Der Weg der gefallenen Sterne: Roman
sehen. Sogar die Bergleute auf der anderen Seite des Platzes blieben stumm.
»Was ist nur los mit euch?«, rief sie entmutigt und mit gebrochenem Herzen. »Das ist doch falsch! «
» Du bist das Problem – du und deine Terroristen!«, entgegnete ein Händler in der Menge. »Alles war gut, bis du Ärger gemacht hast!«
»Bruder Rhodeski kann den Leuten da draußen ja gern Wasser geben, wenn er will«, fügte eine Frau neben ihm hinzu. »Das geht uns nichts an. Alles andere soll aber bitte wieder sein, wie es immer schon war.«
»Es war aber immer schon schlecht! «, stritt Gaia energisch, ohne sich vom festen Griff der Wache beirren zu lassen. »Die Reichen nutzen uns doch alle aus. Sie dulden nicht einmal Myrna Silks Blutbank in der Enklave – so viel seid ihr ihnen wert. Stattdessen bauen sie das sogenannte Institut weiter aus und handeln mit Babys – aber nur für sich selbst. Der Protektor hat seinen eigenen Sohn gefoltert und mich auch.« Sie griff sich an den Unterleib und suchte nach Worten für das, was Sephie ihr angetan hatte. »Sie haben mich ausgeweidet. Ich werde nie Kinder haben.«
Da kam vereinzelt Bewegung in die Menge, und ein paar Menschen erhoben die Stimmen.
»Genug jetzt! Weg mit ihr«, befahl der Protektor. »Hängt die beiden. Jetzt sofort!«
Die Wachen legten Malachai und Peter die Schlingen um den Hals und zogen sie fest. Da stöhnte jemand hinter ihnen auf, und Leon stieß Pyrho beiseite und sprang vor.
»Sie hat recht!«, rief er. »Die Versprechen meines Vaters sind allesamt Lügen!«
»Hört mich an!«, rief eine Frauenstimme. Sasha trat auf die Terrasse, gestützt von einem Mann in einer Kochschürze. Sie streckte ihren hochschwangeren Bauch vor und hob ihr durchschnittenes Armband in die Luft. »Sie halten die Mütter gegen ihren Willen fest. Alles, was sie gesagt hat, ist wahr!«
Gaia riss sich los, sprang von der Terrasse und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Ungeachtet der Schmerzen erklomm sie den Sockel, damit alle sie sehen konnten. »Schaut euch doch um – schaut in eure Herzen!«, drängte sie die Menschen. Sie richtete den Blick auf die Gesichter, eins nach dem anderen. »Ihr wisst genau, dass es Zeit für einen Wandel ist. Zeit für Gerechtigkeit. Hier geht es um unser aller Zukunft.« Sie machte eine Geste, die den ganzen Platz und alle Menschen, egal ob von draußen oder drinnen, mit einschloss. »Wir alle stehen heute gegen sie«, Gaia zeigte auf den Protektor und seine Leute, »und wir sind in der Überzahl. Es wird höchste Zeit, dass wir ihrem Treiben ein Ende bereiten!«
»Wachen!«, rief der Protektor.
»Ich fordere den Rücktritt des Protektors!«, rief Gaia laut. »Es ist an der Zeit, eine neue Regierung zu wählen! Tritt zurück, Miles Quarry!«
Die Menschen standen da wie betäubt.
Da zog der Protektor eine Pistole und legte auf Leon an. Seine Stimme war über den ganzen Platz hin zu hören. »Vollstreckt das Urteil. Erschießt Gaia Stone und jeden, der sie beschützen will!«
Gerade, als die ersten Schüsse in den Stein einschlugen, riss jemand Gaia vom Sockel. Zu ihrer Linken feuerte irgendwer krachend eine Waffe ab. Ein paar Händler hatten auf die Wachen angelegt und schossen zurück. Da begriff Gaia, dass sie schon bewaffnet gekommen und die ganze Zeit bloß unentschlossen gewesen waren, auf welche Seite sie sich schlagen sollten.
Mehrere Soldaten nahmen den Protektor und Genevieve schützend in ihre Mitte und eröffneten das Feuer auf den Platz. Männer und Frauen schrien und flohen in heller Panik, doch eine Gruppe scharte sich am Fuße des Obelisken um Gaia. Sie reckte den Hals, um zu sehen, was am Galgen passierte. Kugeln schlugen nun überall in das splitternde Holz ein, und zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass Peter und Malachai noch immer dort oben waren, die Kapuzen über dem Kopf und unfähig, sich zu befreien. Von Leon und den anderen fehlte jede Spur.
Nach den ersten Salven fielen vereinzelt noch weitere Schüsse. Mittlerweile mischte sich auch Schwerterklirren in den Kampfeslärm. Dann öffneten sich mit einem lauten Schlag die Falltüren unter dem Galgen, statt jedoch an ihren Hälsen in der Luft zu baumeln, fielen Peter und Malachai in das Loch. Jemand musste ihre Seile durchtrennt haben.
»Wir bringen dich raus!«, rief jemand und griff Gaia am Arm.
Sie drehte sich um und sah Mace Jackson vor sich stehen.
»Ich muss aber Leon finden!«
»Er wollte zu seinem Vater. Da kannst du jetzt nicht hin.«
Aber sie
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