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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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den Knöchel verstaucht, als er vom Dach sprang. Was für ein Blödmann. Das hat er nun davon, dass er ein Held sein wollte. Schaut doch mal in der Taverne vorbei – am besten ihr alle.« Neugierig wandte sie sich an Gaia. »Du bist Gaia Stone, richtig? Hab schon viel von dir gehört.«
    Da erkannte Gaia die Frau: Sie hatte sie mit Derek auf dem Dach gesehen. Leon aber musterte sie mit höflichem, leicht gezwungenem Lächeln. Er hatte seine Stiefmutter Gaia gegenüber zwar erwähnt, aber nie getroffen. Während seines ersten kurzen Besuchs vor der Mauer hatte Derek seiner jungen Frau anscheinend noch Zeit geben wollen, sich an die Existenz eines vorgebrachten Sohns in ihrem Leben zu gewöhnen.
    Gaia aber konnte es gar nicht erwarten, Leon mit seiner neuen Familie zu erleben. »Wollt ihr mitkommen?«, fragte sie Peter und Will.
    »Bin dabei«, sagte Will. »Peter auch.«
    Peter warf Will einen mürrischen Blick zu, nickte aber.
    Da kam auch Dinah angelaufen und schloss Gaia in die Arme. »Wie geht es dir? Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht.«
    »Mir geht es gut«, sagte Gaia. »Wer passt auf Maya auf?«
    »Sie ist bei Norris und Josephine am Feuer. Und Jack und Angie sind bei Myrna in deinem Elternhaus.« Dinahs Miene hellte sich auf. »Gehen wir zur Taverne?«
    »Sieht so aus«, sagte Leon.
    »Prima.« Mit einem Grinsen strich sie sich das Haar zurück. »Wir haben ein bisschen Spaß bitter nötig.«
    Bewegung kam in die Menge, als Peter ein Dutzend Scouts als Wachen abstellte und sich die Gäste aus New Sylum Richtung Taverne bewegten. Die Tür ging auf, und ein Schwall schaler, hopfengeschwängerter Luft hieß sie willkommen. Drinnen brannten zahllose Kerzen, und gerade, als Gaia über die Schwelle trat, erklang das Klackern von Billardkugeln.
    »Leon!«, rief eine Stimme von einem Tisch am Fenster. Derek Vlatir hatte seinen Fuß auf einen Schemel gelegt und trug einen kühlenden Verband um den Knöchel. Dennoch schaffte er es, sich weit genug zu erheben, um Leon herzlich die Hand zu schütteln und ihm auf den Rücken zu klopfen. »Tut gut, dich zu sehen! Komm, Junge, setz dich!« Er schenkte Gaia ein Lächeln. »Diesmal war ich keine große Hilfe, junge Dame, bedaure. Und jetzt auch noch das.«
    Er nickte in Richtung seines Knöchels, doch als Gaia sich den Fuß ansehen wollte, winkte er ab.
    »Erzähl mir lieber von deiner Reise und den vielen Leuten, die du mitgebracht hast.« Dann richtete er den Blick wieder auf Leon und war ganz stolzer Vater. »Setz dich, Leon.« Er zog ihm einen Stuhl heran.
    »Gaia?«, fragte Leon und bot ihr den Stuhl neben sich an.
    »Mach dich wenigstens nützlich, solange du hier rumsitzt«, sagte Ingrid da und lud ein Baby auf Dereks Schoß ab. Dann brachte sie einen Teller mit gekochten Karotten und Rüben, dazu einen Bratling aus Mycoproteinen und eine Tasse Joghurt. »Ich muss mich jetzt wieder um die Gäste kümmern.« Sie zog dem Baby noch das Lätzchen zurecht, dann verschwand sie hinter der Theke und zapfte Bier. Die Taverne füllte sich rasch. Dinah und Peter waren in der Mitte des Raums in ein Gespräch verwickelt, und Will hatte ein Klavier entdeckt, auf dem eine junge Frau gerade Kerzen anzündete.
    Die Taverne hatte eine niedrige Decke mit dicken Holzbalken, unter der ein schmales Brett mit einer staubigen Sammlung mundgeblasener Flaschen angebracht war. Gaia war als Kind zweimal hier gewesen, und da auch nur so lange, wie es brauchte, ihren Vater zu finden und ihm auszurichten, dass er daheim erwartet wurde. Es war eigenartig, dass sie nun alt genug war, selbst Gast zu sein, doch niemand stellte es in Frage.
    Sie griff unter dem Tisch nach Leons Fingern, und er schloss seine Hand um ihre.
    »Das ist deine kleine Schwester«, sagte Derek zu Leon und strahlte. »Oder vielmehr Halbschwester. Ihr Name ist Sarah.«
    Leon studierte das kleine Mädchen, ein pummeliges Baby von vielleicht acht Monaten, das ihn aus großen Augen anschaute und dann automatisch den Mund öffnete, als ihr Vater ihr einen Löffel Joghurt hinhielt.
    Gaia konnte gar nicht genug davon kriegen, die drei zusammen zu sehen. Selbst im Sitzen wirkte Leon größer als sein Vater. Auch sein Haar war etwas dunkler. Die Gesichter miteinander zu vergleichen, war wegen Dereks Vollbart nicht ganz leicht; Dereks Augen waren warmherzig und braun, während Leons blaue Augen selbst jetzt noch eine gewisse Reserviertheit aufwiesen, die Gaias Mitgefühl weckte. Zwei Jahrzehnte lagen zwischen Leon und seinem Vater,

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