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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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lassen. Es dürfte morgen früh also hoch hergehen auf dem Marktplatz von Wharfton.«
    Gaia hielt dem Protektor würdevoll die Hand hin. »Dann sehen wir uns dort?«
    Er ergriff sie mit beiden Händen. »Natürlich. Das lasse ich mir nicht entgehen.«
    Da erklang die Stimme einer jungen Frau aus der Menge. »Ich dachte, die Hebamme wäre verhaftet worden? Was war da los?«
    Gaia ließ den Blick über die Gesichter schweifen, konnte die Frau aber nirgends entdecken.
    Die Kiefermuskeln des Protektors spannten sich leicht, doch er lächelte unbeirrt. »Wie ihr sehen könnt, ist Schwester Stone wohlauf. Sie wurde auch nie festgenommen, sondern wollte sich nur zuerst ein Bild vom Befinden ihrer Kundschafter machen, die man sicherheitshalber zunächst inhaftiert hatte. Deshalb hat man sie erst zum Gefängnis eskortiert. Natürlich sind auch die beiden Männer wieder auf freiem Fuß.«
    »Wer zahlt denn für das ganze Wasser?«, rief jemand anders. »Und wo soll es herkommen? Unsere Aufbereitungsanlage ist jetzt schon ausgelastet.«
    »Meine Leute arbeiten bereits daran«, sagte der Protektor. »Es wird zu keiner Wasserknappheit in der Enklave kommen. Wenn ihr uns nun entschuldigen würdet – Schwester Stone wird vor der Mauer gebraucht.« Er bot Gaia demonstrativ seinen Arm an. »Ich werde dich dorthin begleiten.«
    Gaia hakte sich bei ihm ein, und wie ihre Finger über den weichen Stoff seines Ärmels glitten, schaute sie erstmals direkt in die Kamera. »Schwester Evelyn, falls du zusiehst: Ich hoffe, wir treffen uns am Südtor.« Sie setzte ein möglichst schwesterliches Lächeln auf.
    Wohlwollendes Gemurmel lief durch die Reihen, die sich nun für sie teilten. Gaia warf noch einen Blick zu Genevieve, die sich mit verschiedenen Funktionären beriet, während der Kameramann einen letzten Schwenk über den Platz filmte. Dann ging sie Seite an Seite mit dem Protektor die Stufen hinab. Sie musste sich beeilen, mit ihm Schritt zu halten.
    »Das lief nicht schlecht«, sagte er leise. »Einfach weiterlächeln.«
    Hättest du mir wohl nicht zugetraut, dachte sie.
    Mittlerweile war es Abend geworden, und wie sie die kopfsteingepflasterte Straße zum Südtor hinabschritten, traten immer mehr Menschen, die die Neuigkeiten im Fernsehen gesehen hatten, auf ihre Balkone oder vor ihre Türen. Der Protektor plauderte derweil über seinen Weinberg und die Versuche, neue Rebsorten zu züchten, doch Gaia hörte ihm kaum zu. Sie merkte, dass die Leute sie mit neuem Interesse ansahen. Manche wirkten misstrauisch, doch andere winkten ihr zu.
    Als dann Mace Jackson in seiner Bäckerschürze mit seiner Tochter Yvonne um die Ecke bog, konnte Gaia sich vor Freude kaum noch halten.
    »Mace! Yvonne!«, rief sie.
    Das kleine Mädchen setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Willkommen, Gaia!«, rief sie. Sie wollte schon näher kommen, doch ihr Vater hielt sie zurück.
    »Besuch uns bald«, sagte Mace und nickte dem Protektor respektvoll zu.
    Gaia löste sich kurz von ihm, um Yvonne an sich zu drücken. »Ich komme so bald wie möglich«, versprach sie. »Und bestell Pearl liebe Grüße von mir.« Sie reichte Mace noch die Hand, dann kehrte sie zurück.
    »Du hast Fans«, stellte der Protektor fest, als sie sich wieder einhakte.
    »Freunde – das ist ein Unterschied.«
    »Er hatte doch noch eine zweite Tochter. Eine Bluterin.«
    »Das wisst Ihr?«, fragte Gaia überrascht.
    Er schaute säuerlich zu ihr herab. »Meinst du, meine Bürger wären mir egal?«
    »Es war mir nur nicht klar, dass Ihr selbst ihre Familiengeschichten kennt.«
    »Das ist unerlässlich.«
    Gaia runzelte die Stirn und dachte daran, dass sie selbst so viele Bürger von Sylum wie möglich kennengelernt hatte, Familie um Familie. Sie hätte nie erwartet, dass der Protektor sich auch so viel Mühe gab.
    »Sag mir eins«, bat der Protektor, als das Südtor langsam in Sicht kam. »Wie lange hat mein Sohn gebraucht, dich zu finden?«
    »Ein paar Wochen.«
    »Also war er seitdem mit dir zusammen, mehr oder weni ger. Hat er in all der Zeit je seine Schwester Fiona erwähnt?«
    »Ein paar Mal«, sagte Gaia mit neuer Wachsamkeit.
    »Ist dir klar, was er ihr angetan hat? Hatte er je den Mut, das zuzugeben?«
    Gaia wollte ihre Hand wegziehen, doch der Protektor packte ihre Finger.
    »Ihr tut mir leid«, sagte sie.
    »Ich? Er hat sich an seiner eigenen Schwester vergriffen und sie in den Selbstmord getrieben – nichts wird das je ungeschehen machen. Man hätte ihm ein Brandzeichen auf die

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