen konnte vor den Schützen auf dem Wehrgang, wo ein Soldat auch gerade vernehmlich mit seinem Gewehr hantierte. Zu Gaias Linker hatten sich bewaffnete Männer und Frauen in großer Zahl auf den Dächern positioniert.
    Aus der Ferne wirkte Evelyn unbeschwert und guter Dinge, als wäre sie nur auf dem Rückweg von einem Picknick. Ihre weiße Bluse hatte kurze, gewellte Ärmel, und um ihre Ellbogen hatte sie ein weißes Tuch geschlungen. Ihr weiches, blondes Haar fiel ihr auf die Schultern, und ihre Wangen waren rosig. Als sie näherkam, konnte Gaia jedoch deutlich die Anspannung auf ihren vornehmen Zügen erkennen.
    Das jüngere Mädchen streckte ihr beide Hände zum Gruß hin.
    »Wie wütend ist mein Vater?«
    »Er ist ziemlich geladen, aber nicht deinetwegen«, sagte Gaia. »Ich kann dir gar nicht genug danken, dass du uns hilfst.«
    »Nach draußen zu gehen, schien die einfachste Lösung zu sein. Außerdem konnte ich es nicht erwarten, Leon wiederzusehen. Er hat sich so verändert!«
    »Hoffentlich nicht zum Schlechten.«
    »Er ist sehr glücklich«, sagte Evelyn. Ihre Mimik war fließend und ausdrucksstark, ihr Lächeln wie Quecksilber. Ihre Finger fanden das rote Bändchen an Gaias Handgelenk. »Ist das süß!« Sie seufzte. »Mein Bruder wird ja noch ein richtiger Künstler. Wann gibt es einen Termin?«
    »Er hat dir von unserer Verlobung erzählt?« Sie schaute die Straße hinab in seine Richtung. Leon hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und seine Ungeduld war offensichtlich.
    »Vielleicht ist das jetzt nicht der beste Zeitpunkt zum Plaudern.« Evelyns Finger strichen über die Striemen an Gaias Gelenken, wo man sie gefesselt hatte, und ihr Lächeln verschwand. »Haben die Wachen dir sehr wehgetan?«
    »Wir haben beschlossen, es unter Verschluss zu halten.«
    Evelyn schaute betroffen drein. »Oh, Gaia. Es tut mir so leid.«
    »Wir müssen das hier zu Ende bringen. Es wird nicht leicht.« Sie drehte sich kurz zu den anderen um. »Deine Eltern wissen noch nichts von Leon und mir.«
    »Ernsthaft? Wieso hast du nichts gesagt?«
    »Glaub mir, es war nicht der rechte Zeitpunkt. Kannst du ein Geheimnis bewahren?«
    »Ich kann es versuchen, aber so was wird sich rumsprechen.« Evelyn lächelte. »Ich freue mich so, wieder eine Schwester zu haben. Ich wünschte bloß, Fiona hätte dich auch kennenlernen dürfen.«
    Gaia konnte sich nur schwer vorstellen, Teil

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