Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
Vom Netzwerk:
derselben Familie wie dieses Mädchen zu sein. Sie wirkte so jung, so unschuldig – doch sie war auch mutig genug gewesen, nach draußen zu gehen und ihnen zu helfen. »Ich hatte nie eine Schwester. Du wirst mir zeigen müssen, wie das geht.«
    »Gerne.« Sie hob warnend den Finger. »Lass Leon bloß nie hängen. Er macht zwar einen harten Eindruck, aber brich ihm das Herz, und du bringst ihn um damit.«
    »Ich weiß«, sagte Gaia und blickte wieder die Straße hinab. Peter und die anderen bedeuteten ihr, weiterzugehen, doch Leon stand völlig reglos, als lähmte es ihn, sie so völlig schutzlos zu sehen.
    »Ich muss jetzt los«, sagte Evelyn.
    Sie drehte sich um und setzte ihren Weg zur Enklave hinauf fort, während Gaia das letzte Stück des Hanges hinab rannte. Dann, als sie ihr Ziel fast erreicht hatte, trat Leon vor, und sie warf sich in seine Arme.
    »Halt mich. Bitte. Fest«, sagte sie.
    Er zog sie um die Ecke in den Schutz der Wand. Dann umschlang er sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam, während die Chardobrüder und die anderen Scouts Wache standen.
    »Was haben sie mit dir gemacht? Haben sie dir wehgetan?« Zärtlich nahm er sie bei den Schultern und liebkoste sie, dann entdeckte er ihr verletztes Ohr. »Was ist denn das?« Er drehte ihre Hände, an deren Gelenken die Striemen deutlich zu sehen waren. Da wurde sein Blick finster und gnadenlos. »Wir brennen sie bis auf die Grundmauern nieder. Sobald es dunkel ist.«
    »Jetzt klingst du genau wie er«, sagte Gaia.
    Leon erstarrte. »Wie bitte?«
    »Ich brauche dich jetzt, wie du wirklich bist. Also lass das bitte.«
    Sie konnte sehen, wie seine Gefühle im Widerstreit lagen. »Gaia«, brachte er hervor.
    Sie vergrub sich noch einmal in seiner Umarmung. Einen kurzen Moment schaffte sie es, alles andere zu vergessen. Er hob sie sanft auf die Zehenspitzen und schaukelte mit ihr hin und her.
    »Du kannst da nicht mehr reingehen«, sagte er.
    »Ich weiß. Zumindest nicht einfach so.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Leon und küsste sie.
    »Hebt euch das für später auf«, unterbrach Peter. »Wir müssen dich hier wegbringen, Gaia. Wir sind immer noch zu ungeschützt.«
    Wie zur Bestätigung löste sich da ein Schuss von der Mauer, und Gaia zuckte zusammen. Die Menschen auf den Dächern sprangen in Deckung oder gleich hinab auf die Straße. Dann gab Peter den Befehl zum Rückzug, und die Bewaffneten zerstreuten sich. Hand in Hand huschten Leon und Gaia in Schlangenlinien zwischen den Häusern durch. In manchen konnten sie Kerzenschein sehen, doch die meisten der einfachen Behausungen in Mauernähe waren verlassen oder verrammelt, als hätten ihre Bewohner zu große Angst.
    Als sie den Marktplatz erreichten, sahen sie eine Menschenmenge vor dem Tvaltar. Gaia ging langsamer.
    »Wir müssen weiter zum Trockensee«, drängte Will. »Erst da sind wir sicher.«
    »Warte mal«, sagte Gaia. Sie sah bekannte Gesichter aus Wharfton wie aus New Sylum. »Haben alle die Botschaft des Protektors gesehen?«
    »Ja«, sagte Leon.
    Das hieß, ihre Leute wussten schon, dass sie in ihrem Namen versprochen hatte, sich morgen ins Register aufnehmen zu lassen. Und die Menschen aus Wharfton wussten es auch.
    »Sind sie wütend auf mich?«, fragte sie Will.
    »Nicht alle sind erfreut, aber wir arbeiten daran. Das Wasser ist es wert.«
    »Machst du Scherze?«, mischte sich Leon ein. »Wir wollten dich nur wieder raus haben. Wir hatten ja keine Ahnung, was sie mit dir anstellen.«
    »Es ging mir gut«, log sie.
    Er schnaubte spöttisch. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Okay, es ging mir nicht gut. Aber deine Drohung mit Evelyn war auch nicht sehr hilfreich. Du hast deinen Vater gegen dich aufgebracht. Er wollte schon seine Leute schicken und uns alle umbringen – nur Genevieve konnte ihn noch umstimmen.«
    »Ist mir egal«, sagte Leon. »Es hat funktioniert. Du bist hier. Wenn er jetzt angreifen will, soll er doch.«
    Gaia wollte ihn gerade auf die Schwachstellen seines Plans hinweisen, als eine junge Frau ihn ansprach. »Du bist doch Dereks Junge, oder?«
    »Kann ich helfen?«, fragte Leon.
    Die rosigen Wangen der Frau glühten vor Aufregung. »Du kennst mich nicht«, sagte sie und schaute ihn aus kleinen, hellen Augen unter einem wilden Haarschopf hervor aufmerksam an. »Ich bin deine Stiefmutter – Dereks Vorzeigefrau. Na ja, das mit der Vorzeigbarkeit ist vielleicht übertrieben. Du kannst mich Ingrid nennen.« Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. »Derek hat sich

Weitere Kostenlose Bücher